Ein Mann mit grauen Haaren und Brille dirigiert und hat dabei die rechte Hand gehoben.

Jordi Savall © Foto: Barbara Rigon-Verona

Jordi Savall

„Jordi Savall steht ein für die unendliche Vielfalt eines gemeinsamen kulturellen Erbes. Er ist ein Mann unserer Zeit.“ (The Guardian)

Jordi Savall ist unter den Musiker*innen seiner Generation eine der vielseitigsten Persönlichkeiten. Seit mehr als fünfzig Jahren macht er die Welt mit musikalischen Wunderwerken bekannt, die er dem Dunkel der Gleichgültigkeit und des Vergessens entreißt. Er widmet sich der Erforschung der Alten Musik, analysiert und interpretiert sie mit seiner Gambe oder als Dirigent. Mit seinen Konzerten, aber auch als Pädagoge, Forscher und Initiator neuer musikalischer oder kultureller Projekte hat er wesentlich zu einer neuen Sichtweise und Akzeptanz der Alten Musik beigetragen. Zusammen mit Montserrat Figueras gründete er die Ensembles Hespèrion XXI (1974), La Capella Reial de Catalunya (1987) und Le Concert des Nations (1989). Mit ihnen erforscht und erschafft er seit Jahrzehnten ein Universum voller Emotion und Schönheit für Millionen von Liebhaber*innen Alter Musik in der ganzen Welt.

Danach gründete er im Jahr 2017 La Jove Capella de Catalunya, mit dem Ziel, ein Reservoir an internationalen Sänger*innen für La Capella Reial de Catalunya zu schaffen sowie historische und zeitgenössische Musik allen möglichen Zielgruppen zugänglich zu machen, gefolgt von La Capella Nacional de Catalunya (2020). Im Jahr 2018 gründete er Orpheus 21, ein Ensemble aus Migranten und Flüchtlingen aus dem Mittelmeerraum, die zugleich Berufsmusiker*innen sind, und 2023 folgte Les Musiciennes du Concert des Nations, ein ausschließlich weibliches Orchester, das sich nach dem Vorbild der vornehmlich italienischen Frauenorchester des 18. Jahrhunderts auf das Barockrepertoire spezialisiert.

Durch seine Mitwirkung bei Alain Corneaus Film Tous les Matins du Monde (deutscher Titel: Die siebente Saite; ausgezeichnet mit dem César für die beste Filmmusik), durch seine intensive Konzerttätigkeit (etwa 140 Konzerte im Jahr), seine umfangreiche Diskografie (sechs Aufnahmen jährlich) sowie durch das 1998 gemeinsam mit Montserrat Figueras gegründete Plattenlabel ALIA VOX hat Jordi Savall bewiesen, dass die Alte Musik nicht unbedingt elitär sein muss und dass sie in der Lage ist, ein immer zahlreicheres und breiteres Publikum aller Altersstufen anzusprechen.

In seiner Musikerlaufbahn hat er mehr als 230 Platten aufgenommen und herausgegeben. Das Repertoire umfasst Musik des Mittelalters und der Renaissance bis hin zu Kompositionen des Barock und der Klassik, wobei Savall einen besonderen Schwerpunkt auf die iberische und mediterrane Tradition legt. Die Einspielungen erhielten zahlreiche Auszeichnungen wie etwa den Midem Classical Award, den International Classical Music Award-ICMA und den Grammy. Seine Konzertprogramme haben die Musik zu einem Mittel der Verständigung und des Friedens zwischen unterschiedlichen und manchmal auch verfeindeten Völkern und Kulturen gemacht. Nicht umsonst wurde Jordi Savall 2008 zum „Botschafter der Europäischen Union für den kulturellen Dialog“ und gemeinsam mit Montserrat Figueras im Rahmen des UNESCO-Programms „Botschafter des guten Willens“ zum „Künstler für den Frieden“ ernannt.

Zwischen 2020 und 2021 interpretierte das Orchester Le Concert des Nations unter Savalls musikalischer Leitung anlässlich des 250. Geburtstags Ludwig van Beethovens den Gesamtzyklus seiner Sinfonien. Die Plattenaufnahmen erschienen unter dem Titel Beethoven Révolution in zwei Alben. Die Wirkung in der internationalen Musikszene ging hin bis zur Qualifikation als „Wunder“ (Fanfare). Dem II. Album wurde der Preis der deutschen Schallplattenkritik für die beste Orchesteraufnahme zuerkannt.

Jordi Savalls fruchtbares musikalisches Schaffen wurde mit den höchsten nationalen und internationalen Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Titel des Doctor Honoris Causa der Universitäten von Évora (Portugal), Barcelona (Katalonien), Löwen (Belgien), Basel (Schweiz) und Utrecht (Niederlande). Frankreich verlieh Jordi Savall den Titel eines „Chevalier dans l’Ordre national de la Légion d’Honneur”, vom niedersächsischen Kultusministerium erhielt er den „Praetorius Musikpreis Niedersachsen 2010“ in der Kategorie „Internationaler Friedensmusikpreis“; die katalanische Landesregierung zeichnete ihn mit der Goldmedaille für besondere Verdienste aus, in Portugal erhielt er den Helena Vaz da Silva Preis und im Jahr 2012 wurde sein Lebenswerk mit dem angesehenen, einem Nobelpreis für Musik gleichkommenden, dänischen Musikpreis Léonie Sonning prämiert. Savall ist Ehrenmitglied der Royal Philharmonic Society, der Königlich Schwedischen Musikakademie und der Accademia Nazionale di Santa Cecilia (Rom).

Stand: Dezember 2025