Konferenz

Modell Türkei?

Neue Formen urbaner Öffentlichkeit und die Kunstszenen Istanbuls.

Konferenz vom 9. bis 11. September 2005

Die Türkei hat sich in den letzten 10 Jahren rasant verändert, nahezu alle Bereiche sind davon betroffen, am stärksten die urbanen Zentren mit Istanbul an der Spitze. Anlässlich der Kunst-Ausstellung „Urbane Realitäten: Fokus Istanbul“ im Martin-Gropius-Bau beschäftigt sich die Konferenz „Modell Türkei?“ mit der Öffnung der türkischen Gesellschaft seit den 90er Jahren. Ein Resultat ist die Entstehung einer modernen Kunstszene in Istanbul und die wachsende Attraktivität der türkischen Metropole für internationale Künstler.

Die letzten Parlamentswahlen in der Türkei verdeutlichten die Dynamik der gesellschaftlichen Veränderungen drastisch: statt der bisher im Parlament vertretenen Parteien wurden eine frühere außerparlamentarische Oppositionspartei sowie eine zuvor neugegründete islamische Reformpartei gewählt. Dieser politische Elitenwechsel verstärkte eine gesellschaftliche und kulturelle Öffnung der Türkei, die bereits in den 90er Jahren einsetzte, unterstützt durch pluralistische und für Debatten offene Medien. In den arabischen Nachbarländern gilt die Türkei bereits als Modell für eine erfolgreiche Modernisierung.

Eine wichtige soziale Voraussetzung für diese gesellschaftliche Dynamik war die Tatsache, dass sich im letzten Jahrzehnt neben der säkularen auch eine neue islamische Elite herausbilden konnte. Diese verspricht, Demokratisierung mit Modernisierung zu verbinden. In der Gesellschaft ist dies heftig umstritten. Doch unabhängig von Zweifeln und unabhängig auch vom Demokratieverständnis der neuen islamischen Akteure, wurde so das Spektrum der politischen und kulturellen Öffentlichkeit erweitert. Eine neue gesellschaftliche Vielfalt ist entstanden, die soziale und kulturelle Minderheiten für sich nutzen können. Deswegen steht die Konferenz unter der generellen Fragestellung, ob die Türkei ein Modell sein kann für die Integration eines islamischen Milieus in eine pluralistische Gesellschaft und zugleich generell für die Modernisierung einer muslimischen Gesellschaft?

Referenten

Ceyda Akas, Ali Akay, Tülin Bumin, Levent Calikoglu, Silvina Der-Meguerditchian, Hrant Dink, Ömer Erzeren, Jürgen Gottschlich, Eberhard Havekost, Helmut Höge, Michel Kilo, Stephan Lanz, Haralampi Oroschakoff, Ilber Ortayli, Cem Özdemir,Zafer Senocak, Günter Seufert, Christoph Tannert, Fatos Üstek, Sabine Vogel, HS Winkler, Secil Yersel, Dilek Zaptioglu, Florian Zeyfang

Veranstalter: Berliner Festspiele, Haus der Kulturen der Welt und Forum Goethe-Institut