Konzert & binauraler Audio-Livestream | Éliane Radigue

Éliane Radigue: The Electronic Works 8

Opus 17 (1970)

Uraufführung am 23. Mai 1970 im Centre Artistique de Verderonne, Frankreich.

Drehknöpfe eines ARP-Synthesizers

„Éliane Radigue – Échos“. Ein Film von Éleonore Huisse und François Bonnet, F 2021, Film Still © Éleonore Huisse, François Bonnet

„Opus 17“ markiert einen Wendepunkt in Éliane Radigues Schaffen. Es ist das letzte Werk, in dem sie mit Feedback-Prozessen arbeitet. Zu hören ist eine Klangwelt aus rauen Klangphänomenen von plastischer Qualität.

MaerzMusik feiert den 90. Geburtstag der französischen Musikpionierin Éliane Radigue mit der erstmaligen Live-Präsentation ihres gesamten elektronischen Musikschaffens. Eine Reihe von siebzehn Konzerten unter der Klangregie von François Bonnet, alias Kassel Jaeger, erstreckt sich über das gesamte Festival. In der einzigartigen akusmatischen Umgebung des Zeiss-Großplanetariums versucht diese Hommage die bezaubernde Tiefe von Radigues Musik für Lautsprecher, die zwischen 1970 und 2000 entstanden ist, vollständig zu erschließen.

„Éliane Radigue wurde am 24. Januar 1932 in Paris geboren, wo sie bis heute lebt und arbeitet. Durch eine umsichtige Klavierlehrerin erlebte sie in ihrer Kindheit in Paris eine geheimnisvolle Initiation in die Musik. Später kommen die Harfe, das Singen und die Komposition hinzu. Aber erst durch den Kontakt mit der ‚musique concrète‘, an der Seite von Pierre Schaeffer und später Pierre Henry, findet die Musik von Radigue ihren eigenen authentischen Weg.
Über einen Zeitraum von über 50 Jahren erstrecken sich drei verschiedene Phasen in ihrem Schaffen. Jede von ihnen markiert einen Bruch und ist zugleich inspiriert durch die Erkundung und Erforschung von Schwellen, von Räumen, die sich in den Intervallen auftun, und vom Dialog zwischen Hörerfahrung und innerer Erfahrung, persönlicher Geschichte und sinnlicher Erinnerung. Die erste Phase (1968–1971) betrifft die Arbeit mit Feedback und „Re-Injektionen“ – eine embryonale Phase, die bereits Radigues äußerste Sorgfalt und Arbeit mit Schwellen und bedrohten Equilibrien erkennen lässt. Die zweite, reife Phase, die sich über dreißig Jahre (1971–2001) erstreckt, ist von der fruchtbaren Produktion elektronischer Kompositionen geprägt, die ihre Musik unauslöschlich mit den einzigartigen Beats des ARP 2500 Synthesizers verbindet. In dieser Phase beginnt die Entwicklung langer Formen mit subtilen Variationen, die zwischen der von der Musik getragenen Geschichte und der für ihre Entfaltung notwendigen Zeitspanne aufblühen und mitschwingen. Die dritte Phase dauert bis heute an und umfasst die akustischen Werke, die Éliane Radigue in enger Zusammenarbeit mit Musiker-Kompliz*innen unterschiedlichster künstlerischer Horizonte kreiert. Diese bringen eine zusätzliche relationale Dimension in eine Musik ein, die sich bis dahin im Alleingang entwickelt hatte. Im Laufe ihres Lebens hat Éliane Radigue ein aufrichtiges, anspruchsvolles und inspirierendes Werk entwickelt, das heute eine ganz neue Generation von Musiker*innen beeinflusst.“ (François Bonnet)

„Éliane Radigue [...] war gerade nach New York gezogen und hatte die Idee, sich einen analogen Modularsynthesizer zuzulegen. Deshalb arbeitete sie an der NYU, um die Möglichkeiten der Buchla 100-Serie auszuprobieren, die wir dort hatten. Eines Tages lud sie mich beim Tratschen in ihr Loft ein, das sich gleich um die Ecke befand. Sie ließ mich ein Stück anhören, das in Frankreich komponiert worden war; das Stück hieß ‚Opus 17‘ [...]. Was ich hörte, änderte den Lauf meines Lebens als Komponist [...]. Dieses Stück, eine beeindruckende Inspirationsquelle, vermittelte den Eindruck, in einer großen Kathedrale zu sein, sowohl wegen des Gefühls der Unermesslichkeit [...] als auch wegen des Effekts, Gott so nahe zu sein.“ (Rhys Chatham)

Programm

Éliane Radigue
Opus 17 (1970)
Musik für Lautsprecher / Feedback auf Tonband, 96 min

1. Étude
2. Maquette
3. Épure
4. Safari
5. Number 17

Produziert im Jahr 1970 im Atelier von Éliane Radigue in Paris.

Besetzung

François J. BonnetKlangregie