Vortrag

Jorge Semprún

Europa: ein Paradox?

Vortrag des Schriftstellers
Einführung: Joachim Sartorius
Übersetzung von Michi Strausfeld

Jorge Semprún

Jorge Semprún © Jerry Bauer / Suhrkamp

Jorge Semprún ist ein Mann der Tat und ein die Tat analysierender Intellektueller. Seine unvergleichlichen Romane (Der zweite Tod des Ramon Mercader, Algarabia oder Die neuen Geheimnisse von Paris, Was für ein schöner Sonntag!, Zwanzig Jahre und ein Tag), seine autobiographischen Werke (Federico Sanchez. Eine Autobiographie) und Drehbücher (Der Krieg ist aus, Z, Das Geständnis) lassen die Leser teilhaben an seinem engagierten Leben. 1923 in Madrid geboren, muss Semprún bereits als Kind ins Exil nach Frankreich fliehen, er kämpft in der französischen Résistance gegen die Deutschen. 1943 wird er ins KZ Buchenwald deportiert. Das außerordentliche Buch Die große Reise handelt davon. Unter dem Pseudonym Federico Sanchez arbeitet er zwischen 1957 und 1962 im Untergrund der kommunistischen Partei im francistischen Spanien. 1964 wird er aus der spanischen Exil-KP ausgeschlossen. Nach seiner Zeit als Kultusminister Spaniens zwischen 1988 bis 1991 lebt er wieder in Paris.

Semprún hat sein Leben im Kampf gegen mehrere Diktaturen riskiert. Sein Handeln wie seine Reflexion über das Erlebte und das Erinnerte haben gleichsam Material geliefert für seine Literatur. Und die Literatur bietet dem Autor Semprún die Möglichkeit, die Wirklichkeit des eigenen Lebens zu bearbeiten – Schreiben oder Leben lautet denn auch der sprechende Titel eines seiner Bücher.

1996 erhält Jorge Semprún den Literaturpreis der Résistance, 1969 den Prix Femina, 1977 den Premio Planeta, 1994 wird er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, 2003 mit der Goethe-Medaille und 2005 mit dem Bruno Kreisky-Preis geehrt.