Giovanni Gabrieli

Der Name Giovanni Gabrielis (um 1554/57 – 1612) ist wie der nur weniger Musiker mit einem ganz bestimmten Ort verbunden: dem Markusdom in Venedig. Nicht nur wirkte er hier für fast dreißig Jahre ab 1584 als Organist, vor allem sind zahlreiche seiner Kompositionen genau auf die Aufführungssituation in diesem berühmten Dom zugeschnitten. Dessen vier Kapellen boten die ideale Voraussetzung, mit dem Verteilen von Klangkörpern im Raum, verschiedenen Frage- und Antwortstrukturen und dem Wechsel von Soli und Tutti zu experimentieren. Giovanni Gabrieli brachte diese bereits von seinem etwa 20 Jahre älteren Onkel erprobte venezianische Mehrchörigkeit zu voller Blüte und gelangte zu einer klanglichen Prachtentfaltung, wie sie vorher unbekannt war und bestens zum Selbstverständnis der Patrizier Venedigs passte. Dabei sind diese Stücke oft nicht mehr von der Linie und dem Kontrapunkt her gedacht, sondern von den Akkorden und der Harmonik.

Für die ersten Lebensabschnitte Gabrielis sind wir auf Vermutungen angewiesen. Es ist anzunehmen, dass er in oder bei Venedig geboren wurde, dort aufwuchs und einige Jahre Mitglied der Münchener Hofkapelle war, bevor er sein Amt an San Marco übernahm. Gabrielis Musik fand vor allem in Deutschland Bewunderer; sein prominentester Schüler ist Heinrich Schütz.

Stand: September 2021