Konzert

Ensemble Musikfabrik

Isabel Mundry I / Georg Friedrich Haas

Bas Wiegers, Leitung

Valerie Fritz, Violoncello (Haas)

Frau steht vor einem Hintergrund mit Schattentextur

Isabel Mundry © Astrid Ackermann

Wie schreibt sich die Musik des kumulierten Gestern ins Heute fort? Der deutschen Komponistin Isabel Mundry ist in diesem Jahr eine dreiteilige Werkschau gewidmet, die ihre Musik als Dialog zwischen Zeiten verortet. Den Auftakt der drei Konzerte bildet ein Abend mit dem Ensemble Musikfabrik und Stücken, die historische Echoräume gregorianischen Gesangs und des Barocks erkunden und ermöglichen. Zur späten Stunde erklingt ein neues virtuoses Stück für Violoncello solo von Georg Friedrich Haas: „Hochwald” hat er eigens für die aufstrebende österreichische Ausnahmecellistin Valerie Fritz geschrieben, die nicht nur auf dem Cello spielen wird.

18:10, Ausstellungsfoyer
Einführungsveranstaltung mit Laurenz Lütteken


AbendprogrammMundry-Konzertreihe

Spiel der Perspektiven: „Höre ich mit geschlossenen Augen Klänge, so imaginiere ich Räume. Sehe ich Räume, entstehen Klänge.“ Beide Formen der Wahrnehmung und insbesondere ihre Wechselwirkung haben Isabel Mundry schon immer fasziniert, wobei die 1963 im hessischen Schlüchtern geborene Komponistin auch historische Orte und Zeiten reflektiert, die überlieferte Werke der Musik-, Kunst- und Literaturgeschichte in sich tragen – ein Ineinandergreifen von Einflüssen der Geschichte. Letzteres rückt in Mundrys Kompilationswerk „Schwankende Zeit“ in den Fokus, da hier zwei Stücke aus François Couperins „Préludes non mesurés“ in Ensemble-Bearbeitung auf Mundrys eigene Klangsprache treffen: Ein kreativer Dialog, der die gegenwärtige Hörperspektive auf die Stücke des französischen Barockmeisters strukturell durchleuchtet und seinerseits in den Neukompositionen Spuren hinterlässt. In „Noli me tangere” für Schlagzeug solo und großes Ensemble ging es der Komponistin dann um „eine Meditation über das Phänomen der Berührung, wie sie sich erst zeigt, wenn sie sich nicht mit dem Ergreifen, Erfassen oder Halten gleichsetzt“. Solist und Ensemble reagieren in durch den Raum wabernden Klanggesten aufeinander, ohne sich zu synchronisieren: „Immer geht es um Formen von Resonanz, nie aber um Angleichung.“ Das Trompeten-Duo „Figura“ schließlich wurde in den Worten der Komponistin von „gregorianischen Gesängen und ihren Echoräumen in späteren, notierten Werken“ inspiriert, was für die beiden Instrumentalisten in musikalische „Gesten eines Aufnehmens und Weitertragens“ transformiert wird. Im Anschluss präsentiert Valerie Fritz „Hochwald“, die neue Komposition für Violoncello solo, von Georg Friedrich Haas. Das hochvirtuose, knapp einstündige Werk basiert auf der gleichnamigen Erzählung des österreichischen Dichters Adalbert Stifter und ist beim Musikfest Berlin erstmals in Deutschland zu erleben.

Programm

Isabel Mundry (*1963)

Schwankende Zeit (Komplettzyklus, 2006 – 2009)
für großes Ensemble

  1. Non mesuré mit Louis Couperin I (2008/09)
  2. Schwankende Zeit (2007/08)
  3. Gefächerter Ort (2007/09)
  4. Non mesuré mit Louis Couperin II (2008/09)
  5. Je est un autre (2009)

Noli me tangere (2019/20)
für Schlagzeug und Ensemble
Kompositionsauftrag von Ensemble Intercontemporain mit Unterstützung von Radio France, Kunststiftung NRW und Ensemble Musikfabrik

Figura (2022 – 2024)
für 2 B-Trompeten 
Uraufführung der finalen Fassung
Kompositionsauftrag von Musik der Jahrhunderte. Neue und erweiterte Fassung in Auftrag gegeben von Marco Blaauw / Global Trumpets, gefördert durch den Musikfonds e.V. und die Kunststiftung NRW

Georg Friedrich Haas (*1953)
Hochwald (2024)
für singende, sprechende, flüsternde Cellistin
Deutsche Erstaufführung

Mitwirkende

Marco Blaauw – Trompete
Markus Schwind – Trompete
Dirk Rothbrust – Schlagzeug
Hannah Weirich – Violine
Valerie Fritz
– Violoncello (Haas)
Thomas Wegner – Klangregie

Ensemble Musikfabrik
Bas Wiegers 
– Leitung

Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin
Mit freundlicher Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung