Konzert

RIAS Kammerchor Berlin, Kammerakademie Potsdam

Justin Doyle, Leitung
Gabrieli | Gesualdo | Strawinsky

Plakat mit der Ankündigung der Premiere von Igor Strawinskys „Threni“ am 23. September 1958 in der Scuola di San Rocco in Venedig

Plakat mit der Ankündigung der Premiere von Igor Strawinskys „Threni“ am 23. September 1958 in der Scuola di San Rocco in Venedig

Die „Lamentiones“ – die Klagelieder des Propheten Jeremias – stellt Justin Doyle, Leiter des RIAS Kammerchors, ins Zentrum des Konzerts zusammen mit der Kammerakademie Potsdam. Verschiedene Vertonungen des eindrucksvollen Textes aus dem Alten Testament werden erklingen - von den großen Meistern der Renaissance sowie Igor Strawinskys Version in „Threni“.

Die Klagelieder des Propheten Jeremias gehören zu den eindrucksvollsten Texten des Alten Testaments. Sie schildern in ergreifenden Worten und Metaphern die Trauer des Volkes Israel über den Verlust Jerusalems nach der Eroberung durch den babylonischen Herrscher Nebukadnezar im 6. Jahrhundert v. Chr. Die Wirkungsgeschichte dieser „Lamentationes“ ist erheblich: In der jüdischen Tradition wurden die Verse auf die erneute Zerstörung des Tempels durch den römischen Feldherrn Titus im Jahre 70 n. Chr. bezogen. Das Christentum dagegen widmete die Klagelieder dem Leiden und Sterben Jesu Christi und wies ihnen einen festen liturgischen Platz in den Stundengebeten der Karwoche zu. Seit dem 15. Jahrhundert hat eine kaum zu überblickende Zahl an Komponisten der verschiedensten Epochen die starken Textvorlagen zu mehrstimmigen Vertonungen genutzt.

Der RIAS Kammerchor Berlin unter Leitung seines Chefdirigenten Justin Doyle stellt in seinem Konzert beim Musikfest Berlin Auszüge aus Lamentationes-Vertonungen der Renaissancezeit von den englischen Komponisten Thomas Tallis und William Byrd sowie vom römischen Kapellmeister Giovanni Pierluigi da Palestrina vor. Als Kontrast dazu erklingt – begleitet von der Kammerakademie Potsdam – mit „Threni“ die schöpferische Auseinandersetzung Igor Strawinskys mit den biblischen Klageliedern, die er 1957/58 für Soli, Chor und Orchester geschrieben hat. Dem direkten liturgischen Zusammenhang enthoben, sind die „Threni“ von Strawinsky ein hervorragendes Beispiel berührender geistlicher Musik im konzertanten Rahmen.

Konzertprogramm

Giovanni Gabrieli (1554/1557 – 1612)
Canzone e sonate (1615)
für verschiedene Instrumente mit Orgelbass

William Byrd (1543 – 1623), Thomas Tallis (1503 – 1585), Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525 – 1594)
Lamentationes Jeremiae Prophetae
Auszüge aus den Vokalwerken

Don Carlo Gesualdo da Venosa (1560 – 1613)
Aestimatus sum (1611)
aus: Tenebrae-Responsorien für den Karsamstag

Igor Strawinsky (1882 – 1971)
Threni: id est lamentationes Jeremiae Prophetae (1957/58)
für Soli, Chor und Orchester
Alessandro Piovesan in memoriam

Die Igor Strawinsky und Carlo Gesualdo gewidmeten Gastspielkonzerte am 31. August, 6., 8., 13. und 15. September werden gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und der Aventis Foundation.

   

Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin in Kooperation mit dem RIAS Kammerchor Berlin