
Carl Nielsen (1865–1931) ist ein ausgeprägt individueller, unabhängiger Künstler, der sich in großen Instrumentalwerken kühn und experimentell zeigt, aber auch schlichte Lieder in volkstümlichem Ton geschaffen hat. Nielsen stammt aus beengten, ja armseligen Verhältnissen. Er wuchs in der Nähe von Odense auf der dänischen Insel Fünen als eines von zwölf Kindern eines Malers auf, der sich als Tagelöhner verdingte, aber auch bei Festen und Tanzgelegenheiten musizierte. Als Kind erhielt Carl Nielsen Violinunterricht und lernte Kornett zu spielen, trat gemeinsam mit seinem Vater auf und wurde mit vierzehn Jahren als Blechbläser in das Regimentsmusikkorps in Odense aufgenommen. In dieser Zeit nahm er weiterhin Geigenstunden und begann auch zu komponieren.
Ein Stipendium wohlhabender Bürger aus Odense ermöglichte Nielsen den Besuch des Konservatoriums in Kopenhagen, wo er von 1884 bis 1886 Violine studierte und Theorieunterricht bekam. Von 1889 an spielte Nielsen als 2. Geiger in der Dänischen Hofkapelle, trat aber nun auch als Komponist an die Öffentlichkeit. Die Uraufführung seiner 1. Symphonie im Jahr 1894 machte ihn in ganz Dänemark bekannt. 1905 konnte der zunehmend erfolgreiche Komponist so schließlich seinen Posten in der Hofkapelle aufgeben. Ein wichtiges Ereignis seiner künstlerischen Laufbahn war die Premiere seiner zweiten Oper „Maskerade“ im folgenden Jahr. Anfangs seines Librettos wegen nicht unumstritten, setzte sich das Werk bald durch und wurde zur „Nationaloper“ Dänemarks. Von der Bürde des Orchesterdienstes befreit, konnte Nielsen sich nun freier dem Komponieren widmen. Er fand aber bald auch die Zeit, als Dirigent in Erscheinung zu treten. Mit großen Symphonien und Instrumentalkonzerten rückte von den 1910er Jahren an die Orchestermusik ins Zentrum seines Schaffens. Einen weiteren Schwerpunkt bilden seine Lieder, von denen viele in Dänemark musikalisches Allgemeingut geworden sind. Carl Nielsen starb am 3. Oktober 1931 in Kopenhagen.
Stand: Juni 2016