Ausstellung

Der Kreml

Gottesruhm und Zarenpracht. Schätze aus dem Kreml-Museum, Moskau

Plakat zur Ausstellung „Der Kreml. Gottesruhm und Zarenpracht“

Plakat zur Ausstellung „Der Kreml. Gottesruhm und Zarenpracht“

„Über Moskau geht nur der Kreml, und über dem Kreml ist nur noch Gott“, wusste der Volksmund früher zu berichten. In seiner Doppelfunktion als Zentrum der politischen und religiösen Macht wurde der Moskauer Kreml von den Russen stets als identitätsstiftender Mittelpunkt des Reiches empfunden und als solcher auch weit über die Staatsgrenzen hinaus wahrgenommen. Bewundert und gefürchtet, konnte sich der Kreml in seiner über 800-jährigen wechselvollen Geschichte zum Symbol des russischen Staatswesens, des orthodoxen Glaubens und der russischen Kultur entwickeln.

Dem vielschichtigen Mythos Kreml näher zu kommen, ihn aus der heutigen Perspektive zu betrachten und in einen breiteren kulturellen Kontext zu stellen – dazu sollte diese Ausstellung beitragen. Vor dem Hintergrund markanter Ereignisse aus der russischen Geschichte und mit dieser auf das Engste verwoben, wurden dem Besucher Höhepunkte der kulturellen Entwicklung rund um den Moskauer Kreml vom 12. bis zum 19. Jahrhundert vor Augen geführt, darunter die Entstehung dieses einzigartigen Architekturensembles, das Kunstschaffen der berühmten Kreml-Werkstätten und die Herausbildung einer eigenständigen Ästhetik innerhalb der russisch-orthodoxen Sakralkunst.

Im ausgehenden 12. Jahrhundert begann der unaufhaltsame Aufstieg Moskaus von einem bescheidenen Marktflecken im russischen Nordosten zum machtbewussten Zentrum „der gesamten Rus“. Der im 15. und 16. Jahrhundert unter der Mitwirkung italienischer Renaissancearchitekten umgestaltete Kreml bot den dort residierenden Großfürsten und Metropoliten einen würdigen Rahmen für ihre Herrschaft. Die Krönung Iwans IV., des Schrecklichen, 1547 zum Zaren drückte ein neues Selbstverständnis des Moskauer Staates aus: Er trat jetzt als legitimer Erbe des byzantinischen Kaisertums – als das „Dritte Rom“ – in Erscheinung und schickte sich an, seine Großmachtträume zu verwirklichen.

Damit rückte Moskau wieder zunehmend ins Blickfeld der internationalen Politik- und Handelsinteressen: Kostbare Geschenke der Könige von England, Schweden oder Polen, des türkischen Sultans wie des persischen Schahs zeugen von intensiven Bemühungen um die Gunst der Kreml-Fürsten. Mit einem prachtvollen Feuerwerk zum Jahreswechsel 1699/1700 ließ Peter I. in Moskau den Eintritt Russlands in ein neues Zeitalter feiern. Die Einführung des Julianischen Kalenders sollte das beispiellose Reformwerk des Herrschers einleiten. Den imperialen Ansprüchen seines Reiches entsprach er schließlich mit der eigenen Krönung zum Kaiser 1721 in der Moskauer Himmelfahrts-Kathedrale (sie blieb bis zum Ende der Monarchie 1917 die Krönungskirche der russischen Herrscher). Es war der Tag seines größten Triumphes.

Zu sehen waren rund 300 hochkarätige Werke aus den Bereichen Ikonen- und Porträtmalerei, liturgische Geräte, Geschmeide und Textilien, Rüstungen und Waffen, Bücher und historische Karten sowie kostbare Geschenke ausländischer Gesandtschaften an die Zaren. Sie sollten die Bedeutung Russlands innerhalb der europäischen Kulturgeschichte, das Schaffen der berühmten Kreml-Werkstätten und die eigenständige Ästhetik der russisch-orthodoxen Kunst dokumentieren.

Der Mythos Kreml ist gleichzeitig untrennbar mit seiner eindrucksvollen Architektur verbunden. Hinter den nacheinander aus Eichenstämmen, weißem Kalkstein und rotem Ziegelmauerwerk errichteten Schutzmauern ließen die russischen Herrscher und Kirchenfürsten die Festung stets erweitern und imposante Repräsentationsbauten errichten. Die wichtigsten Phasen dieser Entwicklung vom frühen Mittelalter bis in unsere Zeit wurden in der Ausstellung mit Hilfe einer aufwendigen CAD-Rekonstruktion anschaulich gemacht.

Veranstalter: Berliner Festspiele. Eine Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Bonn, in Kooperation mit dem Staatlichen Kulturhistorischen Museum Moskauer Kreml. Mit freundlicher Unterstützung von „Kulturen im Dialog. Deutsch-Russische Kulturbegegnungen 2003/2004“.
Die Ausstellung in Berlin wurde ermöglicht durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Schirmherrschaft: Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation, Johannes Rau, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland
Im Rahmen der Deutsch-Russischen Kulturbegegnung 2003/2004
Kuratorin: Agnieszka Lulinska, Bonn
Ausstellungsstationen: Bonn: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Berlin: Martin-Gropius-Bau Berlin