Ausstellung
Plakat zur Ausstellung „Der (im)perfekte Mensch“
Jede Kultur definiert neu, welche Körper als vollkommen gelten sollen. Gemessen an solchen Bildern der Perfektion ist jede menschliche Realität imperfekt. Vorstellungen der Vollkommenheit können Höchstleistungen provozieren, zugleich aber auch ein aggressives Potential entfalten. Der perfekte Mensch wäre der an sein Ende gekommene Mensch, die Wahrnehmung eigener Unvollkommenheit dagegen eröffnet die Möglichkeit zu stetiger Entwicklung.
Die Vorstellung, die wir uns von der Welt machen, hängt davon ab, mit welchen Sinnen wir sie erfassen können. Interaktive Installationen, Videointerviews und Objekte ließen unbekannte Wahrnehmungswelten für alle Besucher erlebbar werden. Das Spektrum der gesellschaftlichen Reaktionen auf behinderte Menschen ist von jeher widersprüchlich: Es ist gekennzeichnet von Hilfe, Förderung und Schutz auf der einen, von Entmündigung, Korrektur und Verwahrung auf der anderen Seite. Historische und zeitgenössische Objekte, Medien- und Rauminszenierungen gaben Einblicke in die Kultur- und Sozialgeschichte der Beziehungen zwischen behinderten und nicht behinderten Menschen.
Die aktuelle Debatte über die moralischen Grenzen der Forschung und die Zuverlässigkeit gendiagnostischer Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Neue biomedizinische Möglichkeiten werfen alte Fragen auf, z.B. nach der Bestimmung von Leben und Tod, von Perfektion und Unvollkommenheit. Die letzte Abteilung der Ausstellung konfrontierte unterschiedliche Positionen miteinander und stellte Menschen mit Behinderungen ins Zentrum, die die Debatte vor dem Hintergrund ihrer biografischen Erfahrungen reflektierten und kommentierten. Mit fast 65 000 Besuchern stieß die Ausstellung auf ein breites Interesse in der Bevölkerung.
Veranstalter: Ein Projekt des Deutschen Hygiene-Museums und der Deutschen Behindertenhilfe – Aktion Mensch e.V.
Kuratoren: Heike Zirden mit Gisela Staupe
Schirmherrschaft: Johannes Rau, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland