
Lucinda Childs in „Geranium ’64“ (2024)
© Alexandra Polina
LucindaChilds, eine der prägendsten Choreograf*innen der jüngeren Tanzgeschichte, ist Anfang Dezember mit ihrer Lucinda Childs Dance Company zu Gast bei den Berliner Festspielen. Vom 3. bis 5. Dezember wird an drei Abenden „Dance“, ihr zentrales Werk aus dem Jahr 1979 in der 2009 rekonstruierten Fassung auf der Großen Bühne im Festspielhaus gezeigt. Mit „Four New Works“ werden am 7. und 8. Dezember vier neue Kurzstücke für die Tänzer*innen ihrer Kompanie, darunter ein Solo der Choreografin selbst, erstmals in Berlin zu erleben sein. Für diese jüngsten Werke kollaborierte die Choreografin mit dem Künstler Anri Sala, dem Pianisten Anton Batagov sowie den Komponist*innen Philip Glass und Hildur Guðnadóttir.
Im Vortrag „Lecture by Lucinda Childs“ am 4. Dezember blickt die inzwischen Vierundachtzigjährige auf ihren Werdegang zurück, wobei sie ihren choreografischen Ansatz und einige richtungsweisende Kooperationen erläutern wird.
Tanz Di, 3. Dezember, 19:30 Uhr | ![]() |
Eine strenge Abfolge einfacher, beinahe karger Bewegungen – fließend und hochdynamisch, unzählige Male wiederholt und variiert – charakterisiert das ikonische Stück „Dance“ der renommierten Choreografin Lucinda Childs. Seit seiner Uraufführung im Jahr 1979 an der Brooklyn Academy of Music zählt es zu den markantesten Werken Childs’ und wurde seitdem von der Lucinda Childs Dance Company weltweit zur Aufführung gebracht.
In „Dance“ verschmelzen Tanz, die minimalistisch-treibende Musik von Philip Glass und beeindruckende Projektionen des Künstlers Sol LeWitt zu einem meditativen Rausch. 2009 mit einem verjüngten Ensemble rekonstruiert, bringt die Neuinterpretation das ursprüngliche Ensemble – einschließlich der Choreografin selbst – in LeWitts Film und die Tänzer*innen der heutigen Kompanie auf der Bühne zusammen. In einem spannenden, performativen Dialog, in dem Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen, wird die Geschichte des Werks weitererzählt.
Uraufführung: 11. November 1979, Brooklyn Academy of Music
Eine Produktion von The Blanket.
Mit Unterstützung von Dance Reflections by Van Cleef & Arpels.
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Tanz Sa, 7. Dezember, 19:30 Uhr |
„Four New Works“, die im August 2024 auf Kampnagel in Hamburg uraufgeführt und von den Berliner Festspielen koproduziert wurden, sind die ersten neuen Arbeiten, die Lucinda Childs seit beinahe einer Dekade mit ihrer Kompanie entwickelt hat. Dieser Abend ermöglicht einen tieferen Einblick in den ästhetischen Kosmos und das aktuelle Schaffen der Choreografin und veranschaulicht zugleich die Entwicklung ihrer künstlerischen Arbeit als eine der Pionier*innen des postmodernen Tanzes über fünf Jahrzehnte hinweg.
Das erste präsentierte Stück „Actus“ ist ein Duett zur Kantate „Actus Tragicus“ von Johann Sebastian Bach. Als Trauermusik komponiert, eröffnet Bachs Frühwerk einen bewegenden Dialog über das ewige Leben und irdische Leiden. Daran anknüpfend ist unter dem Titel „Geranium ’64“ eine neue Adaption des Solos von 1965 zu erleben, in der Lucinda Childs als Tänzerin selbst auf der Bühne steht, kombiniert mit einer Videoarbeit des renommierten bildenden Künstlers Anri Sala. Das dritte Stück im Programm, „Timeline“, ist eine neue Choreografie für sieben Tänzer*innen zu bisher unveröffentlichter Musik der isländischen Komponistin, Cellistin und Oscarpreisträgerin Hildur Guðnadóttir. Den Abschluss des Abends bildet mit „Distant Figure“ eine ebenso neue choreografische Arbeit für sechs Tänzer*innen zu Musik von Philip Glass, die er im Jahr 2016 eigens für seine langjährige künstlerische Partnerin Lucinda Childs komponierte. Live auf der Bühne vertont wird die Komposition von dem russischen Starpianisten Anton Batagov, der darüber hinaus mit zwei Interludien das musikalische Zwischenspiel gestaltet.
Uraufführung: 7. August 2024, International Summer Festival Kampnagel, Hamburg
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Mit der Unterstützung von Dance Reflections by Van Cleef & Arpels, James Madison University, UCLA Center for the Art of Performance. „Distant Figure“ wurde mit Unterstützung von Pomegranate Arts entwickelt. „Distant Figure (Passacaglia for Solo Piano)“ © 2017 Dunvagen Music Publishers Inc., used by permission.
Vortrag Mi, 4. Dezember, 17:30 Uhr | ![]() |
In ihrem Vortrag wird Lucinda Childs über ihren Werdegang berichten und dabei ihren einzigartigen choreografischen Ansatz sowie einige ihrer wegweisenden Kooperationen erläutern. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Die Moderation übernimmt Dr. Lou Forster, der die Entwicklung des Archivs von Lucinda Childs sowie die erste Retrospektive ihrer Arbeiten am Centre National de Danse in Paris verantwortete.
LucindaChilds, geboren 1940 in New York City, begann ihre Karriere 1963 als Gründungsmitglied am Judson Dance Theater in New York. Zehn Jahre später gründete sie ihre eigene Tanzkompanie und schuf über fünfzig Werke, sowohl als Solistin als auch im Ensemble. Langjährige Partnerschaften entstanden u. a. mit Philip Glass, Robert Wilson, Sol LeWitt, John Adams und Frank Gehry.
1976 trat sie in der avantgardistischen Oper „Einstein on the Beach“ von Philip Glass und Robert Wilson auf und erhielt dafür einen Obie Award. Ihr bekanntestes Werk, „Dance“, choreografierte sie 1979 mit Musik von Philip Glass und Filmprojektionen von Sol LeWitt; es wurde international aufgeführt und ins Repertoire des Lyon Opera Ballet aufgenommen. Seit 1981 hat Childs über dreißig Werke für renommierte Ballettkompanien choreografiert, darunter das Pariser Opernballett und Les Ballets de Monte-Carlo. Zudem hat sie zahlreiche Opern, sowohl zeitgenössische als auch aus dem 18. Jahrhundert, inszeniert. Lucinda Childs wurde mit vielen Auszeichnungen geehrt, darunter der Goldene Löwe der Biennale di Venezia 2017 und der Dance Magazine Award 2022. 2018 wurde sie in die Hall of Fame des National Museum of Dance aufgenommen.
Abendprogramm
Das Abendprogramm steht auf der Webseite zum Downlaod bereit.
Zum Nachlesen in der Mediathek
Das Essay „Außerhalbdes Rahmens: Trisha Brown, Lucinda Childs und das Judson Dance Theater“ steht jetzt in der Berliner Festspiele Mediathek bereit.
Presseakkreditierung Performing Arts Season
Ihre Akkreditierungsanfragen nehmen wir gerne entgegen unter: pas.akkreditierung@berlinerfestspiele.de.
Pressefotos stehen im Pressebereich der Berliner Festspiele zum Download bereit.
Save the Date: Performing Arts Season im Januar
16. bis 18. Januar 2025
Haus der Berliner Festspiele, Große Bühne
MOMO
von Ohad Naharin
Batsheva Dance Company
Deutsche Erstaufführung
Ohad Naharins in Kollaboration mit der Batsheva Dance Company entstandene Arbeit „MOMO“ entfaltet sich als eine gemeinsame Leidenschaft von Trauer und Schönheit, in der Empfindungen und Impulse in neuartigen Bewegungsformen zum Ausdruck kommen. Zu einer Musik, die hauptsächlich aus dem Album „Landfall“ der legendären Musikerin Laurie Anderson und des renommierten Ensembles Kronos Quartet stammt, nimmt die passionierte Suche nach notwendiger Zärtlichkeit und Katharsis ihren Lauf.
23. bis 25. Januar 2025
Haus der Berliner Festspiele, Große Bühne
Glacial Decoy / In the Fall / Working Title
Trisha Brown Dance Company & Noé Soulier
Die Performing Arts Season widmet der 2017 verstorbenen amerikanischen Choreografin TrishaBrown einen Abend mit drei Arbeiten, die über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren entstanden sind, und feiert so die Bandbreite ihres künstlerischen Erbes und dessen fortwährende Bedeutung über ihren Tod hinaus. Das Programm umfasst zwei ikonische Werke „Glacial Decoy“ (1979) und „Working Title“ (1985), sowie das Stück „In the Fall“, die erste Zusammenarbeit der Trisha Brown Dance Company mit dem französischen Choreografen Noé Soulier, die erstmals in Deutschland zu sehen ist.
Zudem bietet die Trisha Brown Dance Company zwei Workshops für Tanzbegeisterte in der Tanzfabrik Berlin an: am 20. Januar „Trisha Brown Technique and Repertory: Working Title“ für Einsteiger*innen unter der Leitung von Jennifer Payán und am 21. Januar „Trisha Brown Technique and Repertory: Glacial Decoy“ für Fortgeschrittene unter der Leitung von Cecily Campbell.