Ausstellung
40 Jahre nach dem Auschwitz-Prozess (1965) erinnerte das Fritz Bauer Institut mit der Ausstellung „Auschwitz-Prozess 4 Ks 2/63 Frankfurt am Main“ an diesen bedeutenden Wendepunkt in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik. Nach der Präsentation am historischen Ort in Frankfurt am Main (2004) war die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau zu sehen.
Nach Jahren des Schweigens über die Verbrechen der nationalsozialistischen Vergangenheit richtete sich seit dem 20. Dezember 1963 der Blick der bundesdeutschen und internationalen Öffentlichkeit auf den Prozess, der gegen 21 SS-Angehörige aus Auschwitz und einen Funktionshäftling in Frankfurt am Main eröffnet wurde. Unscheinbare Bürger, allesamt Familienväter zwischen 42 und 68 Jahren waren des Mordes, des hundertfachen Mordes angeklagt. 211 Auschwitz-Überlebende sagten als Zeugen aus. Über 20 Monate hinweg wurde die deutsche Öffentlichkeit mit den Verbrechen der Vergangenheit konfrontiert. „Gerichtstag halten über uns selbst“, dazu hatte der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer die junge Republik aufgerufen. Der Auschwitz-Prozess sollte ein Anfang sein.
Die Ausstellung dokumentierte den damals größten Schwurgerichtsprozess der bundesdeutschen Justizgeschichte. Im Mittelpunkt standen die überlieferten Tonbänder aus dem Prozess. Themen der Ausstellung waren der historische Hintergrund des Verfahrens, die Rekonstruktion des Aufsehen erregenden Prozessgeschehens sowie die Wirkungsgeschichte des Prozesses in Literatur, Philosophie, Publizistik und Theater. In „Räumen der Gegenwart“ vermittelten zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler ihre Perspektive auf den Prozess in seiner Zeit. Mit ihren Werken setzten sie gewissermaßen die Rezeptionsgeschichte des Prozesses fort.
Dokumentation und historischer Hintergrund und Rezeptionsgeschichte waren die Kapitel der Ausstellung. Ein Kapitel war der Reflektion des unfassbaren Geschehens in der Zeitgenössischen Kunst gewidmet: Hannah Arendts Aufforderung, die Erzählung über Auschwitz in wissenschaftlicher und literarischer Form in Gang zu bringen, wurde in dieser Ausstellung als Auftrag verstanden, heute aufs Neue eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem einzigartigen Verbrechen zu suchen. Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler waren: Loris Cecchini, Claus Föttinger, Robert Kusmirowski, Bojan Sarcevic, Wilhelm Sasnal, Silvia Schreiber, Joachim Seinfeld und Gitte Villesen. Eine Vortragsreihe sowie ein Filmprogramm fand begleitend zur Ausstellung im Kinosaal des Martin-Gropius-Baus statt.
Veranstalter: Eine Ausstellung des Fritz Bauer Instituts, Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, Frankfurt am Main. Mit Unterstützung der Berliner Festspiele, der Stiftung Topographie des Terrors, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.
Konzept: Dr. Irmtrud Wojak
Kurator: Erno Vroonen
Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Joachim Perels, Universität Hannover, Prof. Dr. Friedrich P. Kahlenberg, Präsident des Bundesarchivs a. D., Koblenz/Berlin-Potsdam
Ausstellungsstationen: Frankfurt/Main, Berlin