Konzert | Morton Feldman
„Morton Feldmans 1980 komponiertes Trio für Violine, Cello und Klavier hat die Technik der kompositorischen Gedächtnisarbeit zum Thema. Hier zeigt Morton Feldman, wie musikalisches Gedächtnis in direkter, sich nicht selbst zensierender Abbildung des täglichen Schreibens ein Stück formt.
Seiner in den fünfziger Jahren gefundenen Maxime „Die Klänge freilassen“ ist er auch dabei treu geblieben, er kultiviert sie geradezu in seinen erstaunlichen Werken der letzten Jahre, in denen er jegliche Bereitschaft des Zuhörers herausfordert, lang dauernden Stücken mit nicht nachlassender Konzentration zu begegnen. Diese Stücke der letzten Jahre entwickeln ein dem Klanglichen zugewandtes musikalisches Gedächtnis. Sie schaffen einen nicht geahnten Raum an Differenzierung.
Das Trio kreist um die Möglichkeit der feinsten Aushörung des gewählten Instrumentariums. Die Notation wird zur feinsten Regelung zeitlichen Fortschreitens. Verfliegende Vergangenheiten.
Dies alles hat die Aufhebung des musikalischen Verlaufes zum Ziel, hin zu einem Festhalten des Moments, der der Musik Feldmans den Charakter eines Klangobjektes verleiht, einer „Zeitleinwand“, wie er es selbst nennt.”
Aus: Walter Zimmermann, Morton Feldman – der Ikonoklast.
In: Morton Feldman, Essays, hrsg. von Walter Zimmermann. Kerpen 1985
Morton Feldman
Trio (1980)
Marc Sabat – Violine
Rohan de Saram – Violoncello
Aki Takahashi – Klavier
In Zusammenarbeit mit Staatliche Museen zu Berlin | Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin