
Nina Laisné © Cleo Bouza
Nach ihrem Abschluss in Fotografie und Video an der École Supérieure des Beaux-Arts de Bordeaux 2009 studierte Nina Laisné traditionelle argentinische Musik bei dem Gitarristen Miguel Garau. Seitdem versucht sie in ihrer Kunst Film, Musik und zeitgenössische Kunst miteinander zu verbinden. Ihr besonderes Interesse gilt dem Marginalisierten, dem Ausloten von Grenzen der offiziellen Geschichte sowie den mündlichen Traditionen, die den Verlust von Heimat reflektieren. Bereits in „Os convidados“ (2010) legte Laisné über ihre Bilder einen Ton, der an traditionelle Musik erinnert. Ihr Film „En présence (Piedad Silenciosa)“ (2013) brachte visuelle und musikalische Texte ins Gleichgewicht, die sich um religiöse Reminiszenzen in der venezolanischen Folklore drehen. Die Produktion markierte zugleich den Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Musiker Daniel Zapico. Für „Folk Songs“ (2014) und „Esas lágrimas son pocas“ (2015) übernahm Laisné Formen des Dokumentarfilms, um musikalische Traditionen in Migrationsphänomenen aufzuspüren.
Ihre Projekte wurden in Ausstellungen in mehreren Ländern gezeigt, darunter Portugal, Deutschland, die Schweiz, Ägypten, China und Argentinien. Sie wird regelmäßig zu künstlerischen Residenzen eingeladen, etwa von Casa de Velázquez – Académie de France in Madrid, FRAC Franche-Comté, Park in Progress in Zypern und Spanien, Pollen in Monflanquin. Ihre Videoarbeiten werden in Kinos und auf Festivals gezeigt, darunter das FID in Marseille, die FIAC Paris, das Papay Gyro Nights Festival in Hongkong, das Festival Internacional de Cinema in Toluca oder das Digo Festival de Goiás. Laisné arbeitet auch mit zahlreichen Bühnenkünstler*innen zusammen, darunter der Flamenco-Choreograf und -Tänzer Israel Galván („El Amor Brujo“), der Puppenspieler Renaud Herbin („Open the Owl“) oder die spanische Choreografin Luz Arcas („Toná“).
2017 produzierte sie gemeinsam mit François Chaignaud für das La Bâtie-Festival de Genève die Show „Romances inciertos, un autre Orlando“. Beginnend beim 72. Festival von Avignon tourte sie weltweit. Für eine Ausstellung im Grand Palais 2018 ließen sich Laisné und Chaignaud von der Massenet-Oper „Werther“ zu dem Kurzfilm „Mourn, O Nature!“ inspirieren. 2019 präsentierte Laisné für ihre neue Einzelausstellung im FRAC Franche-Comté „L'air des infortunés“ einen Film mit Cédric Eeckhout und Marc Mauillon. 2020 gründeten Laisné und Daniel Zapico das Plattenlabel Alborada. Ihre erste Veröffentlichung „Au monde“ basiert auf dem kostbaren Manuskript von Vaudry de Saizenay (1699) und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet (Diapason d'or, 4 Clés Télérama und 5 Etoiles Pizzicato). 2021 kreiert das Duo in der Scène nationale Bonlieu Annecy „Arca ostinato“, eine Miniaturoper, die die Theorbe neu denkt. 2022 erscheint die zweite Veröffentlichung bei Alborada: die CD „Romances inciertos, un autre Orlando“, unter Studiobedingungen im Arsenal de Metz aufgenommen und von der Kritik hoch gelobt (5 Étoiles Pizzicato und Ritmo). 2024 erarbeitete Laisné gemeinsam mit dem argentinischen Tänzer und Choreografen Nestor ‚Pola‘ Pastorive das Stück „Como una baguala oscura“, das auf dem Werk der Komponistin und Pianistin Hilda Herrera basiert.
Nina Laisné ist assoziierte Künstlerin von Les 2 Scènes – Scène nationale de Besançon und Le Quartz – Scène.
Stand: Juni 2025