Konzert | Sonic Arts Lounge | Warp Night

Chris Clark, Mira Calix, N>E>D, Visuals by Flat–e

1989 gründeten Rob Mitchell und Steve Beckett, Betreiber eines Schallplattenladens in Sheffield, Warp Records. Erste Veröffentlichungen von Tricky Disco, Nightmares On Wax und LFO etablierten einen eigenständigen Sound, der die Impulse von Detroit Techno und Chicago House weiterentwickelte und sich schnell großer Beliebtheit bei DJs und clubmusikbegeisterten Käufern erfreute. Die violetten Einheitscover und das abstrakte LP-Design der Grafikagentur Designers Republic visualisierten das Verschwinden der Autorenidentität hinter der Musik und ihren maschinellen Produktionsmitteln. Die Compilation-Reihe ‚Artificial Intelligence‘ markierte gemäß dem programmatischen Akronym „Weird And Radical Projects“ die allmähliche Abkehr vom rein cluborientierten Sound zu komplexerer und nicht mehr tanzbarer Musik.

Das Duo Autechre beispielsweise kombinierte den destillierten Funk früher Hip-Hop und Electro-Platten mit synthetischen Klangfraktalen und trieb die Auflösung des für die elektronische Populärmusik verbindlichen rigiden Metrums voran. Vor allem die Musik von Richard D. James, der mit seinen Alben ‚Selected Ambient Works Vol I & II‘ und ‚I Care Because You Dou‘ auf Warp unter seinem Künstlernamen Aphex Twin zum ersten (und möglicherweise einzigen) Superstar der mittlerweile als Subgenre etablierten „Intelligent Dance Music“ avancierte, leitete mit seinen Cover-Portraits das Ende der gesichtlosen Künstlerpolitik ein, befreite die Musik aber auch zunehmend von den Limitationen durch vorprogrammierte Hard- und Software. Sein Track „Donkey Rhubarb“ wurde für Warp von Phillip Glass orchestriert und neu eingespielt, Aphex Twin-Stücke wurden ins Repertoire der London Sinfonietta aufgenommen, ebenso wie die seiner Labelkollegen Squarepusher und Mira Calix. Entwickelte ersterer einen individuellen Stil aus den bis ins kleinste Detail aufgesplitterten Breakbeats des Drum’n’Bass und virtuosem, vom Jazzrock inspiriertem E-Bass-Spiel, kombiniert Mira Calix die repetitiven Muster der elektronischen Tanzmusik mit „found sounds“ und Methoden der „musique concrète“.

Ende der Neunziger erweiterte Warp sein Repertoire allmählich in Richtung eines Autorenlabels jenseits von stilistischer Wiedererkennbarkeit. Der Labelkatalog setzt sich mittlerweile aus Vertretern der verschiedensten Richtungen zusammen: Rock (Broadcast, Vincent Gallo), Folk und Psychedelica (Savath & Savalas, Gravenhurst) und Hip-Hop (Anti-Pop Consortium, Req) sind ebenso vertreten, wie freie und experimentelle Ansätze auf Basis elektronischer Populärmusik (Two Lone Swordsmen, Autechre, Prefuse 73) Mit dem Sublabel Lex wurde 2003 auch eine zusätzliche Plattform für Hip-Hop installiert.
Eric Mandel

Chris Clark – live
DJ Mira Calix
N>E>D – Warp DJ
Flat-e – visuals

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