Performance

Depois do silêncio (Nach der Stille)

Christiane Jatahy
Nach dem Roman „Torto Arado“ von Itamar Vieira Junior, erschienen bei LeYa

Zwei Performer*innen sind über einen Stuhl gebeugt. Sie stützen sich auf diese und scheinen sie aus dem Bild schieben zu wollen. Im Hintergrund zeigt eine Videoprojektion Wasser, dass schnell über flache Kaskaden fließt.

Depois do silêncio (Nach der Stille) © Nurith Wagner-Strauss / Wiener Festwochen

Ausgehend vom brasilianischen Staat Bahia erforscht die multimediale Performance die Geschichte von Sklaverei und ihren Widerhall im Hier und Jetzt. Vom transatlantischen Sklavenhandel bis zur aktuellen Politik eines Jair Bolsonaro scheint sich kaum etwas verändert zu haben: Es gibt diejenigen, die Land, Freiheit und Identität besitzen – und diejenigen, deren Existenz keinen Wert hat.

Künstler*innengespräch „Globalised Exile II“
Samstag, 24. Juni 2023, 16:30 Uhr

In „Depois do silêncio“ (Nach der Stille), dem letzten Teil ihrer „Trilogie der Schrecken“ beschäftigt sich Christiane Jatahy mit der Geschichte der Sklaverei und ihren bis heute spürbaren Auswirkungen. Das Geburtsland Jatahys, Brasilien, war 1888 eines der letzten Länder des amerikanischen Kontinents, das die Sklaverei abschaffte. In der persönlichen Erzählung einer bis heute nicht bewältigten Vergangenheit, die sich über die faschistische Politik von Brasiliens Ex-Präsident Bolsonaro hinaus zu wiederholen scheint, erforscht Jatahy die Spannungslinien zwischen Fiktion und Realität sowie zwischen lokalen Problemen und ihrem Widerhall in globalen Tendenzen. Sklaverei wird häufig als abgeschlossene Vergangenheit angesehen. Christiane Jatahy zeigt jedoch die bis heute reichenden immensen Folgen für geopolitische Realitäten und entwurzelte Lebenswege von Menschen auf, die sich in einer fortdauernden Suche nach einem Ort und einer Identität offenbaren – in der Hoffnung, mit Aufklärung einen Boden für die Zukunft zu bereiten.

„Depois do silêncio“ entfaltet sich entlang der Handlung von „Torto Arado“ (2019), des international gefeierten Debütromans von Itamar Vieira Junior, der im bergigen Hinterland des Bundesstaats Bahia spielt. Das Stück verbindet die verstörende Geschichte des Buchs mit „Cabra marcado para morrer“, einem Dokumentarfilm von Eduardo Coutinho, sowie mit Jatahys eigener Recherche, die auf Feldforschungen und Interviews in Zusammenarbeit mit afro-brasilianischen und indigenen Communities in Remanso und Iúna (Chapada Dimantina, Bahia, Brasilien) basiert.

Mit

Gal Pereira, Juliana França, Caju Bezerra, Aduni Guedes (Live Performance); Lian Gaia und den beteiligten Einwohner*innen der Gemeinden Remanso und Iúna (Chapada Dimantina/Bahia (Brazil) (Film)

Christiane JatahyKünstlerische Leitung und Text
Thomas WalgraveKünstlerische Mitarbeit, Bühne und Licht
Pedro FaersteinFotografie und Kamera
Vitor Araujo, Aduni GuedesOriginalmusik
Pedro VituriTondesign und Mixing
João ZulaTon (Film)
Mari Becker, Paulo CamachoSchnitt (Film)
Preta MarquesKostüme
Gal Pereira, Juliana França, Lian Gaia, Tatiana Salem LevyMitarbeit Text
Ana Maria GonçalvesGespräche
Julio ParenteVideosystem
Dani LimaKörperarbeit
Caju BezerraRegieassistenz
Suelen MenezesKameraassistenz
Diogo MagalhãesInspizienz und Ton
Leandro BarretoStellwerk
Alan de SouzaVideo Bedienung
Claudia MarquesProduktionsleitung (Rio de Janeiro)
Divino GarciaProduktionsassistenz (Rio de Janeiro)
Claudia PetagnaAministration
Henrique MarianoProduktionskoordination und Tourmanagement

Der Roman „Torto Arado“ von Itamar Vieira Junior ist 2019 bei Prémio LeYa erschienen. Deutsche Übersetzung: Die Stimme meiner Schwester, 2022, S. Fischer Verlag.

„Depois do silêncio (Nach der Stille)“ ist Teil des Festivals „Performing Exiles“ der Berliner Festspiele.Diese Arbeit enthält Verweise auf und Bilder aus „Cabra marcado para morrer“ von Eduardo Coutinho, Mapa Filmes Produktion.Produktion: Cia Vertice – Axis productionsKoproduktion: Schauspielhaus Zürich; Le CENTQUATRE-Paris; Odéon-Théâtre de l’Europe, Paris; Wiener Festwochen; Piccolo Teatro di Milano – Teatro d’Europa; Arts Emerson, Boston; Riksteatern-Schweden; Théâtre Dijon-Bourgogne CDN; Théâtre National Wallonie-Bruxelles; Théâtre Populaire Romand – Centre neuchâtelois de arts vivants La Chaux-de-fonds; DeSingel, Antwerpen; Künstler*innenhaus Mousonturm, Frankfurt/Main; Temporada Alta Festival de tardor de Catalunya und Centro Dramatico National, Madrid.