Porträt von Younghi Pagh-Paan

Younghi Pagh-Paan © Si-Chan Park

Younghi Pagh-Paan

Younghi Pagh-Paan wurde 1945 in Cheongju, Südkorea, geboren und studierte von 1965 bis 1972 Musiktheorie und Komposition an der Seoul National University. 1974 kam sie durch ein Stipendium des DAAD in die Bundesrepublik Deutschland. Von 1974 bis 1979 studierte sie an der Hochschule für Musik Freiburg im Breisgau bei Klaus Huber (Komposition) und Brian Ferneyhough (Analyse). Nach Gastprofessuren in Graz (1991) und Karlsruhe (1992) erhielt Pagh-Paan 1994 als erste Frau in der Bundesrepublik Deutschland eine Professur für Komposition an der Hochschule für Künste Bremen, wo sie 2011 emeritiert wurde. Dort gründete sie das Atelier Neue Musik und hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau des Studios für Elektroakustische Musik. Als Kompositionslehrerin förderte sie verschiedene künstlerische Persönlichkeiten, darunter Samir Odeh-Tamimi, Brigitta Muntendorf, Farzia Fallah, Klaus Lang und Genoël von Lilienstern. Pagh-Paan tritt gleich in zweifacher Hinsicht als bedeutende Vorreiterin auf dem Terrain zeitgenössischer Komposition in Erscheinung. In einer durchweg von Männern dominierten Neue-Musik-Szene war sie eine der ersten Komponistinnen überhaupt und damit Speerspitze kompositorischer Emanzipation. Darüber hinaus gilt sie als Pionierin interkulturellen Komponierens zwischen den musikalischen Sphären Asiens und Europas und integrierte Elemente koreanischer Musik substantiell in die Kompositionstechniken der westlichen Avantgarde. Durch die Uraufführung von „Sori“ für großes Orchester bei den Donaueschinger Musiktagen 1980 wurde Pagh-Paan international bekannt. Die Auseinandersetzung mit existenziellen und politischen Themen sowie die künstlerische Transformation von Diskriminierung, Unterdrückung und Gewalt prägen eine zutiefst humanistische Musik, die vielfach von der Dichtung unterschiedlichster kultureller Kontexte inspiriert ist. Zahlreiche internationale Auszeichnungen begleiten Pagh-Paans Schaffen: der Heidelberger Künstlerinnenpreis (1995), der Lifetime Achievement Award der Seoul National University (2006), der Order of Civil Merit der Republik Korea (2007), der 15. KBS Global Korean Award (2009), die Senatsmedaille für Kunst und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen (2011), der Paiknam Prize (Seoul, 2013), der Preis der Europäischen Kirchenmusik (2015) und 2020 der Große Kunstpreis der Akademie der Künste in Berlin, deren Mitglied sie seit 2009 ist.

Stand: März 2025