Konzert
Django Bates – der ewige Hansdampf in allen Gassen. Mit seinen Loose Tubes veränderte er das Gesicht des europäischen Jazz nachhaltig, mit Gruppen wie Human Chain und Delightful Precipice mischte er immer wieder sein eigenes Umfeld auf. Als Gast von Tim Berne fand er den Schulterschluss zur New Yorker Szene. Sein Humor ist sprichwörtlich. Dass sich hinter seiner lausbübischen Verschmitztheit aber auch ein ausgeprägter Hang zum Perfektionismus verbirgt, wird bei der verspielten Leichtigkeit seiner Performance oft übersehen.
Bates, einer der einflussreichsten britischen Jazzmusiker der letzten drei Jahrzehnte, lebt seit einigen Jahren in Kopenhagen, wo er immer neue Kreise junger Musiker um sich schart. Mit Petter Eldh und Peter Bruun von der Kaderschmiede Rytmisk Musikkonservatorium (RMC) hat er nun das Trio Beloved Bird gegründet, in dem der passionierte Big Band-Leader das Augenmerk auf seine Leidenschaft als Pianist legen kann. Gemeinsam sprinten die drei lustvoll durch die Hinterlassenschaft Charlie Parkers und garnieren diese Hommage mit einer Handvoll würziger Eigenkompositionen.
Von einem programmatisch ausgerichteten Nationalorchester sollte man annehmen, dass es sich exklusiv der Pflege der eigenen Nationalkultur verpflichtet fühlt. Nicht so das französische Orchestre National de Jazz. Nachdem es sich bereits letztes Jahr die Lieder Robert Wyatts auf die Fahnen geschrieben hat, reist es mit seinem neuen Programm an den Broadway. Dort entstand zwischen 1920 und 1950 die Grundlage für unseren heutigen Jazz-Kanon.
In Broadway In Satin geht es speziell um die Erinnerung an Billie Holiday. Das Ensemble unter Leitung von Daniel Yvinec wird seinem Ruf gerecht, indem es sich nicht mit der Rekonstruktion der originalen Interpretationen aufhält, sondern mit allen Mitteln elektronischer und akustischer Klangmanipulation großes Hörkino inszeniert. Den Part der Sängerin übernehmen zwei Vokalisten, deren stimmliches Spektrum größtmöglichen Kontrast verspricht. Karen Lano hierzulande noch ein Geheimtip, Ian Siegal hingegen, dessen Organ an Chris Farlowe erinnert, gehört zur alten Garde des britischen Bluesgesang.
Django Bates – piano
Petter Eldh – bass
Peter Bruun – drums
Daniel Yvinec – conductor
Karen Lano, Ian Siegal – vocals
Eve Risser – piano, flutes, sound objects
Vincent Lafont – keyboards, electronics
Antonin-Tri Huong – alto sax, clarinets, piano
Matthieu Metzger – alto, soprano and sopranino sax, electronic treatments
Joce Mieniel – flutes, electronics
Rémi Dumoulin – saxophones, clarinets
Guillaume Poncelet – trumpet
Pierre Perchaud – guitars, banjo
Sylvain Daniel – e-bass, french horn, electronic effects
Yoann Serra – drums