
Die Performing Arts Season der Berliner Festspiele präsentiert im November zwei von Publikum und Presse gefeierte Theaterproduktionen aus Berlin und Paris – von Thorsten Lensing und Philippe Quesne.
„Verrückt nach Trost“, Thorsten Lensings jüngste Inszenierung, ist nach der Uraufführung bei den Salzburger Festspielen und weiteren Aufführungen in den Sophiensælen im Jahr 2022 vom 13. bis 16. November wieder in Berlin, diesmal im Haus der Berliner Festspiele, zu erleben. Mit einem Aufgebot an schauspielerischer Meisterklasse – auf der Bühne: Sebastian Blomberg, André Jung, Ursina Lardi und Devid Striesow – erzählt Thorsten Lensing in seinem ersten selbst geschriebenen Theaterstück die Lebensgeschichte des Geschwisterpaars Charlotte und Felix, die um ihre verstorbenen Eltern trauern.
Mit der jüngsten und beim Festival d’Avignon 2023 uraufgeführten Theaterkreation „Garten der Lüste“ feiern Philippe Quesne und seine Kompanie Vivarium Studio ihr 20-jähriges Bestehen. Inspiriert vom gleichnamigen Triptychon des niederländischen Malers Hieronymus Bosch lässt das großformatige, retro-futuristische Epos mit einem brillanten internationalen Ensemble die Zukunft der Welt irgendwo zwischen mittelalterlichen Tierwelten, Öko-Science-Fiction und modernem Western erahnen. Die von den Berliner Festspielen koproduzierte Inszenierung wird am 26. und 27. November auf die große Bühne des Festspielhauses gebracht.
Theater
„Verrückt nach Trost“
Text & Regie: Thorsten Lensing
Mittwoch, 13. bis Samstag, 16. November 2024, 19:00 Uhr
Haus der Berliner Festspiele, Große Bühne
Dauer: 3 h 30 min, eine Pause
In deutscher Sprache
Am 14.11. mit englischen Übertiteln
Am 16.11. mit Audiodeskription in deutscher Sprache
In „Verrückt nach Trost“ folgt das Publikum den Geschwistern Charlotte und Felix durch ebeno surreale, berührende wie komische Episoden von der Kindheit bis ins hohe Alter. Thorsten Lensing schrieb sein erstes Theaterstück für ein exzellentes Ensemble aus vertrauten künstlerischen Weggefährt*innen: Sebastian Blomberg, André Jung, Ursina Lardi und Devid Striesow.
Im ersten Teil der Inszenierung lässt die unbändige Fantasie der Kinder die Trauer um die Eltern für einen Moment verschwinden, während im zweiten Teil das Erwachsenendasein im Vordergrund steht und die Geschwister getrennte Wege gehen.
Die Zuschauer*innen begleiten die Figuren über mehrere Jahrzehnte hinweg, sodass sie am Ende gemeinsame Erinnerungen mit ihnen teilen. Dabei geht es um nichts weniger als das Leben im Angesicht des Todes, die Angst, den eigenen Weg nicht gefunden zu haben, und die große Sehnsucht nach dem Gefühl, wirklich am Leben zu sein.
Der in Berlin ansässige, europaweit erfolgreiche Regisseur und Autor Thorsten Lensing inszeniert seit Mitte der 1990er-Jahre freie Produktionen, zumeist in Koproduktion mit Theatern und Festivals wie den Sophiensælen in Berlin, Kampnagel Hamburg, dem Künstlerhaus Mousonturm in Frankfurt, dem Theater im Pumpenhaus in Münster, dem Grand Théâtre de la Ville de Luxembourg, den Ruhrfestspielen Recklinghausen, dem Schauspiel Stuttgart, dem Schauspielhaus Zürich und deSingel in Antwerpen. Dabei arbeitet er stets mit einem festen Stamm an freiberuflichen Schauspieler*innen. Nach Romanbearbeitungen von Fjodor M. Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“ und David Foster Wallaces „Unendlicher Spaß“ (2019 eingeladen zum Theatertreffen der Berliner Festspiele) ist „Verrückt nach Trost“ Thorsten Lensings erstes selbst geschriebenes Stück für das Theater. Die Präsentation dieser Arbeit an vier Abenden im Haus der Berliner Festspiele leitet eine langfristige Zusammenarbeit von Thorsten Lensing mit den Berliner Festspielen ein.
Uraufführung: 6. August 2022, Salzburger Festspiele
Eine Koproduktion von Salzburger Festspiele und Thorsten Lensing mit Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, Sophiensæle Berlin, Kampnagel Hamburg, Theater Chur, asphalt Festival Düsseldorf, Theater im Pumpenhaus Münster, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main.
Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds Berlin und der Stadt Münster.
Theater
„Der Garten der Lüste“
Philippe Quesne / Vivarium Studio
Dienstag, 26. & Mittwoch, 27. November 2024, 19:30 Uhr
Haus der Berliner Festspiele, Große Bühne
Dauer: 1 h 45 min, ohne Pause
In französischer Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Den „Garten der Lüste“ (Le jardin des délices) – inspiriert vom gleichnamigen Triptychon des niederländischen Malers Hieronymus Bosch – entdeckt eine skurrile Busreisegruppe in karger Landschaft. Acht Reisende entsteigen in einer unwirtlich steinigen Umgebung einem Bus und beginnen sogleich, sie zu erkunden und umzugestalten, wobei ein aufspringendes Ei eine wesentliche Rolle spielt.
Wie so oft bei Philippe Quesne bildet die Gruppe eine erzwungene Gemeinschaft von Individualist*innen, die in einer Art Versuchsanordnung an einem nicht klar definierten Projekt arbeiten. Dazu bedienen sie sich des Erinnerungsschatzes aus Jahrhunderten vergangener Hoch- und Popkultur: William Shakespeare, Georges Perec, Henry Purcell und Roy Orbison werden rezitiert und aufgeführt, wissenschaftliche Diskurse aufgefächert und eine Art Talent-Show initiiert – am Ende scheinen alle acht Protagonist*innen, brillant verkörpert von den wichtigsten künstlerischen Weggefährt*innen Philippe Quesnes, selbst in Boschs Gemälde gelandet zu sein.
Bis die Bustouristen nach rund 100 Minuten ihre Reise fortsetzen, erinnern sie sich an Fragmente vergangener Kultur, rücken vor zum Kern des menschlichen Selbstverständnisses und erträumen sich so die Utopie eines anderen Lebens in unsicheren Zeiten.
Philippe Quesne ist Regisseur, Szenograf und Dramatiker und gehört zu den international bekanntesten Theatermachern Frankreichs. Er studierte bildende Kunst, visuelles Design und Bühnenbild in Paris. Zunächst arbeitete er als Bühnenbildner für verschiedene Theater und Opernhäuser und realisierte daneben zahlreiche weitere Projekte und Räume für Performances, Konzerte und Ausstellungen. 2003 gründete Philippe Quesne das Vivarium Studio als freie Gruppe von Schauspieler*innen, bildenden Künstler*innen, Tänzer*innen und Musiker*innen. Mit ihnen entwickelte er als Autor und Regisseur Stücke, bei denen das Bühnenbild die Performer*innen wie ein geschlossenes Ökosystem umgibt. Über die Jahre entstand ein weltweit tourendes Repertoire. Von 2014 bis 2020 war er Intendant des Théâtre Nanterre-Amandiers bei Paris. Anfang 2021 reaktivierte er seine unabhängige Kompanie Vivarium Studio. In ihrer jüngsten Inszenierung „Der Garten der Lüste“ setzt die Gruppe ihre Auseinandersetzung mit der sich transformierenden modernen Welt und der Position fort, die der Mensch ebenso wie die belebte und die unbelebte Natur darin einnehmen.
Uraufführung: 6. Juli 2023, Festival d’Avignon
Eine Produktion von Vivarium Studio und Théâtre Vidy-Lausanne in Koproduktion mit Festival d’Avignon, Ruhrtriennale, Athens Epidaurus Festival, Tangente St. Pölten –Festival für Gegenwartskultur, Berliner Festspiele, Théâtre du Nord – Centre Dramatique National Lille / Tourcoing Hauts-de-France, Maison de la Culture d’Amiens – Pôle européen de création et de production, Les deux scenes – Scène nationale de Besançon, Centro Dramático Nacional, MC93, Maison de la culture de Seine-Saint-Denis Bobigny, Le Maillon – Théâtre de Strasbourg – Scène européenne, Kampnagel, Festival NEXT, Scène nationale Carré-Colonnes Bordeaux-Métropole, National Theater und Concert Hall Taipei.
Das Gesamtprogramm der Performing Arts Season ist auf der Webseite der Berliner Festspiele veröffentlicht. Tickets sind online unter berlinerfestspiele.de und an der Tageskasse im Gropius Bau zu erwerben.
Audiodeskription „Verrückt nach Trost“:
Die Vorstellung von „Verrückt nach Trost“ am Samstag, 16. November um 19:00 Uhr im Haus der Berliner Festspiele wird mit Audiodeskription in deutscher Sprache angeboten. Bereits ab 17:30 Uhr finden eine Tastführung, ab 18:30 Uhr das Preboarding und die Einführung im Saal statt.
Eine audiodeskriptive Einführung als MP3-Download steht zudem ab dem 13. November auf der Webseite der Berliner Festspiele zur Verfügung.
Weitere Informationen in der Mediathek der Berliner Festspiele:
DanKolbers Essay „Keine geschlossene Welt“ zum Proben- und Entstehungsprozess von „Verrückt nach Trost“.
Presseakkreditierung Performing Arts Season:
Ihre Akkreditierungsanfragen für die Aufführungen November und Dezember nehmen wir gerne entgegen unter: pas.akkreditierung@berlinerfestspiele.de.
Pressefotos stehen im Pressebereich der Webseite der Berliner Festspiele zum Download bereit.