
Alvin Singleton © Jo Eldrege
„Singletons Musik hat Seele und ist von einer zurückhaltenden Schlichtheit, die ich besonders schätze. Trotz der akademischen Sparsamkeit seiner Mittel und des festgesetzen Charakters seiner musikalischen Bilder, ist seine Musik niemals kalt oder abstrakt. Sie glüht vor Wärme, schwebt in der Luft, sie schreitet im Zeitlupentempo voran, jedoch stets greifbar und antizipiert. Akademismus wie Populismus verweigert sie sich gleichermaßen, ist dabei aber so ehrlich und selbstsicher, dass sie auf Hörer unmittelbar anziehend wirkt.“
– Kyle Gann, Chamber Music Magazine
Alvin Singleton wurde 1940 in Brooklyn, New York geboren und studierte an der New York University sowie an der Yale University. Als Fullbright-Stipendiat setzte er seine Studien bei Goffredo Petrassi an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom fort. Nachdem er 14 Jahre in Europa verbracht hatte, kehrte Alvin Singleton in die USA zurück. Dort war er Composer in Residence beim Atlanta Symphony Orchestra (1985 - 1988), am Spelman College in Atlanta (1988 - 1991), beim Detroit Symphony Orchestra (1996 -1997) sowie bei den Ritz Chamber Players of Jacksonville in Florida (2002 -2003). Zusätzlich nahm er eine Gastprofessur für Komposition an der Yale University wahr. Vom American Composers Orchestra wurde Singleton 2004 zum „Music Alive“ Composer in Residence sowie zum künstlerischen Leiter des IMPROVISE! Festival ernannt. Eine weitere Ernennung zum Composer in Residence erfolgte im Jahr 2008 durch die albanische Organisation Eurynome Corp in Tirana.
Singletons Musik weist außergewöhnliche Kombinationen verschiedener Stile „von Mahler bis Monk, Bird bis Bernstein, James Baldwin bis Bach, Santana bis Prince“ (Philadelphia Inquirer) auf und zeigt eine Vorliebe für Überraschungsmomente sowie einen ausgeprägten Sinn für das Dramatische. Singleton hat sowohl Bühnen- als auch Orchester-, Kammermusik- sowie Vokalwerke geschrieben. Seine „Argoru“-Stücke, eine Serie von Werken für Soloinstrumente, entstanden in einem Zeitraum 1968 bis 2002 und wurden weltweit von namhaften Interpret*innen gespielt. Das Orchesterstück „Shadows“ (1987) wurde vom Boston Globe als „frisch, originell und ganz individuell“ gepriesen. Die Tageszeitung Star Tribune lobte das auf dem Leben der US-amerikanischen Abolitionistin, Frauenrechtlerin und Wanderpredigerin Sojourner Truth basierende Chorballett „Truth“ (2006) nach der Uraufführung durch VocalEssence als gleichermaßen „bahnbrechend und traditionell […] intellektuell ansprechend und ergreifend“. Im Jahr 2008 wurde das Bläserquintett „Through it All“ von der ASCAP Foundation and Spivey Hall in Auftrag gegeben und vom Ensemble Imami Winds uraufgeführt. „After Choice“ (2009) für Streichorchester wurde vom Orchestra of League of Composers am Columbia University’s Miller Theatre aus der Taufe gehoben. Im Jahr 2010 fand die Uraufführung von Singletons „BluesKonzert“ für Klavier und Orchester in der Carnegie Hall mit Ursula Oppens und dem American Composer’s Orchestra statt.
Während seiner Komponistenlaufbahn hat Singleton zahlreiche Preise erhalten. Im Jahre 2003 bekam er das Guggenheim Stipendium und wurde von der Serge Koussevitzky Music Foundation und dem American Composers Orchestra beauftragt, das Orchesterwerk „When Given a Choice“ zu komponieren, das im April 2004 in der Carnegie Hall uraufgeführt wurde. Außerdem wurde er mit dem Kranichsteiner Musikpreis der Stadt Darmstadt sowie zweimalig mit dem musikprotokoll Kompositionspreis des Österreichischen Rundfunks ausgezeichnet und erhielt den Mayer’s Fellowship in the Arts Award der Stadt Atlanta sowie ein Stipendium des National Endowment for the Arts. Im Jahr 2014 wurde Singleton in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen.
Einspielungen seiner Werke liegen bei den Labels Albany Records, Elektr/Nonesuch, First Edition, Tzadik und Innova labels vor. Die jüngste CD „Sweet Chariot“ ist im Juli 2014 bei Albany Records erschienen und ist das dritte Album des Labels, das ausschließlich seine Musik enthält.
Zu Singletons jüngeren Werken zählen das großbesetzte, vom Atlanta Symphony Orchestra unter Robert Spano uraufgeführte Orchesterstück „Different River“ (2012) sowie „Sweet Chariot“ (2013), welches vom Ensemble Astral Artists aus der Taufe gehoben wurde. „Where the Good Sounds Live“ für Concert Band ist ein gemeinsames Auftragswerk von über 20 Hochschulbands und wurde 2014 vom University of Maryland Wind Orchestra unter der Leitung von Michael Votta uraufgeführt. Im Mai 2016 leitete James Conlon Mitglieder des Cincinnati Symphony Orchestra bei der Uraufführung von „Prayer“ im Rahmen des Cincinnati May Festival. „Across Differences“ wurde 2018 im Rahmen Winter International Arts Festival in Sotschi vom Youth Symphonic Orchestra of Russia unter Alexis Soriano aus der Taufe gehoben. Im Oktober 2019 führte das Momenta Quartet Singletons „Hallelujah Anyhow“ (String Quartet No. 4) in der New Yorker Americas Society erstmals auf.