Konzert & binauraler Audio-Livestream | Éliane Radigue
Uraufführung am 17. Dezember 1988 in New Langton Arts, San Francisco
„Éliane Radigue – Échos“. Ein Film von Éleonore Huisse und François Bonnet, F 2021, Film Still © Éleonore Huisse, François Bonnet
Inspiriert von einer buddhistischen Schrift, ist „Trilogie de la Mort“ von Éliane Radigue ein Meilenstein der minimalistischen elektroakustischen Musik. Mit der Aufführung des ersten Kapitels „Kyema“ der Trilogie beginnt der 17-teilige Konzertzyklus, der Éliane Radigues elektronischen Werken gewidmet ist.
MaerzMusik feiert den 90. Geburtstag der französischen Musikpionierin Éliane Radigue mit der erstmaligen Live-Präsentation ihres gesamten elektronischen Musikschaffens.
Eine Reihe von siebzehn Konzerten unter der Klangregie von François Bonnet, alias Kassel Jaeger, erstreckt sich über das gesamte Festival. In der einzigartigen akusmatischen Umgebung des Zeiss-Großplanetariums versucht diese Hommage die bezaubernde Tiefe von Radigues Musik für Lautsprecher, die zwischen 1970 und 2000 entstanden ist, vollständig zu erschließen.
„Éliane Radigue wurde am 24. Januar 1932 in Paris geboren, wo sie bis heute lebt und arbeitet. Durch eine umsichtige Klavierlehrerin erlebte sie in ihrer Kindheit in Paris eine geheimnisvolle Initiation in die Musik. Später kommen die Harfe, das Singen und die Komposition hinzu. Aber erst durch den Kontakt mit der ‚musique concrète‘, an der Seite von Pierre Schaeffer und später Pierre Henry, findet die Musik von Radigue ihren eigenen authentischen Weg.
Über einen Zeitraum von über 50 Jahren erstrecken sich drei verschiedene Phasen in ihrem Schaffen. Jede von ihnen markiert einen Bruch und ist zugleich inspiriert durch die Erkundung und Erforschung von Schwellen, von Räumen, die sich in den Intervallen auftun, und vom Dialog zwischen Hörerfahrung und innerer Erfahrung, persönlicher Geschichte und sinnlicher Erinnerung. Die erste Phase (1968–1971) betrifft die Arbeit mit Feedback und ‚Re-Injektionen‘ – eine embryonale Phase, die bereits Radigues äußerste Sorgfalt und Arbeit mit Schwellen und bedrohten Equilibrien erkennen lässt. Die zweite, reife Phase, die sich über dreißig Jahre (1971–2001) erstreckt, ist von der fruchtbaren Produktion elektronischer Kompositionen geprägt, die ihre Musik unauslöschlich mit den einzigartigen Beats des ARP 2500 Synthesizers verbindet. In dieser Phase beginnt die Entwicklung langer Formen mit subtilen Variationen, die zwischen der von der Musik getragenen Geschichte und der für ihre Entfaltung notwendigen Zeitspanne aufblühen und mitschwingen. Die dritte Phase dauert bis heute an und umfasst die akustischen Werke, die Éliane Radigue in enger Zusammenarbeit mit Musiker-Kompliz*innen unterschiedlichster künstlerischer Horizonte kreiert. Diese bringen eine zusätzliche relationale Dimension in eine Musik ein, die sich bis dahin im Alleingang entwickelt hatte. Im Laufe ihres Lebens hat Éliane Radigue ein aufrichtiges, anspruchsvolles und inspirierendes Werk entwickelt, das heute eine ganz neue Generation von Musiker*innen beeinflusst.“ (François Bonnet)
„Für meinen Sohn, Yves Arman. Inspiriert vom Text des Bardo-Thödol (Tibetisches Totenbuch), erinnert dieses Stück an die sechs Zwischenzustände, die die existentielle Kontinuität des Seins ausmachen: 1. Kyene – die Geburt; 2. Milam – der Traum; 3. Samten – die Kontemplation; 4. Chikaï – der Tod; 5. Chönye – das klare Licht; 6. Sippaï – Durchquerung und Rückkehr.“ (Éliane Radigue)
Éliane Radigue
Trilogie de la Mort
I. Kyema (1988)
Musik für Lautsprecher / ARP 2500 Synthesizer auf Tonband, 61 min 7 sec
1. Kyene – Naissance
2. Milam – Rêve
3. Samten – Contemplation – Méditation
4. Chikaï – Mort
5. Chönye – Claire lumière
6. Sippaï – Traversée et retour
Produziert im Studio von Éliane Radigue in Paris.
François J. Bonnet – Klangregie