Marc-André Dalbavie

Ausgestattet mit einem empfindlichen Sinn für Klangfarben ist Marc-André Dalbavie legitimer Erbe einer bis zu Debussy und Ravel zurückreichenden, spezifisch französischen Tradition, die in der Musik das sinnliche Erlebnis in den Mittelpunkt rückt. Seinen gleichsam natürlichen Ort findet dieser künstlerische Ansatz in den glänzend instrumentierten Orchesterwerken, die im Zentrum von Dalbavies Schaffen stehen.

Marc-André Dalbavie wurde am 10. November 1961 in Neuilly-sur-Seine, einem Pariser Vorort, geboren. Er studierte von 1980 bis 1986 Komposition am Pariser Conservatoire. Daneben nahm er Unterricht bei Tristan Murail und John Cage sowie in Dirigieren bei Pierre Boulez. Wichtige Anstöße erhielt Dalbavie nach dem Studium von seiner Arbeit am Pariser IRCAM, dem berühmten Forschungsinstitut für elektronische Musik. Seine Kompositionen waren zunächst von den so genannten Spektralisten um Gérard Grisey beeinflusst, die die computergestützte Analyse von Klängen zum Ausgangspunkt ihrer kompositorischen Überlegungen machten. Von diesen hermetischen Anfängen hat sich Dalbavie weit entfernt. Mitte der 1990er Jahre begann er, auf den Einsatz von Live-Elektronik zu verzichten und den Aufführungsraum auf neuartige Weise in seine Stücke einzubeziehen. Er schuf neue Hörerlebnisse, indem er seine Kompositionen an konkrete Konzertsäle anpasste, in denen er die Musiker an genau bestimmten Orten im Zuschauerraum positionierte. Inzwischen bezieht Dalbavie auch explizit traditionelles Material wie tonale Akkorde und regelmäßige rhythmische Pulse in seine Musik ein, die sich in einem kontinuierlichen, unablässig sich wandelnden Klangstrom entwickelt.

Stand: Juni 2015