
Theater
von Márton Kovács, István Mohácsi und János Mohácsi
Deutsche Erstaufführung
Csak egy szög (Nur ein Nagel) © László Simara
„Nichts haben wir gestohlen, nur einen Nagel / Aus der blutenden Handfläche Jesus’“, heißt es in dem ungarischen Roma-Volkslied, das der Titel zitiert. In acht teils realistischen, teils absurden Einzelepisoden spannt das Stück einen Bogen über 2000 Jahre Geschichte der Zigeuner, vom Auszug aus Indien über Auschwitz bis in die unmittelbare Gegenwart. Die Rollen der fast 40 Darsteller wechseln von Szene zu Szene, nur drei Figuren tauchen immer wieder auf: „Onkel Karl“ (Karcsi bácsi; ein typischer Zigeunername in Ungarn), seine Frau und Gott. Zusammengehalten wird die aktionsreiche Revue durch hochexplosive Live-Musik und die dichte Choreografie.
Auch diese zweite ungarische Produktion, beide sind bei spielzeiteuropa zum ersten Mal außerhalb von Ungarn zu sehen, wird von einem starken Ensemble getragen. Wiederum geht es um ein – nicht nur – in Ungarn höchst brisantes Thema: die so genannte „Roma-Frage“ bzw. um die Vorurteile und Abwertungen, unter denen diese Minderheit seit Jahrhunderten zu leiden hat. Entstanden ist das Stück in der kollektiven Arbeitsweise, für die das Kaposvárer Csiky Gergely Theater mittlerweile auch über die Grenzen Ungarns hinaus bekannt geworden ist. Die erste Text- und Spielfassung des Regisseurs János Mohácsi, einem der wichtigsten Erneuerer des heutigen ungarischen Theaters, und seines Bruders István wurde während des Probenprozesses weiterentwickelt. Am Ende hat jeder Darsteller die Konflikte, die er auf der Bühne zeigt, selbst mitformuliert. Dieses Ensemble-Bewusstsein zeichnet die Arbeiten des Regisseurs Mohácsi in besonderem Maße aus.
Regie János Mohácsi
Musik Márton Kovács
Dramaturgie István Eörsi
Bühne Zsolt Khell
Kostüme Edit Szûcs
Choreografie Richárd Tóth
Licht Tamás Bányai
Mit Schauspielern und Musikern des Csiky Gergely Theaters, Kaposvár
Produktion Csiky Gergely Theater, Kaposvár