Vortrag

„Sonnenaufgang im Morgenland“

A Black German Performance of Diaspora and Resistance

Robbie Aitken, Professor of Imperial History

Die alte Schwarz-Weiß Aufnahme zeigt den Autor und Schauspieler Louis Brody von hinten im Büstenporträt: Er blickt über seine linke, nackte Schulter, so dass sich sein Profil mit einem festen Blick gegen einen hellen Hintergrund abzeichnet.

Autor und Schauspieler Louis Brody / Sonnenaufgang im Morgenland © Privatsammlung Robbie Aitken

Vortrag über Performances als Ausdruck von Schwarzer Identität und von Widerstand im Jahr 1930 in Berlin

Im Dezember 1930 feierte eine bemerkenswerte Revue Premiere in Kliems Festsälen in Berlin-Kreuzberg, an der Grenze zu Neukölln. Inspiriert durch Schwarze Theaterproduktionen in den USA und in Paris inszenierte Berlins kleine aber diverse Schwarze Community die Revue „Sonnenaufgang im Morgenland“. In seinem Vortrag legt Robbie Aitken, Professor für Imperiale Geschichte an der Sheffielder Hallam University, dar, dass dieser „Sonnenaufgang“ Ausdruck sowohl einer entstehenden diasporischen Identität war als auch eines Widerstands gegen hegemoniale, stereotype Bilder von Afrika und Afrikaner*innen und gegen die rechten Feindseligkeiten gegenüber Schwarzen Darsteller*innen und Formen Schwarzer Kultur im Deutschland der späten Weimarer Republik. Außerdem verortet er die Show in einer längeren Tradition Schwarzer Organisationen und Aufführungen, die bis in die Zeit nach 1945 reicht.

Wir weisen darauf hin, dass die Begriffe „Orient“ und „Morgenland“ auf den Originaltitel verweisen. Die in der Kolonialzeit entstandenen Begriffe sind heute durch eine generalisierende, eurozentrische Perspektive als abwertend und rassistisch einzuordnen.„Sonnenaufgang im Morgenland“ ist Teil des Festivals „Performing Exiles“ der Berliner Festspiele.