Konzert
Der amerikanische Posaunist Roswell Rudd ist einer der letzten lebenden Musiker, die den Übergang vom Hardbop zum Free Jazz nicht nur miterlebt, sondern aktiv gestaltet haben. Auf der Suche nach möglichen Aktivisten für ein Newport ’58 ‘Klassentreffen’ wurden wir fündig bei Eli’s Chosen Six, der mobilen Dixie-Task Force, deren Posaunist Roswell Rudd war.
Seit Anfang der sechziger Jahre suchte er jedoch unentwegt mit Musikern wie Archie Shepp, Steve Lacy, Cecil Taylor, Don Cherry und Pharoah Sanders nach neuen Ufern. Das New York Art Quartet mit Rudd, John Tchicai, Milford Graves und Lewis Worrell war die schlüssige Antwort des Free Jazz auf das Modern Jazz Quartet. Bei all seinen Eskapaden in der Avantgarde behielt er stets den erdigen Blues seiner frühen Jahre bei.
In jüngerer Zeit öffnete er sich mehr für afrikanische Musik, doch mit seiner neuesten Gruppe Trombone Tribe vereint er wieder Tradition und Freigeist des Jazz. Gemeinsam mit der Posaunisten-Frontline Steve Swell und Deborah Weisz sowie Tubist Bob Stewart lässt er das Publikum tief in die Rohre lauschen. Unterstützt werden sie von zwei alten Meistern der freien Rhythmik, Drummer Barry Altschul und Bassist Henry Grimes, der an der Seite von Thelonious Monk schon in Jazz on a Summer’s Day zu sehen war.
Der schwedische Pianist Bobo Stenson übersetzte die Maximen des Bill Evans Trios mit Bassist Anders Jormin und Drummer Jon Christensen in einen europäischen Kontext, lange bevor das Piano-Trio zum bevorzugten Format europäischer Jazz-Sozialisation wurde.
Zu Stensons neuem Trio gehören abermals Anders Jormin und als Neuzugang Jon Fält. Stenson und Jormin kennen und vertrauen einander seit Jahrzehnten. Ihre Intentionen durchdringen einander derart symbiotisch, dass sich ihre spielerischen Anteile nur schwer voneinander trennen lassen. Für Fält ist die Arbeit mit diesem bewährten Kader hingegen eine echte Herausforderung, hörte sein Vorgänger im Stenson Trio doch auf den klangvollen Namen Paul Motian. Doch der 29jährige Drummer nimmt die Hürde mit Bravour. Er ist mit elektronischer Musik und Avantgarde ebenso vertraut wie mit akustischem Kammerjazz. Mit seinem sensiblen Verständnis von Klangverschiebungen und rhythmischen Nuancen wahrt er die Kontinuität zu Christensen und Motian, verleiht dem Trio jedoch auch ganz neue Impulse.
„New Orleans Brass Funk Rock“
Dass Posaunen schon die Mauern von Jericho zum Einsturz brachten und dereinst die Apokalypse einläuten sollen, ist hinlänglich bekannt. Das Septett Bonerama aus New Orleans beweist eindrucksvoll, dass auch heute noch immer keine Mauer, mag sie auch noch so hoch und stabil sein, vor dem Messingrohr sicher ist. Mit vier Posaunen, Sousaphon, Gitarre und Schlagzeug schlägt die Band einen verblüffend massiven Triumphbogen von Louis Armstrong zu Black Sabbath.
Sogar in einer Stadt ohne feste Spielregeln wie New Orleans ist die Band Bonerama etwas ganz besonderes. Keine Brass Band im klassischen Sinne haben sie doch ‘Blech’ im Überfluss – und das obwohl sie weder Trompeten noch Saxofone einsetzen. In ihrem bunten Repertoire ist Raum für treibenden Funk, klassischen Rock und Freie Improvisation; und das alles manchmal sogar in einem einzigen Song. Ihre Wurzeln hat sie selbstredend in den Brass Bands des Mississippi Delta, von denen sie sich jedoch durch ihren konsequenten Verzicht auf Trompeten und Saxofone unterscheidet. Ähnlich der Dirty Dozen Brass Band sucht sie ihre Verbündeten zunehmend im Rock. Sie tritt regelmäßig mit der Alternative Band OK Go auf und schmettert aus vollen Rohren Rockklassiker von den Beatles, Led Zeppelin, Edgar Winter oder Jimi Hendrix.
Die Posaunisten Mark Mullins und Craig Klein lernten sich 1990 in der Big Band von Harry Connick Jr. kennen, wo sie unterschiedlichste Stilistiken ohne Brüche meistern mussten. Diese Haltung stachelte sie 1998 zur Gründung ihrer eigenen Band an, mit der sie in den USA eher als ungewöhnlich besetzte Rockformation denn als Jazzgruppe wahrgenommen werden.
Roswell Rudd – trombone
Steve Swell – trombone
Deborah Weisz – trombone
Bob Stewart – tuba
Henry Grimes – bass
Barry Altschul – drums
Bobo Stenson – piano
Anders Jormin – bass
Jon Fält – drums
Mark Mullins – trombone
Craig Klein – trombone
Steve Suter – trombone
Greg Hicks – trombone
Matt Perrine – tuba
Bert Cotton – guitar
Eric Bolivar – drums