Konzert

Busan Philharmonic Orchestra

Seokwon Hong, Leitung
Pagh-Paan / Ravel / Messiaen / Sibelius

Menschen mit Masken verkleidet drehen sich, ein asiatischer Mann schaut in die Kamera.

Das politische Volkstheater „Madang-Guk“ in Südkorea © Flickr

Das Busan Philharmonic Orchestra feiert in seinem Konzert beim Musikfest Berlin den 80. Geburtstag der koreanischen Komponistin Younghi Pagh-Paan. Mit den zwei in Donaueschingen uraufgeführten Orchesterwerken „Sori“ (1980) und „Frau, warum weinst Du? Wen suchst Du?“ (2023) wird die kompositorische Arbeit Pagh-Paans gewürdigt, die die Musik der Gegenwart über viele Jahrzehnte geprägt hat. Ihrer Musik stehen drei Werke aus den 1920er- und 1930er-Jahren gegenüber: Maurice Ravels „Klavierkonzert für die linke Hand“ (1930) mit Ben Kim, Gewinner des 55. Internationalen Musikwettbewerbs der ARD, Olivier Messiaens vier sinfonische Meditationen „L’Ascension“ und schließlich die 7. und letzte vollendete Sinfonie von Jean Sibelius.

19:10, Südfoyer
Einführungsveranstaltung

Younghi Pagh-Paan gelang mit der Uraufführung von „Sori“ ihr internationaler Durchbruch. Beeinflusst ist das Werk von gesellschaftlichen Fragen und Traditionen der koreanischen Kultur. Das politische Volkstheater „Madang-Guk“ ist dabei die wichtigste Inspirationsquelle: Das von traditionellen koreanischen Kunstformen abgeleitete Maskenspiel wurde in den 1970/80er-Jahren als Widerstandstheater gegen die politische Unterdrückung populär. Die emotionale Quelle des Werkes ist der Groll: Er zieht sich subtil durchs gesamte Werk, bleibt aber meist bedrohlich unter der Oberfläche. Damit thematisiert Pagh-Paan das Unterdrücken der persönlichen Empfindungen und Gefühle, welches sie in der Gesellschaft ihrer Heimat erlebte. Musikalisch beeinflusst ist „Sori“ von zwei Arten der koreanischen Volksmusik: „Nong-Ak“ ist eine heute fast ausgestorbene kulturelle und religiöse Praxis im ländlichen Raum, bei der mit Perkussions- und Blasinstrumenten, Tanz und Akrobatik und kunstvollen Masken gebetet, gedankt und böse Geister vertrieben werden. „Hyang-Du-Ga“ ist eine bei Begräbnissen praktizierte Trauermusik.

In „Frau, warum weinst Du? Wen suchst Du?“ erzählt Younghi Pagh-Paan eine Liebesgeschichte anhand des titelgebenden Bibelzitates. Mit den Worten „Frau, warum weinst Du? Wen suchst Du?“ richtet der auferstandene Jesu sein Wort an sie. Der Schmerz des Verlustes, als Maria Magdalena das Grab Jesu leer vorfindet, steht stellvertretend für den Schmerz, den Liebe zwangsläufig immer mit sich bringt. Pagh-Paan stellt nicht die biblische Auferstehungsgeschichte in den Vordergrund, sondern die Not einer weinenden und trauernden Person. Mitgefühl und Trost, aus denen die Stärke wächst, sich wieder aufzurichten, portraitiert die Komponistin mit einem atmosphärischen Orchesterwerk, das Ruhe und innere Kraft ausstrahlt.

Programm

Younghi Pagh-Paan zu Ehren

Younghi Pagh-Paan (*1945)
Sori (1980)
für großes Orchester

Frau, warum weinst Du? Wen suchst Du? (2023)
für Orchester

Maurice Ravel (1875 – 1937)
Klavierkonzert für die linke Hand D-Dur (1930)
für Klavier und Orchester

Olivier Messiaen (1908 – 1992)
L’Ascension – Quatre méditations symphoniques (Die Himmelfahrt – Vier sinfonische Meditationen) (1933)

I Majesté du Christ demandant sa gloire à son Père (Majestät Christi, der seine Verherrlichung vom Vater erbittet)
II Alléluias sereins d’une âme qui désire le ciel (Fröhliches Halleluja einer Seele, die nach dem Himmel verlangt)
III Alléluia sur la trompette, alléluia sur la cymbale (Halleluja der Trompeten und Zimbeln)
IV Prière du Christ montant vers son Père (Gebet des zu seinem Vater auffahrenden Christus)

Jean Sibelius (1865 – 1957)
Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 105 (1924)

Mitwirkende

Ben KimKlavier

Busan Philharmonic Orchestra
Seokwon HongLeitung

Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin in Zusammenarbeit mit dem Ministry of Culture, Sports and Tourism (Republik Korea), dem Koreanischen Kulturzentrum (Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea), dem Busan Cultural Center, der KOFICE (Korean Foundation for International Cultural Exchange) und mit der musica viva des Bayerischen Rundfunks