Konzert | Streichquartett

Diotima Quartett

Seit der Gattungserfindung des Streichquartetts durch Joseph Haydn hat sich das Zusammenspiel zweier Geigen, Bratsche und Cello nicht nur als vornehmste Form des abendländischen Komponierens etabliert. Bis heute erweisen sich gerade die für diese Vierer-Formation geschriebenen Werke als zentrales Experimental-Labor aktueller ästhetischer Konzeptionen. Gerade seit Anfang der achtziger Jahre, als Luigi Nono sein epochales Streichquartett Fragmente – Stille. An Diotima der Öffentlichkeit vorstellte, erleben Gattung und Instrumentalkombination einen neuen Boom. Damit einher gehen auch die Gründungen zahlreicher Streichquartett-Ensembles, die sich vornehmlich auf Interpretationen zeitgenössischer Musik spezialisieren. Das Pariser Diotima-Quartett ist eine dieser herausragenden Formationen. Und bei der MaerzMusik 2003 präsentiert es zwei Kompositionen, die es in sich haben – eine von Iannis Xenakis (1922-2001) und von Helmuth Flammer (Jahrgang 1949).

Flammer, der bei Klaus Huber, Brian Ferneyhough und bei Paul-Heinz Dittrich Komposition studiert hat, schrieb sein 4. Streichquartett „Voyage eternel de l’oiseau de feu / Des Feuervogels Zeitreise“ in den Jahren 1996 bis 2002. Nun erlebt das hochkomplexe Werk, deren Fertigstellung von der MaerzMusik maßgeblich gefördert wurde, seine Uraufführung. Wer sich mit dem Zusammenwirken von Zeit und Stille beschäftigt, sich über den stetigen Wandel der eigenen Bewusstseinszustände wundert und über die Gleichzeitigkeit von scheinbar Ungleichzeitigem staunt, der wird hier neue Einsichten und Antworten erhalten.

Anders artikuliert sich das Streichquartett Tetora von Iannis Xenakis, das 1990 entstand. Der Komponist wagt hier die Amalgamierung arrivierter Innovationen mit Aspekten der griechischen Folklore, ohne dabei die Errungenschaften seiner avancierten Tonsprache preiszugeben. Xenakis’ Spätwerk, wozu sein ebenso vitales wie hintergründiges Streichquartett „Tetora“ gehört, stellt Weichen in Richtung vergessener Unternehmungen der Moderne: die Überwindung der Kluft zwischen den kulturellen Sphären und ihren Dialekten.

Programm

Iannis Xenakis
Tetora (1990)

Ernst Helmuth Flammer
Voyage éternel de l'oiseau de feu / Des Feuervogels Zeitreise
4. Streichquartett (1996-2002) UA / AW

Besetzung

Diotima Quartett (Paris)
Eiichi Chijiiwa – Violine
Nicolas Miribel – Violine
Franck Chevalier – Viola
Pierre Morlet – Violoncello

In Zusammenarbeit mit ProQuartet Paris, mit Unterstützung der Französischen Botschaft Berlin / AFAA.