Ausstellung

Fassbinder – JETZT

Das Deutsche Filmmuseum Frankfurt am Main zeigte vom 6. Mai bis 23. August 2015 die Ausstellung Fassbinder – JETZT im Martin-Gropius-Bau Berlin in neun Räumen anlässlich des 70. Geburtstags von Rainer Werner Fassbinder am 31. Mai. Die Präsentation setzte neue Impulse für die Auseinandersetzung mit einem der bedeutendsten deutschen Regisseure.

Neben der Arbeitsweise des Filmemachers veranschaulichte Fassbinder – JETZT die Kohärenz seines filmischen Werks und dessen Einfluss auf die zeitgenössische Kunstproduktion. Die Ausstellung nahm damit eine doppelte Perspektive ein: historisch und gegenwartsbezogen. Sie spürte die ästhetischen, politischen und medialen Zusammenhänge auf, die unsere Gegenwart von Fassbinders Zeit distanzieren und zugleich mit ihr verbinden.

Die Präsentation begann mit einer Gegenüberstellung: Schlagzeilen und Texte spiegeln die damalige Rezeption der Persona Fassbinder und seines Werks in der Öffentlichkeit wider. Auf neun Monitoren mit Ausschnitten aus Fernsehinterviews, erläuterte Fassbinder sein Filmverständnis – und verdeutlicht implizit auch die Methoden seiner Selbstinszenierung.

Diesem öffentlichen Image Fassbinders wurde im ersten Teil der Ausstellung ein anderes gegenübergestellt: Originaldokumente und persönliche Gegenstände aus seinem Nachlass gewährten den BesucherInnen detaillierte Einblicke in das Lebensumfeld und die Projekte des Regisseurs. Notizen, Briefe, Kalkulationen, Skripte, Drehbücher und -pläne legten Fassbinders Arbeitsweise sowie seine persönliche Haltung dar und verdeutlichten sein strategisches und strukturiertes Vorgehen. Eine Bildschau zeigte den Regisseur hochkonzentriert bei der Inszenierungsarbeit mit seinem Team. An Medienstationen mit digitalisierten Dokumenten, wie beispielsweise vollständigen Drehbuchmanuskripten, konnten die BesucherInnen virtuell durch das Arbeitsarchiv Fassbinders blättern oder das Diktat zu seinem Opus Magnum BERLIN ALEXANDERPLATZ (1979/80) anhören. Ergänzend wurde das Augenmerk auf die Arbeit Fassbinders mit der Kostümbildnerin Barbara Baum gelegt. Neben ihren Kostümen, wie dem spektakulären Silberlamé-Kleid, das Hanna Schygulla in „Lili Marleen“ (1980) trägt, und den Matrosen-Uniformen aus „Querelle“ (1982), wurden Skizzen aus ihrem Privatbesitz präsentiert.

Der zweite Teil der Ausstellung veranschaulichte die durchgängigen Themen und ästhetischen Mittel in Fassbinders Filmen und stellte sie Arbeiten von zeitgenössischen KünstlerInnen gegenüber, die sich direkt oder indirekt auf diese beziehen. So waren auf einer frei im Raum schwebenden Leinwand Filmausschnitte mit Fassbinders 360°-Kameradrehungen zu sehen, darunter auch die berühmte Szene aus „Martha“ (1973). Es folgt Runa Islams Videoinstallation „Tuin“ (1998), in welcher sie diese Kameradrehung zitierte.

Eine Kompilation mit Ausschnitten aus Fassbinders Filmen führte auf drei großen Leinwänden in die wichtigsten Themen seines Œuvres ein und verdeutlichte zudem stilistische Mittel, wie Licht, Rahmung und Blickführung, die seine Filme prägten.

Ästhetische Strategien, Themen und Motive aus Fassbinders Filmen haben auch Jeroen de Rijke / Willem de Rooij, Tom Geens, Maryam Jafri, Ming Wong sowie der kanadische Fotograf Jeff Wall in ihren Arbeiten aufgegriffen. Die Künstler verbinden diese mit ihrer eigenen Haltung. Ihre Arbeiten eröffnen eine neue Sichtweise auf Fassbinders Werk, sie legen dar, welche Aspekte heute von besonderer Relevanz sind und demonstrieren übergeordnet, wie das Kino aktuelle künstlerische Medien prägt. Umgekehrt liefern die Videoarbeiten Interpretationsimpulse für die heutige Fassbinder-Rezeption.

Das Projekt fand in Kooperation mit der Rainer Werner Fassbinder Foundation, Berlin statt und wurde durch den Hauptstadtkulturfonds gefördert.

Veranstalter: Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main
In Kooperation mit der Rainer Werner Fassbinder Foundation, Berlin. Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.