“Alles sehen”: Zu Dürers Denkbild MELENCOLIA I

“Alles sehen”
Bildanalysen der Gegenwart – Zur Aktualität der Kunstgeschichte
Lecture

Die Reihe „Alles sehen“ ist dem Zusammenhang von Kunst und Wissenschaft gewidmet und somit einem Thema, das Albrecht Dürer in besonders prägnanter Art und Weise aufgegriffen hat. Vor allem mit der Verknüpfung von Mathematik und Kunst in seiner Perspektivlehre und mit dem virtuosen wie detailgenauen Naturstudium hat Dürer Kunst und Wissenschaft unmittelbar aufeinander bezogen. Gerade in diesen universalen Anspruch hat er ein Ideal verkörpert, welches das Künstlerbild für Generationen prägte.

In seinem Kupferstich MELENCOLIA I setzt er sehr unterschiedliche Elemente frühneuzeitlicher Wissenschaft miteinander in Verbindung: er zeigt Instrumente der Mathematik, bezieht sich auf Zahlensymbolik und auf die Temperamentenlehre. Die Deutung seines bewusst rätselhaften Kupferstichs hat Künstler wie auch Historiker seit je her fasziniert. Wie kaum ein anderes Werk Dürers reflektiert dieser Stich die enge aber auch widerspruchsvolle Verflechtung von hermetischer Naturdeutung und beginnender Naturwissenschaft.

Der Referent des Abends, Prof. Dr. Peter-Klaus Schuster ist ausgewiesener Kenner der Materie und publizierte explizit zu diesem Kupferstich Dürers maßgebliche Publikationen. Der Respondent des Vortrags, der Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Hartmut Böhme hat einen seiner Forschungsschwerpunkte in der Naturphilosophie der frühen Neuzeit und hat sich mit der MELENCOLIA I intensiv auseinandergesetzt.

Die Reihe wird kuratiert von Dr. Angela Fischel und wurde in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt „Das technische Bild“ am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu Berlin entwickelt.

Speaker Prof. Dr. Peter-Klaus Schuster, former director general of the Staatliche Museen zu Berlin
Respondent Prof. Dr. Hartmut Böhme, Humboldt University Berlin