Konzert | Gastorchester
Schwebender Gesang
Walentin Lebedjew, „Noten des Waldes“, aus: „Im Blickpunkt unserer Epoche. Bilder sowjetischer Meisterfotografen“, Leipzig 1975
Nine eleven. In diesem Konzert wird dieser Tag zu einem des musikalischen Gedenkens und Andenkens. Kaum ein eindrücklicheres, herausfordernderes Werk kennt die jüngere Musikgeschichte dazu als Luigi Nonos „Canto sospeso“, den „schwebenden Gesang“, basierend auf Abschiedsbriefen zum Tode verurteilter Widerstandskämpfer. Die zum Teil noch ganz jungen Widerständler beschreiben ihr eigenes Verschwinden – so wie die atmende, hauchende Soloklarinette in Mark Andres Requiem-Komposition „über“.
Die Madrigale des Renaissancekomponisten und Theoretikers Nicola Vicentino und auch Robert Schumanns „Manfred-Ouvertüre“ waren für Nonos Komponieren wichtige Impulsgeber. Die reine Intonation in den frühen Chorstücken generiert eine feine Mikrotonalität im Zusammenklang; während schon die ersten Akkorde in Schumanns Musik das Metrum außer Kraft setzen – schwebende Klänge, auch hier.
Robert Schumann [1810-1856]
Ouvertüre zum Dramatischen Gedicht
Manfred op. 115 [1848]
Mark Andre [*1964]
über
für Klarinette, Orchester und Live-Elektronik [2015]
Luca Marenzio [1553-1599]
Crudele, acerba, inesorabil morte
fünfstimmiges Madrigal
aus: Il nono Libro de’ Madrigali à cinque voci [1599]
Nicola Vicentino [1511-1576]
L’aura che’l verde lauro et l’aureo crine
fünfstimmiges Madrigal
aus: Madrigali a cinque voci, Libro quinto [1572]
Luigi Nono [1924-1990]
Il canto sospeso
für Sopran-, Alt- und Tenorsoli,
gemischten Chor und Orchester [1955/56]
Jörg Widmann Klarinette
Laura Aikin Sopran
Jenny Carlstedt Mezzosporan
Robin Tritschler Tenor
SWR Experimentalstudio Live-elektronische Realisierung
Michael Acker, Joachim Haas, Sven Kestel Klangregie
SWR Vokalensemble
Michael Alber Einstudierung
Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin