Film
Film von Stephan Lamby
DE/CH/AT 2019
Joachim Kühn, Rolf Kühn © ZDF / Steffen Bohnert
Der Dokumentarfilmer Stephan Lamby zeigt das Leben von zwei deutschen Jazz-Größen, die aus einer Familie kommen: Rolf Kühn, Meister der Jazz-Klarinette, arbeitete mit den Giganten des Jazz, darunter Benny Goodman oder Count Basie. Joachim Kühn steht ihm da als Klaviervirtuose von Weltruf in nichts nach. Legendär sein Trio mit Jean-François Jenny-Clark und Daniel Humair, oder sein Duo mit Free-Jazz-Ikone Ornette Coleman. Bis heute beschreitet er mit seiner Musik neue Wege.
Der Jazz-Film ist auch eine Zeitreise durch die deutsche Geschichte - aus Sicht der beiden Musiker. Er schildert die Anfänge der Kühns als Zirkusfamilie, erzählt von den Kriegswirren, Joachims Flucht aus der DDR, verfolgt ihre unterschiedlichen Karrieren in den USA und Europa und beobachtet die liebevolle Beziehung zweier Brüder, die ihre menschliche und musikalische Freiheit genießen.
Joachim Kühn ist 1944 in Leipzig geboren und lebt heute auf Ibiza. Aus seinem Pool hat er schon lange das Wasser gelassen, weil er ohnehin nicht schwimmen geht. Auch mit 75 Jahren konzentriert er sich noch immer voll auf die Musik: „Ich versuche alles zu eliminieren, was mich im Leben stört, diese Fliege zum Beispiel“, sagt er lachend und verscheucht ein Insekt aus seinem Gesicht. Er versucht, so frei zu leben, wie es irgendwie geht. Joachim Kühn ist Pianist, Saxophon spielt er außerdem, beides brillant. Er lebt ganz für die Musik – auf Tour oder zu Hause am Flügel.
Sein 15 Jahre älterer Bruder Rolf Kühn lebt in Berlin. Obwohl im September 90 Jahre alt geworden ist, hat er nichts von seiner Neugier und seinem Ehrgeiz verloren. Wie Joachim gibt auch er ein Konzert nach dem anderen. Rolf Kühn ist als Klarinettist immer noch sehr gefragt – fast so wie Ende der 1950er-Jahre in seiner Zeit bei Benny Goodman in New York. Aber musikalisch fühlt er sich heute freier als jemals zuvor.