Tanz

Mindcage

ARS SALTANDI Company
Ars Saltandi e. V., Hildesheim, Niedersachsen

Auf einer dunklen Bühne stehen vier silberne Gerüste nebeneinander, auf denen sich mehrere Tänzer*innen stehend oder sitztend positionieren. Sie tragen weiße, schlichte Kostüme.

Mindcage © Christian Giraldo

Als selbst initiierte Truppe hatten wir die Idee, ein eigenes Bühnenprojekt auf die Beine zu stellen. Kaspar, Amelie und Laura übernahmen freiwillig die choreografische Leitung. Gemeinsam wählten wir ein zentrales Thema als Ausgangspunkt – daraus entwickelte sich der rote Faden unseres Stücks: „Mindcage“ – die Gefangenschaft im eigenen Kopf. Wo liegen unsere Grenzen, und was hält uns zurück? Mentale Barrieren, die wir nicht nur allein, sondern auch gemeinsam als Gruppe innerhalb unseres Gedankenchaos zu durchbrechen versuchen. 

Durch Improvisationen und Austausch fanden wir zu gemeinsamen Bewegungsabläufen. Die Choreografien entstanden aus Emotionen und Themen, die wir im Dialog vertieften. Was unsere Gruppe so besonders macht: Aus vielen verschiedenen Ideen und Stärken entstand ein harmonisches Ganzes. Jede*r konnte sich einbringen und Teil des Projekts sein. Die Gruppe lebt vom gegenseitigen Lernen und Inspirieren.

Wir sind elf junge Tänzer*innen zwischen 16 und 21 Jahren und tanzen bereits seit rund zehn Jahren. Kennengelernt haben wir uns in unserer Tanzschule, der Ars Saltandi Dance & Drama School. Innerhalb des Vereins gibt es verschiedene ehrenamtliche Gruppen, die regelmäßig an Auftritten teilnehmen und vielfältige Choreografien auf die Bühne bringen. Durch unser regelmäßiges Training sind wir wie eine zweite Familie zusammengewachsen.

Jurykommentar von Lin Verleger

Wer kennt es nicht? Ewiges Gedankenkreisen, unsichtbare Grenzen im Kopf, die uns zurückhalten und in unserem Wachstum hindern. Das Stück „Mindcage“ macht diese inneren Barrieren und Prozesse durch eine intensive tänzerische Auseinandersetzung und ein markantes Bühnenbild spürbar. Ausgangspunkt dieser kollektiven Arbeit von der ARS SALTANDI Company waren Fragen nach inneren Begrenzungen – und Wegen in die Freiheit. In einem spürbar gemeinschaftlichen Prozess, geführt von drei kreativen Köpfen, mit flacher Hierarchie und hoher Eigeninitiative, ist das bildgewaltige Stück „Mindcage“ entstanden, in dem uns die Tänzer*innen auf ihre Suche nach Freiheit mitnehmen.

Zwischen Isolation und Beziehung entfaltet sich ein Weg – vom Gefangensein bis zum Ausbruch: Grenzen werden verhandelt, überwunden und neu definiert. Dieser innere Konflikt entlädt sich in einem Spannungsfeld aus Wut, Verzweiflung, Angst und innerem Druck und trifft auf den tiefen Wunsch nach Freiheit, Selbstbestimmung und Befreiung aus dem eigenen mentalen Käfig. Von Beginn an werden die Zuschauer*innen in den Bann gezogen. Energiegeladen und intensiv zeigt sich eine Gruppe von Tänzer*innen auf Augenhöhe, die trotz kollektiver Kraft individuell bleiben. Die Tänzer*innen agieren voller Bewusstsein und glänzen mit ihrem Können. Ob im Duett, Trio, Solo oder als Gruppe, sie bewegen sich stets präsent und ausdrucksstark. Man sieht und spürt: Sie haben etwas zu sagen – und sie tun es mit vollem Einsatz. Diese Entschlossenheit trifft auf das Publikum und entfaltet Resonanz – körperlich, emotional, gedanklich.

Klare Fokusse, ein überzeugender dramaturgischer Bogen und ein spürbares Urvertrauen in der Gruppe tragen das Stück. Beeindruckend ist auch der kreative Umgang mit dem Bühnenbild, dem „Mindcage“, das im Laufe des Stücks immer wieder dekonstruiert wird.

Die choreografische Dichte, starke Symbolbilder und klug gesetzte Konstellationen machen die Arbeit zu einem bemerkenswerten Gesamtkunstwerk. Akrobatische Elemente sind nahtlos eingebunden, nie vordergründig, sondern eingebettet in die Thematik. Sie sorgen für echte Wow-Momente, ohne vom Inhalt abzulenken und unterstützen die Spielfreude und Verhandlung auf der Bühne. Das Stück bleibt durchgehend vielschichtig: Höhen, Tiefen und enorme emotionale Intensität lassen das Publikum teilhaben. Es wird nie oberflächlich oder langweilig. Stattdessen entsteht ein weiter Raum an Interpretationsmöglichkeiten – getragen von einem klaren Konzept und einer kompromisslosen, rohen und authentischen Ausführung.

„Mindcage“ ist ein starkes, klug gebautes, inhaltlich wie tänzerisch beeindruckendes Stück und absolut verdient eingeladen beim diesjährigen Tanztreffen der Jugend. Denn „Mindcage“ zeigt uns, dass wir aus unserem Gedankenkäfig ausbrechen können, es selbst in der Hand haben und Freiheit in uns finden können.

In diesem Sinne: „Feel the fear and do it anyway!“

Mit

Thea Bentz, Kaspar Blohmer, Amelie Evers, Emil Henke, Paul Henke, Maurin Katholnigg, Phineas Katholnigg, Emma Könneker, Lisa Marie Mann, Khira Scharf, Laura Voronovic

Katrin Katholnigg, Peter KatholniggTechnik