Wuchernde Kontrapunktik und kammermusikalische Durchsichtigkeit, meditative Versunkenheit und übermütige Scherzi, rückhaltloser Ausdruck erregter Seelenzustände und distanziertes Komponieren „im alten Stil“ – Max Reger (1873–1916) ist ein Komponist mit vielen Gesichtern. Mit seinem weit verzweigten, kaum zu überblickenden Schaffen steht er als Einzelgänger jenseits aller Schulen und Gruppierungen zwischen Spätromantik und neuer Musik.
Max Reger wuchs in dem Städtchen Weiden in der Oberpfalz auf. Nach einem Besuch der Bayreuther Festspiele im August 1888, bei dem Reger zum ersten Mal ein Orchester hörte, begann er zu komponieren. Er studierte Klavier und Komposition bei dem berühmten Theoretiker Hugo Riemann, der für eine außerordentlich fundierte handwerkliche Grundlage sorgte. Nach dem Studium hielt sich Reger für einige Jahre notdürftig über Wasser, konnte sich als Komponist aber nicht durchsetzen und musste im Juni 1898 den bitteren Gang zurück ins Elternhaus antreten.
In Weiden resignierte er jedoch nicht, sondern fand im Gegenteil zu sich. Schon bald entstanden ambitionierte Orgel- und Kammermusikwerke, und auch die Idee einer krönenden Schlussfuge als Werkabschluss, die er später in vielen Variationswerken aufgriff, fand hier ihre erste Umsetzung. Reger betrieb nun zäh und zielstrebig seinen Aufstieg als Komponist. Er fand Verleger für seine neuen Werke, knüpfte emsig vielfältige Kontakte, die er zum Vorteil seines stetig wachsenden Schaffens nutzen konnte, machte sich und seine Werke auf ausgedehnten Konzertreisen bekannt und versammelte renommierte Interpreten um sich. 1907 übernahm er eine Professur am Leipziger Konservatorium und ab 1911 zusätzlich auch die Leitung eines der besten deutschen Orchester, der Meininger Hofkapelle. Parallel zu all diesen Verpflichtungen schuf Reger mit fast fanatischer Arbeitswut stetig Werk um Werk. Der zehrende Raubbau an seinen Kräften führte 1914 zu einem gesundheitlichen Zusammenbruch. Reger starb in der Nacht zum 11. Mai 1916.
Stand: Juni 2014