Ausstellung
Plakat zur Ausstellung „Nach der Flut“
Die Bilder gingen um die Welt: in der Antikenhalle des Albertinums in Dresden wurde es eng für die Werke der klassischen Antike. Um die griechischen und römischen Originalskulpturen, Vasen, Bronzen und Terrakotten versammelten sich Tausende von Figuren und Köpfe aus allen Epochen der Kunstgeschichte – Gipsabgüsse und Originale, die während der Flutkatastrophe im August 2002 in dramatischen Stunden aus den Kellerdepots des Albertinums geborgen wurden, ein faszinierendes Panorama der Skulptur aller Zeiten, aber auch Dokument einer Notsituation mit eingeschränkter Zugänglichkeit der Werke.
Die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau präsentierte eine Auswahl der aus den Depots evakuierten Kunstschätze, damals in Dresden unzugängliche Werke sowie einzigartige Meisterwerke aus der ständigen Ausstellung, darunter solche, die bisher noch nie verliehen wurden, wie der Dresdener Knabe nach Polyklet oder die Mänade nach Skopas.
Die Dresdener Skulpturensammlung wurde von August dem Starken im frühen 18. Jahrhundert begründet. Sie umfasst heute Werke aus mehr als fünf Jahrtausenden, von den frühen Kulturen des Mittelmeerraumes und Vorderasiens über alle Epochen der europäischen Plastik, vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Erstmals außerhalb von Dresden war diese Spannweite in einer Ausstellung zu erleben.
Die unkonventionelle „Sonderausstellung“, die unter der Regie der Fluthelfer im Albertinum entstand, hatte uns dazu angeregt, auch in Berlin rund 200 Glanzstücke der Sammlung und etwa 150 Gipsabgüsse in ungewöhnlichen Gegenüberstellungen zu präsentieren. Unter den Leitmotiven „Bewegung“, Stille“, „Charaktere“, „Ebenmaß“, „Farbe“ und „Ewigkeit“ kam es zu Begegnungen quer durch die Epochen. So fand sich der „Tanzende Faun“ von Adriaen de Vries (vor 1588) in einem Saal mit dem frühhellinistischen antiken Torso eines tanzenden Satyrn (um 240 v. Chr.), aber auch mit der altägyptischen Holzstatuette eines Schreitenden (um 2135-2040 v. Chr.) und der Holzskulptur „Mit offenen Armen“ (1997) von Hans Scheib.
Wilhelm Lehmbrucks „Kniende“ (1911) trifft auf das attische Grabrelief der Familie des Arkesilas (um 360 v. Chr.). Der „Dresdener Knabe“ (römische Kopie der frühen Kaiserzeit nach einem Bronzewerk des Polyklet oder seiner Schule gegen 430 v. Chr.) war zusammen mit Max Bills „Halbe Kugel um zwei Achsen“ (1965/66) und Max Klingers originalem farbigem Gipsmodell die „Neue Salome“ (1887/88) mit römisch-ägyptischen Mumienmasken zu sehen.
Veranstalter: Staatliche Kunstsammlung Dresden und Staatliche Museen zu Berlin
Kuratoren: Moritz Woelk (Dresden), Kordelia Knoll (Dresden)