Konzert | Gastorchester / London II / Louis Andriessen zu Ehren III
Sakari Oramo, Leitung
Das BBC Broadcasting House, 1984 Foto: flickr.com © Jonathan Brennan 1984
In Jahrhundertsprüngen bewegt sich das abwechslungsreiche Konzertprogramm: von mystischen Elementen in den Werken von Mussorgsky und Sibelius über Andriessens Flirt mit dem Pop-Song, interpretiert von Nora Fischer, bis hin zu Neuwirths präzisem und intensivem Trompetenkonzert.
Drei Londoner Orchester sind beim Musikfest 2019 zu Gast. Jedes steht für einen Aspekt der Orchesterkultur: das Orchestre Révolutionnaire et Romantique (31. August) für historische Aufführungspraxis, das London Symphony Orchestra (16. September) für das große klassisch-romantische Ensemble; das BBC Symphony Orchestra kommt aus der Tradition der Rundfunkorchester, die sich durch Nuancierungskunst und Vertrautheit mit neuerer Musik auszeichnen.
Sakari Oramo, seit 2012 dessen Chefdirigent, organisiert sein Programm in Jahrhundertsprüngen. Mythisches gärt in den Werken von Modest Mussorgski und Jean Sibelius. Mussorgski gab der Legende vom Hexentanz zur Johannisnacht schwarzromantische Klänge; das Kirchenglöcklein, das am Ende den Spuk vertreibt und einen schönen Morgen verheißt, ist Rimsky-Korsakows Zutat. Der Flug der Schwäne, um die sich viele Sagen und Märchen ranken, gab Jean Sibelius das Hauptthema seiner Fünften mit seiner suggestiven Weite ein und bestimmte damit Maß und Ton der Symphonie.
Zwischen den mythischen Außenposten stehen Werke von Zeitgenossen. Louis Andriessen, ein Jahrhundert jünger als Mussorgski, brachten zwei Entdeckungen auf die Idee zu seinem Liederzyklus „The Only One“: die Lyrik der Belgierin Delphine Lecompte und die Sängerin Nora Fischer, die Jazz und Pop so virtuos und überzeugend beherrscht wie das klassische Fach. „Das Stück liebäugelt ein wenig mit Popsongs und leichter Musik. Es beginnt mit einem schönen Lied, von dem am Ende nicht mehr viel bleibt.“ (Andriessen)
Mit ihrem Trompetenkonzert „…miramondo multiplo…“ schrieb Olga Neuwirth „ein schönes, duftiges Virtuosenpoème“, so Wolfgang Schreiber. „In fünf kurzen Sätzen, die alle mit dem Begriff der ,aria‘ (Melodie, Luft) spielen, entfaltet sie eine Abfolge von Klangbildern, Möglichkeiten des Dialogisierens – ein brillanter Wettstreit der Elemente, gleißende Virtuosität der Trompete, präzise inszenierter Orchesterfarbenrausch.“
Modest Mussorgsky (1839 – 1881)
Eine Nacht auf dem kahlen Berge op. posth.
(1886, in der Bearbeitung von Nikolai Rimsky-Korsakov)
Louis Andriessen zu Ehren III
Louis Andriessen (*1939)
The Only One
für Stimme und Orchester auf Gedichte von Delphine Lecompte
Auftragswerk der Los Angeles Philharmonic Association, Gustavo Dudamel, NTR ZaterdagMatinee (M)-Radio 4’s Konzertserien im Concertgebouw Amsterdaam, BBC Radio 3
Europäische Erstaufführung
Olga Neuwirth (*1968)
… miramondo multiplo … (2006)*
für Trompete und Orchester
Jean Sibelius (1865 –1957)
Symphonie Nr. 5 Es-Dur (1919)
Nora Fischer – Stimme
Håkan Hardenberger – Trompete
BBC Symphony Orchestra
Sakari Oramo – Leitung
Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin
Die Aufführungen „Louis Andriessen zu Ehren I-III“ am 2., 4. und 5. September werden unterstützt von der Ernst von Siemens Musikstiftung und der Aventis Foundation.