Konzert | John Cage 100 / Recital

DREAM Frühe Lieder & Klavierstücke von John Cage

John Cage 100 / Recital

DREAM
Frühe Lieder & Klavierstücke von John Cage

Natalia Pschenitschnikova

Natalia Pschenitschnikova © Kai Bienert

Die Künstlerin und Interpretin Natalia Pschenitschnikova und der für die Cage-Rezeption insbesondere in Osteuropa wichtige Pianist Alexej Lubimov präsentieren frühe Lieder und Klavierstücke von John Cage. Sie zeigen die Wurzeln ebenso wie die reiche Erfindungsgabe und künstlerischen Bekenntnisse des Komponisten.

So schrieb Cage unter dem Eindruck von Erik Satie (1866-1925) einfache, nur auf eine Melodielinie reduzierte Klavier- und Vokalstücke, wie das Prelude for Meditation (1944), Experiences II (1948) oder auch Dream (1948) für den Tanz seines späteren Lebensgefährten Merce Cunningham.
Auch trieb er die Klaviermanipulationen seines Lehrers Henry Cowell (1897–1965) radikal weiter, indem er Alltagsgegenstände wie Nägel und Bolzen verwendete. John Cages erste Komposition für präpariertes Klavier Bacchanale (1940), eine Begleitmusik zum Tanz von Syvilla Fort, ersetzte ein ganzes für den Theatersaal zu großes, aber von Cage für seine Musik erträumtes Schlagzeugensemble. Zugleich »entweihte« er das Klavier.
Nach einem Text aus Finnegans Wake von James Joyce (1882-1948) schrieb er ein Jahr nach dessen Tod das charmante und lyrische Lied The Wonderful Widow of Eighteen Springs, in dem der Pianist den vibratolosen Klang der Stimme mit klopfenden Rhythmen an, auf und unter dem geschlossenen Klavier begleitet. Es wird kein einziger Klavierton gespielt.
Marcel Duchamp (1887–1968) war John Cages Leitbild im Hinblick darauf, daß man die Dinge zunächst so betrachten sollte, wie sie sind – ready made. Cage teilte viele Ansichten Duchamps und in gewisser Weise schuf er zahlreiche musikalische ready mades, indem er die Musik von ihrer täuschenden Vertrautheit und den Klang vom Subjekt befreite.
Die rhythmische Studie Music for Marcel Duchamp (1947) komponierte John Cage für eine Filmsequenz, die Duchamp für Dreams That Money Can Buy entwickelte, den legendären Experimentalfilm von Hans Richter. Für diese Musik nutze Cage nur wenige Klänge eines präparierten Klaviers, und band in die Struktur des Stückes erstmals auch die Stille mit ein.

Dream
für Klavier (1948)
Experiences No. 2
für Singstimme solo, Text: e. e. cummings (1948)
Music for Marcel Duchamp
für präpariertes Klavier (1947)
Three Songs
für Singstimme und Klavier
Text: Gertrude Stein (1933)
The Unavailable Memory of
für präpariertes Klavier (1944)
She is Asleep
für Gesang und präpariertes Klavier (1943)
A Room
für präpariertes Klavier (1943)
Five Songs for Contralto
für Mezzosopran und Klavier
Text: e. e. cummings (1938)
Bacchanale
für präpariertes Klavier (1940)
The Wonderful Widow of Eighteen Springs
für Singstimme und Klavier
Text: James Joyce (1942)
Nowth upon Nacht
für Singstimme und Klavier
Text: James Joyce (1984)
Prelude for Meditation
für präpariertes Klavier (1944)
A Flower
für Singstimme und (geschlossenes) Klavier (1950)