Ausstellung
In zahlreichen Werken von in Wien arbeitenden Fotografen spiegelt sich jene Mentalität wider, die auch den Volkskomödien des großen österreichischen Satirikers Johann Nestroy (1801-1862) zu eigen ist. Es sind die individuellen, oft „krypto-ethnografischen“ Methoden, es ist der kritisch-ironische Blick, mit dem sich die Wiener Dokumentationsfotografen ihren meist anonymen Mitbürgern zuwenden, worin ganz offenbar Nestroys Geist und seine Sicht des Menschen nach wie vor Gültigkeit haben. Seine spöttischen, auch von deftiger Bosheit geleiteten Intentionen, seine Fähigkeit, versteckte und vertraute menschliche Schwächen aufzuspüren, scheinen dort weiter zu leben. Aus dieser Erkenntnis entstand die Ausstellung „Bilder von Wienern“.
Fast alle ausgewählten Fotografen verfügen über ein hohes Maß an ironischer Distanz, gleichsam ein nestroysches Erbe, denn in ihren typologischen Serien, ihren Reportagen und auch in Einzelbildern dokumentieren sie gesellschaftliche Realitäten, bisweilen psychische Grenzsituationen oder soziale Randzonen.
Die Schau, zusammengestellt aus der Sammlung der Kulturabteilung der Stadt Wien (Museum auf Abruf), war im Sinne Johann Nestroys als Hommage an die Menschen dieser Stadt zu verstehen, als neuerlicher Versuch, diesmal von Fotografen, den anonymen Wiener in seiner Vielfalt, seinem Witz, seiner Absonderlichkeit, seinen Widersprüchen, aber auch in seiner Liebenswürdigkeit zu dokumentieren.
In der Ausstellung waren mit Arbeiten vertreten:
Andreas Baumann, Heinz Cibulka, Sepp Dreissinger, Marianne Greber, Franz Hubmann, Leo Kandl, Nikolaus Korab, Barbara Krobath, Erich Lessing, Ernst Logar, Reinhard Mandl, Emil Mayer, Marcelo Perocco, Josef Polleross, Cora Pongracz, Didi Sattmann, Curt Stenvert, Christian Wachter, Harry Weber, Flora Zimmeter
Veranstalter: Museumspädagogischer Dienst MD Berlin in Zusammenarbeit mit dem Museum auf Abruf (Kulturabteilung des Magistrats der Stadt Wien)
Im Rahmen des „Monats der Fotografie“.