Konzert | Eröffnungskonzert | Ouverture
Zur Eröffnung der MaerzMusik 2005 am 4. März im Haus der Berliner Festspiele präsentiert die London Sinfonietta das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit mit Musikern des legendären englischen Warp-Labels, das als eine der weltweit ersten Adressen für elektronische Musik gilt. Unter dem Titel Warp Works and 20th Century Masters stellt die London Sinfonietta eigens für das Ensemble transkribierte Tracks von Warp Künstlern wie Aphex Twin, Boards of Canada, Squarepusher und Mira Calix in den Kontext von Werken, die im 20. Jahrhundert den Pfad des Experimentellen grenzgängerisch markiert haben: Ives Unanswered Question für Kammerorchester (1906), Cage’s Sonata and Interludes für präpariertes Klavier (1946-1948), Ligetis Poème Symphonique für 100 Metronome (1962), sein Kammerkonzert (1969/70), Conlon Nancarrows Study Nr. 7 für Player Piano und Stockhausens Spiral für einen Solisten und Kurzwellenempfänger (1968). Dieses Projekt ist nicht vom Blick des Historikers geprägt, der die neue elektronische Musik in das Korsett von Einfluss und Entwicklung zwingt, noch von einem geschmäcklerischen Crossover. Es versteht sich vielmehr als Erkundung von Parallelen und Gemeinsamkeiten, aber auch von Gegensätzen und Widersprüchen zwischen diesen Inkunabeln der experimentellen Musik und digitaler Subkultur. Nicht zuletzt trägt dazu die übersetzende und auch interpretierende Arbeit der Transkription (der beiden Komponisten Morgan Hayes und David Horne) bei, die den Interpretationsraum markiert, in dem neue elektronische Musik und neue Musik aufeinander treffen. Das Ganze wird präsentiert in einer, die übliche Konzertform überschreitenden, multimedialen Inszenierung.
Rubber Johnny – der lang erwartete Film des preisgekrönten Regisseurs Chris Cunningham – zeichnet die einsame Existenz eines 16 Jahre alten, durch Inzucht gezeugten Mutanten nach, der, von seinen Eltern in ein finsteres Kellerloch verbannt, dahin vegetiert. Die Eltern sind Fernsehsüchtige Redneckss, die Johnny nur gelegentlich etwas zu Essen zukommen lassen und ihn anbrüllen, sobald er sich bemerkbar macht. Johnnys einzige Gesellschaft ist sein kleiner Hund. Dessen IQ übersteigt allerdings bei weitem den von Johnny, der geisteskrank und schwachsinnig ist.
Als erstes der vielen Projekte, die Cunningham mit Warp Films gemacht hat, ist Rubber Johnny ein abstrakter Kurzfilm zur Musik des legendären Elektronik-Komponisten Aphex Twin. Ganz auf DV im Infrarot-Modus aufgenommen, ist diese Lo-Fi Live-Action-Animation in technischer Hinsicht unschlagbar.
Chris Cunningham ist vor allem durch seine Videos für Madonna, Björk und Aphex Twin bekannt geworden. Dabei hat sich die Zusammenarbeit mit Aphex Twin als besonders erfolgreich erwiesen. Das Video Windowlicker, das auf dem Musiksender MTV verboten ist, hat ihm zahlreiche Preise eingebracht und Come to Daddy (auch mit Aphex Twin) hat es in die Liste der 100 „Furchterregndsten Fernseh-Momente aller Zeiten“ des britischen Senders Channel 4 gebracht.
David Moss
Before Time Begins – for massed voices (2005) UA/AW MaerzMusik und Institute for Living Voice
London Sinfonietta
Warp Works and 20th Century Masters
György Ligeti
Poème Symphonique für 100 Metronome (1962)
Realisiert von Sound Intermedia, Flat-e und Bluespoon
Conlon Nancarrow
Study No 7 for Player Piano arr. Yvar Mikhashoff
John Cage
Sonatas 1 & 2 aus Sonatas & Interludes für präpariertes Klavier (1946-1948)
Boards of Canada
Disintegrations 2: Pete standing alone aus Music Has the Right to Children arr. David Horne
John Cage
Sonatas 5 & 6 aus Sonatas & Interludes
Mira Calix
Nunu (2005)
Aphex Twin
Disintegrations 3: afx237 v. 7 (aus Drukqs) arr. David Horne
Karlheinz Stockhausen
Spiral für einen Solisten mit Kurzwellenempfänger (1968)
Warp Videos
Rubber Johnny (2005) UA
Chris Cunningham – Video /
Aphex Twin – Musik
und weitere Warp-Videoproduktionen
Charles Ives
The Unanswered Question für Kammerorchester (1906)
John Cage
Sonata 12 aus Sonatas & Interludes
György Ligeti
Kammerkonzert für 13 Instrumente (1969/1970)
Squarepusher
Port Rhombus arr. Morgan Hayes
Disintegrations 1: The Tide (aus Budakham Mindphone) arr. David Horne
London Sinfonietta
Martyn Brabbins – Leitung
Simon Haram – Saxophon/Kurzwellenempfänger
als Gast: Mira Calix – Electronics
Flat-e / Bluespoon – Visuals
Sound Intermedia – Sound Design
In Kooperation mit London Sinfonietta und South Bank Centre, mit Unterstützung von The British Council