Forum 2024

Wissen neu verweben

Das Forum des Tanztreffens der Jugend richtet sich an Tänzer*innen, Tanzvermittler*innen, Choreograf*innen und tanzerfahrene Theatermacher*innen. Es untergliedert sich in die Bereiche Praxis und Dialog.

22. bis 27. September
Tanzfabrik Berlin

Konzept und LeitungGabriele Reuter

Pädagogische und partizipative künstlerische Arbeit im Tanz kann junge Menschen nur dann berühren, wenn sie selbst beweglich, offen und neugierig bleibt. Tanzkünstler*innen und Produzent*innen des jungen Tanzes schaffen dies immer wieder durch Impulse, Methoden und Herangehensweisen aus anderen Disziplinen. Unterschiedlichste Arten von Wissen werden ständig neu verwebt, umgeschichtet, übersetzt und spielerisch neu zusammengesetzt.

Das diesjährige Forum-Programm steht im Zeichen des Wissenstransfers. Die Workshops bieten neues Wissen an, sortieren altes Wissen neu, verbinden und übersetzen. Es geht darum, über die Grenzen zu wildern: die unseres eigenen Selbstverständnisses als Tanzschaffende und die von uns wahrgenommenen Grenzen des Tanzes. Wir gehen also gemeinsam jagen, sammeln, testen und puzzlen.

Wie zum Beispiel können neue Medientools und das eigene Smartphone, Wissen aus der Puppenführungstechnik oder der Sportmedizin das künstlerische Arbeiten mit jungen Menschen inspirieren? Und wie können wir unsere Annahmen, Überzeugungen und Vorurteile zu den Themen Partizipation, Leistung und Ausruhen herausfordern, vertiefen, neu sortieren? Wie könnte ein Blick in das Feld des Adultismus zu neuen Rahmenbedingungen für die eigene Praxis einladen?

Auch in diesem Jahr verbindet die Künstler*innen und Dozent*innen des Workshopprogramms eine Praxis, in der künstlerische und pädagogische Arbeit ein und dieselbe Sprache sind. Zusätzlich ist es vor allem die Interdisziplinarität in ihrem beruflichen Schaffen, die die Dozent*innen in diesem Jahr eint. Offen für alle Erfahrungslevels sind die Workshops eine Einladung, neue Impulse mitzunehmen, sich Handwerkszeug anderer Disziplinen anzueignen und sich in sicherer kollegialer Umgebung auf neues Terrain zu wagen.

Das Forum beginnt mit einem gemeinsamen Kick-Off und Kennenlernen aller Teilnehmenden am Sonntagvormittag. Gleich im Anschluss freuen wir uns auf eine intensive Woche Workshops mit Ahmed Soura, Thalia Schoeller, Bahar Meriç, Katalin Pöge, Magda Lena Schlott, Sophie Lindner und Angela Alves in den Räumen der Tanzfabrik Berlin Kreuzberg. Die Workshops finden in diesem Jahr alle in den Räumen der Tanzfabrik statt. Die ganztägigen Workshops haben eine Mittagspause von 1,5 Stunden.

Praxis

So, 22. September, 9:30 – 12:00 Uhr
Kick-off-Workshop

Gemeinsam warm werden für die Festivalwoche – neugierig aufeinander werden, sich kennenlernen, sich verbinden, sich finden. Sich gegenseitig stärken und Wünsche formulieren. Ein erstes Treffen aller Teilnehmenden des Forums. 

Mit

Maren Witte – Forum Nachgespräche
Gabriele Reuter
– Leitung Forum Workshops


So, 22. September, 13:30 – 16:00 Uhr
Engagement of the Body

Unterrichtssprache: Englisch

To engage: sich beschäftigen, sich interessieren, wach und spontan sein. Wie kommen wir in diesen Zustand? Wie bringen wir andere Menschen durch Bewegung in diese Art von Verbindung und Konzentration? Wie schaffen wir es, in jedem Moment präsent zu bleiben, schnell zu reagieren? Gemeinsam suchen wir für unsere eigene dynamische Bewegungssprache – den Tanz in uns – eine Form die andere mit einbezieht und bewegt. Mit einem drängenden Gefühl üben wir uns in Situation und Reaktion, nehmen Bilder auseinander und setzen sie neu zusammen. Wir finden Wege, um das Unsichtbare sichtbar zu machen, mal durch dynamische Bewegungen des Körpers im Raum, mal durch bewegte Dialoge von Gesten.

Mit

Ahmed Soura


So, 22. September, 13:30 – 16:00 Uhr
Adultismus

Adultismus beschreibt die Diskriminierung gegenüber Kindern und Jugendlichen. Eine Form
von Diskriminierung, die wir alle selbst erlebt haben und von der wir gemeinsam erzählen
können. Dieser Workshop lenkt den Blick darauf, die Grundlagen von adultistischem Denken und Verhalten zu erkennen und zu hinterfragen, insbesondere in Hinsicht auf unsere eigene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Mit 

Thalia Schoeller


Mo, 23. September,  9:30 – 16:00 Uhr
Partizipation EXTREM!

Partizipative Arbeit mit jungen Menschen ist eine Frage der Haltung und der Strukturen, in denen sie stattfindet. Gemeinsam sprengen wir das vermeintlich Unmögliche und erdenken uns maximale Partizipation, in der junge Menschen von Anfang an Teil von Entscheidungsprozessen sein können.
Die Teilnehmenden des Workshops durchlaufen gemeinsam eine partizipative Produktion von Anfang bis Ende. Dabei gilt der Ansatz der maximalen Beteiligung. Wie kann das aussehen? Welche Hindernisse gibt es – in den Strukturen, aber auch in unseren Köpfen? 
Bahar Meriç vermittelt auf Grundlage ihrer eigenen Praxis Ansätze zu partizipativen Gestaltungsprozessen mit jungen Menschen. Künstlerische Tools werden praxisnah erprobt und anhand der eigenen Erfahrungen diskutiert und reflektiert.
Ziel ist es gemeinsam Strategien zum „partizipativem Maximum“ zu finden und Chancen des Gelingens zu formulieren

Mit

Bahar Meriç


Mo, 23. September,  9:30 – 16:00 Uhr
Wir hatten ja sonst nüscht

Praxis-Labor, in dem in MacGyver-Manier untersucht wird, was aus Smartphones herauszuholen ist. Für künstlerische und Foto- und Filmdokumentation, über Proben und Bühnenzwecke bis Social Media. Von Bildaufbau, verschiedenen Formaten für verschiedene Zwecke, Tricks und Hacks bis zur Erstellung automatischer Untertitel. Dieses Labor ist offen für alle, die rausfinden wollen, was Großartiges mit einfachen Mitteln möglich ist. 

Bitte mitbringen: voll geladenes Smartphone, gern auch einen Laptop, eventuelle Fragen und ne große Portion Neugier und Freude am gemeinsamen Lernen. Gearbeitet wird mit kostenfreien Apps. Ich empfehle:
Cap Cut (iOS, Android) 
oder Apple Clips (iOS) 
Handbrake.fr für den Laptop zur Komprimierung (Mac, Win)
Bitte vorher die Apps downloaden!

Mit

Katalin Pöge


Di, 24. September, 13:30 – 15:00 Uhr
Campus x Forum

In diesem Austauschformat begegnen sich Forumteilnehmende und die jungen Tanzschaffenden aus dem Campusprogramm. Eine Einladung zu Gesprächen und gemeinsamem Bewegen.


Mi, 25. September, 9:30 – 16:00 Uhr
Tanztraining und Performance

Praxisorientierte Anwendung aktueller Forschungserkenntnisse aus der Sportmedizin

Tänzer*innen sind sowohl Künstler*innen als auch Athlet*innen. Häufig wird das Tanztraining von den Tanzenden selbst bestimmt und ist stark von deren individuellen subjektiven Wahrnehmungen eines effektiven Trainings geprägt. In Ensembles sowie Tanzschulen werden eigene Trainingsroutinen von Spielleitungen und Tanzpädagog*innen weitergegeben – oft von Generation zu Generation. Dies kann jedoch dazu führen, dass eine strukturierte Herangehensweise im Training fehlt oder Trainingsmethoden angewandt werden, die in der Sportwissenschaft längst als ineffektiv oder sogar gesundheitsgefährdend eingestuft wurden. Der Fokus dieses Workshops liegt auf der Vermittlung aktueller Forschungserkenntnisse aus dem Bereich der Sportmedizin in das Tanztraining. Es werden Themen behandelt und praktische Werkzeuge vorgestellt, die sich mit der Gestaltung des Tanztrainings im Probenprozess und zur Vorbereitung auf Auftritte beschäftigen. Dabei wird die Idee der Leistungsoptimierung im Tanz durch gesundheitsförderndes Tanztraining im Vordergrund stehen. Der Workshop ist für alle Tanzstile geeignet und beginnt mit einer Sammlung der häufigsten Fragen, um individuell auf die Bedürfnisse der Gruppe eingehen zu können.

Mit

Sophie Lindner
 


Mi, 25. September 9:30 – 16:00 Uhr
Material in Bewegung

Über Bewegung nachdenken, aus der Perspektive des Puppenspiels. Animation, Beziehung zum Material, was ist das neben mir? Wann lebt das? Lebe ich dann noch und wer atmet hier? Wer verlagert hier den Schwerpunkt und warum! Wie kann ich schnell und simpel etwas entstehen und wieder sterben lassen? 

Dieser Workshop bietet ein Reinschnuppern in die Grundlagen der Puppenführungstechnik an, auf möglichst vielen verschiedenen Erfahrungsebenen. 

Mit

Magda Lena Schlott


Do, 26. September, 9:30 – 16:00 Uhr
Choreographies of Rest

Dieser Workshop vermittelt eine praktische Sensibilisierung für inklusives Arbeiten in Performance, Probe und Vermittlung von Tanz aus der Perspektive unsichtbarer Behinderungserfahrungen. 

Die künstlerische Praxis von chronisch kranken/behinderten Menschen setzt dem Kanon im Tanz nicht nur neue Ästhetiken entgegen. „Crip techniques“ offenbaren auch Einblicke in jene Lebensrealitäten, die man sich längst nicht mehr nur fernab der Norm erzählt. Relaxed Performance-Formate haben sich in den letzten Jahren als barrierefreie Angebote im Theater etabliert und transformieren sowohl Theater- und Probenräume als auch das choreografische Arbeiten selbst.

Im ersten Teil des Workshops wird der Schwerpunkt auf das Konzept der Relaxed Performance in Vermittlungs- und Produktionsprozessen gelegt.

Der zweite Teil widmet sich der Bedeutung des Ausruhens als choreografische Praxis und dem Austausch in der Gruppe.  

Mit

Angela Alves

Dialog

22. – 26.9., 17:00 Uhr / 27. September, 10:00 Uhr
Ort: Probebühne, Haus der Berliner Festspiele

In den Forumsnachgesprächen widmen wir uns in Worten und in Bewegung jedem einzelnen Stück: Lässt sich ein Thema, ein Motiv oder eine Stimmung in mehreren Produktionen wiederfinden? Wie wurde mit den jungen Tänzer*innen geforscht und gearbeitet? Nach welchen Kriterien wurden ästhetische Entscheidungen getroffen? Eingeladen sind Choreograf*innen, Juror*innen und Forumsteilnehmer*innen. Gefragt sind Expertise, konstruktive Kritik und Lust auf neue Perspektiven.

Mit

Amelie Mallmann und Maren Witte

Anmeldung

Bei dem Workshopangebot handelt es sich um eine anerkannte Weiterbildungsmaßnahme, für die es eine Teilnahmebestätigung gibt.

Für die Teilnahme an den Workshops ist eine verbindliche Anmeldung über unser Anmeldeformular erforderlich. Anmeldeschluss ist Freitag, der 6. September 2024.
Die Anmeldung ist erst nach Überweisung der Teilnahmegebühr abgeschlossen.
Die Kosten für das Forum werden als Tagesgebühr berechnet:

  • Ein ganztägiger Workshop (10:00 – 16:00 Uhr) kostet 60 Euro / ermäßigt für Studierende 40 Euro.
  • Ein halbtägiger Workshop (z. B. 10:00 – 12:30 Uhr oder 13:30 – 16:00 bzw. 14:00 –16.30 Uhr) kostet 30 Euro / ermäßigt für Studierende 20 Euro.
  • Bei der Buchung des gesamten Forum-Workshop-Programms (á 5 Tage) liegen die Kosten bei 250 Euro / ermäßigt für Studierende bei 170 Euro.
     

Der Preis für Verpflegung ist in der Teilnahmegebühr enthalten. Die Teilnahme an den Nachgesprächen und dem Format „Das große Fressen“ ist kostenlos. Die Teilnahme am Forum wird als Weiterbildung anerkannt.

Campus x Forum

Im gesamten Festivalzeitraum tanzen, kreieren und gehen die Teilnehmenden des Campus und die Teilnehmenden im Forum in den Austausch. Es entstehen in den jeweiligen Gruppen Ideen, Konzepte und auch ganz viel Tanz. 

Was passiert, wenn wir alle Tänzer*innen zusammenbringen?

Lasst uns gemeinsam experimentieren, voneinander lernen und uns begegnen!
„Campus x Forum“ ist ein gemeinsamer Experimentierraum. Hier kommen wir durch unterschiedlichste Stationen und Aufgaben ins Gespräch, knüpfen Kontakte und inspirieren uns gegenseitig.

Freut euch auf einen gemeinsamen Festivalmoment mit allen!

Mit

Klara Liebig und Bahar Meriç