Konzert | John Cage Event
90. Geburtstag / 50 Jahre 4'33'' / 10. Todestag
1952 markiert mit dem tacet-Stück 4'33" eine Zäsur im Werk von John Cage. Der bereits zuvor betriebene Rückzug des kompositorischen Subjekts mit seinen Vorlieben und Abneigungen erfährt seine Zuspitzung in der Verlagerung des Zufalls aus dem Kompositionsprozess in die Konzert-Situation. In den Folgejahren entstandene Werke legen dann wieder Strukturen und Verfahren fest, nach denen beliebig viele Realisationen erarbeitet werden können („musical tools“), die aber der Ausgangspartitur potentiell gleichzeitig sind. Hinzu kommen Werkgruppen, deren Einzelstücke in beliebiger Kombination gleichzeitig aufzuführen sind. Sie leiten die Medienperformances ein, in denen live Klänge von verschiedenen Orten übertragen und abgemischt werden.
In dem zwölfstündigen Cage-Event „si·mul·ta·ne·ous si·lence“, sollen diese Aspekte erfahrbar werden. Neben Aufführungen von Cage-Werken durch international renommierte Musiker stehen sieben Uraufführungen von als Auftragswerke entstandenen „Komponierten Realisationen“ der grafischen Partitur „Fontana Mix“ (1958). Hinzu kommen Installationen und Performances von fünf jüngeren Komponisten im ästhetischen Umfeld von Cages experimenteller Musik.
Alle Aufführungen und Installationen finden – teilweise gleichzeitig – in verschiedenen Räumen eines Gebäudekomplexes des ehemaligen DDR-Rundfunks in der Nalepastraße statt. Tonübertragungen der Konzerte in einen zentralen Abhörraum verweisen auf Cages Medienperformance „Variations IV“, ohne eine – problematische – Rekonstruktion zu unternehmen. Der Bus-Shuttle, der den Aufführungsort mit Berlin-Mitte verbindet, wird mit einer Installation bespielt, die Fotosensoren zur Steuerung von Klängen verwendet und damit ebenfalls ein Motiv von Cages „Variations“-Zyklus aufgreift.
John Cage
4'33" (1952)
in zwölf verschiedenen Solo- und Kammerbesetzungen
Jens Brand
Stille Landschaft (2001/2002)
Premiere der Video-Installation mit einer Video- und Ton-Aufnahme einer absolut stillen Natur-Situation. Wiedergabe in einem schallgedämpften Raum des Hörspiel-Komplexes, UA
John Cage
Music for Piano 4-84 (1952–56)
Die Stücke können in beliebiger Reihenfolge, Kombination und Überlagerung gespielt werden mit oder ohne Pausen dazwischen. Fassung mit drei Pianisten (Herbert Henck, Steffen Schleiermacher, Margaret Leng Tan)
Time Length Pieces (1953–55)
Simultan-Aufführung von 45' für einen Sprecher, 31'57.9864" für einen Pianisten, 27'10.554" für einen Perkussionisten, 26'1.1499 für einen Streicher (Eberhard Blum, Steffen Schleiermacher, Robyn Schulkowsky, Frances-Marie Uitti)
One2 (1989)
für einen Pianisten an ein bis vier Flügeln (Margaret Leng Tan, Widmungsträgerin, an drei Flügeln)
Abhörraum, in den alle Konzerte und Installationen live übertragen werden
John Cage
Fontana Mix (1958)
Vierkanal-Tonband, live ausgesteuert nach WBAI (1960), seinerseits eine komponierte Realisation von Fontana Mix (Volker Straebel)
Aria (1958)
Solo für Frauenstimme, komponierte Realisation von Fontana Mix (Anna Clementi)
Water Walk (1958)
Musikperformance eines Pianisten, komponierte Realisation von Fontana Mix (Margaret Leng Tan)
Uraufführungen von komponierten Realisationen, bis zu sechs Spieler, mit oder ohne Tonband und/oder Live-Elektronik, Auftragswerke der MaerzMusik: Werner Dafeldecker und Boris Hegenbart (Zusammenarbeit), Jürg Frey, Chris Mann, Matt Rogalski, Dieter Schnebel, James Tenney, Christian Wolff
John Cage
The City Wears a Slouch Hat (1942)
Hörspiel, Tonbandkonzert der historischen Aufnahme
Imaginary Landscape No. 4 (1951)
für 12 Radios (24 Spieler und Dirigent)
Speech (1955)
für 5 Radios und Nachrichtensprecher
Radio Music (1956)
für 1 bis 8 Performer mit je einem Radio
John Cage
Lecture on nothing (1949?)
zeitlich organisierter Vortrag (Frances-Marie Uitti)
Vortrag über nichts
Lecture on nothing in der deutschen Übersetzung von Ernst Jandl (Dieter Schnebel)
Where are we going? And what are we doing? (1960)
Tonaufnahme des Vortrages von John Cage, Aufführungsanweisungen für vierkanalige Überlagerung umgesetzt in einer Klanginstallation (Volker Straebel)
Hans Richter
Dreams that money can buy (1946)
enthält eine Filmmusik von John Cage zur Duchamp Sequenz
Film-Dokumentation
Variations IV
Cage/Satie
Bearbeitungen für Akkordeon (Teodoro Anzellotti)
Sam Ashley
Ghost Detector (Installation) und Everyone Laughged when I Sat Down at the Piano (Solo-Performance in der Installation)
Maria Blondeel
B-V1080 / B-V1081 / B-V1109
Klanginstallation im Bus-Shuttle, UA
Michael Hirsch
Das Konvolut, Vol.1
für Sängerin, Piccolo-Flöte, Klarinette, Tuba, große Trommel, Streichtrio und 3 CDs
Auftragswerk der MaerzMusik
Hans W. Koch
arbeit/schönheit (labor)
Klanginstallation im Hörspielkomplex, UA
Teodoro Anzellotti – Akkordeon
Eberhard Blum – Sprecher
Anna Clementi – Stimme
Herbert Henck – Klavier
Margaret Leng Tan – Klavier
Steffen Schleiermacher – Klavier
Dieter Schnebel – Sprecher
Robyn Schulkowsky – Perkussion
Frances-Marie Uitti – Violoncello, Sprecherin
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Martin Brandlmayr – Perkussion
Axel Dörner – Trompete
Jem Finer – Elektronik
Anne Wellmer – Elektronik
Volker Straebel, Matthias Osterwold – Idee und Konzeption
In Zusammenarbeit mit Berliner Künstlerprogramm des DAAD