Die Nacht der Villa Massimo

mit Arbeiten der Stipendiaten des Jahrgangs 2014

Deutsche Akademie Rom zu Gast im Martin-Gropius-Bau, Berlin

Am Donnerstag, den 19. Februar 2015, um 19.30 Uhr, ist die Villa Massimo Rom erneut für eine Nacht im Berliner Martin-Gropius-Bau zu Gast. Die Stipendiaten 2014 zeigen ihre jüngsten Werke im Rahmen von Ausstellungen, Konzerten und Lesungen. Ehrengast des Abends ist der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel.

Die Veranstaltung wird mit Grußworten und Reden von Joachim Blüher, Direktor der Villa Massimo, Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, und Sigmar Gabriel MdB, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, feierlich eröffnet. Die Rede der Stipendiaten hält der Autor Oswald Egger.

Die Stipendiaten des Jahres 2014 zeigen in den Räumen des Martin-Gropius-Baus künstlerische Arbeiten, die während ihres Romaufenthaltes entstanden sind. So, wie sich in der Villa Massimo die Studios der Künstler entlang der sogenannten Viale degli Artisti, der Atelierstraße im Park der Villa Massimo, reihen, folgen die Präsentationen in den Ausstellungsräumen des Martin-Gropius-Baus nacheinander.

Eli Cortiñas, Annika Larsson, Hans-Christian Schink und Nasan Tur, die Bildenden Künstler dieses Stipendiatenjahrganges, bespielen die Ausstellungsräume mit Videoinstallationen und Fotografien. Der Architekt und Künstler Jan Edler präsentiert die Lichtinstallation zu einem laufenden Forschungsaufbau und der Landschaftsarchitekt Thilo Folkerts ist mit Gartenprojekten vertreten. Die Lesungen von Martin Mosebach und Oswald Egger und die Konzerte der Komponisten Hanna Eimermacher und Vito Žuraj werden in zwei eigenen Räumen stattfinden. Eggers Lesung wird von Augustin Maurs Cellomusik begleitet. Das Vocalconsort Berlin tritt mit dem Dirigenten Ralf Sochaczewsky auf. Es spielt das Ensemble Modern in der Besetzung von Rumi Ogawa, David Haller und Slavik Stakhov als Schlagzeugtrio. Zudem wird im Lichthof ein großes Objekt von Emmanuel Heringer, Flechtwerkgestalter und Praxisstipendiat der Villa Massimo 2014, zu sehen sein.

www.villamassimo.de

<h2>Die Stipendiaten des Jahres 2014</h2>

Bildende Kunst

Eli Cortiñas
Eli Cortiñas projiziert die in Rom entstandene Videoarbeit „Quella che cammina“ (Diejenige, die läuft, 2014). Der Titel bezieht sich auf die zentrale Frauenfigur in Carlo Lizzanis Filmbeitrag zur neorealistischen Anthologie „L’amore in città“ (1953) zusammen mit Federico Fellini und Michelangelo Antonioni. In Cortiñas filmischer Komposition dient diese Figur der verarmten, alternden Prostituierten als Angelpunkt, in einer assoziativen Montage aus selbst gefilmten Material und Found Footage, ihre eigene Rolle als eigenverantwortliches Individuum, Arbeiterkind, Frau, Tochter und als Künstlerin zu befragen.

Annika Larsson
Annika Larsson zeigt ihre aktuelle, noch nicht abgeschlossene Arbeit „Notes“ (2014), die aus gefilmten Notizen besteht, die während ihres römischen Aufenthaltes entstanden sind. Diese Notizen, die von Sehnsucht, Affekt und Wahrnehmung handeln, sind in mehreren Projektionen nebeneinander gestellt und spielen durch Gegensätze, Verschiebungen, Zufälle und Wiederholungen ein mehrdeutiges Spiel mit dem Betrachter. Zudem stellt sie auch die Arbeit „Notes – Tagebücher“ (1999 - 2005) aus.

Hans-Christian Schink
Hans-Christian Schink präsentiert „Aqua Claudia“ und „EUR“: zwei Fotografieserien, die beide in Rom entstanden sind. Aqua Claudia, bestehend aus 40 Farbfotografien, folgt den noch vorhandenen Fragmenten des Aquäduktes der Aqua Claudia, einer der wichtigsten Wasserleitungen der Antike (1. Jahrhundert n. Chr.), durch die Peripherie Roms bis zur Porta Maggiore in der Stadt. Die Fotografien zeigen diese Bauten in einem jahrhundertlangen Prozess von Konservierung und Wandel. In „EUR“, bestehend aus 25 Fotografien, wird das Areal der „Esposizione Universale di Roma“ (1938) in einer auf das Wesentliche reduzierten Form präsentiert. Die Beschränkung auf Schwarzweiß und die konsequente Abwesenheit von Personen und Fahrzeugen konzentriert den Blick auf die unterschiedlichen Stile, die in den letzten 80 Jahren entstanden sind.

Nasan Tur
Nasan Tur ist mit drei in Rom entstanden Arbeiten im Martin-Gropius-Bau vertreten. Die raumfüllende Textinstallation „Crisis“ (2014), in Reklame-Ästhetik, leuchtet vom Boden aus golden in den Raum hinein. Das Video „First Shot“ (2014) zeigt Momente, in denen Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben mit einer scharfen Waffe schießen. Dieser erste Schuss markiert für die jeweiligen Personen auch das Ende eines gewissen Zustandes, den sie vor dem Schuss noch besaßen: Die Unschuld, es noch nie getan zu haben. In dem Video „In my pants“ (2015) ist der Künstler zu sehen, wie er in die Hose nässt.

Architektur

Jan Edler
Jan Edler und Tim Edler realisieren mit ihrem Studio „realities:united“ seit über 15 Jahren hybride Kunstinstallationen im Kontext von Stadt und Architektur. Zur Präsentation im Martin-Gropius-Bau zeigt Jan Edler, Architekt und Künstler, fortlaufende Arbeitsergebnisse eines prototypischen Laboraufbaus zur Erforschung der Lichtwirkung von hochauflösenden LED Videodisplays, und der Verschmelzung von Informationsträger und Beleuchtungselement.

Thilo Folkerts
Der Landschaftsarchitekt Thilo Folkerts präsentiert drei während seines Italienaufenthaltes entstandene Gartenprojekte in Form einer mehrteiligen Rauminstallation. „Apertura“ (2014), für den Garten der Villa Massimo entwickelt, beschreibt die Möglichkeit des Gartens, Veränderung und Temporalität zu reflektieren. Die Buchsbaumhecke im Garten vor den Ateliers ist in Stücken entfernt worden, um durch die Öffnung eine Nutzung als gemeinschaftlichen Raum zu ermöglichen. Giardino gioiosa ist ein Gartenprojekt für die Casa Gioiosa, die Teil eines ehemaligen, historischen Gefängniskomplexes ist und zum Besucherzentrum des Parco Regionale di Porto Conte bei Alghero auf Sardinien wird. „Irrigazione“ ist für den Ausstellungsraum artQ13 in Rom entstanden und unterstreicht den Aspekt des Gärtnerns als einen Akt der Raumnahme, aber auch die geschichtliche Entwicklung der Hydrotechnik, die (im Garten) zur Repräsentation von Macht, Vermögen und Reichtum benutzt wurde.

Literatur

Oswald Egger
Die Lesung „Ton in Ton“ von Oswald Egger, begleitet von dem Komponisten und Cellisten Augustin Maurs, wurde in Form einer sprachmusikalischen Interaktion während des Aufenthaltes der Beiden in der Villa Massimo gemeinsam entwickelt.

Martin Mosebach
Martin Mosebach liest eine Passage aus seinem Aufsatz „Raffael und die Domus Aurea“, der im Winter 2014 in Rom entstanden ist.

Komposition

Hanna Eimermacher
Hanna Eimermachers Komposition „Rollende Wolken gezogener Flügel“ (2010) für zwölf Stimmen wird mit der Aufführung im Martin-Gropius-Bau ihre deutsche Erstaufführung haben. Interpreten sind das Vocalconsort mit dem Dirigenten Ralf Sochaczewsky.

Vito Žuraj
Das Ensemble Modern in der Besetzung von Rumi Ogawa, David Haller und Slavik Stakhov spielt „Top Spin“ für Schlagzeugtrio (2011/13) von Vito Žuraj. Das Werk entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern. TOP SPIN ist die Bezeichnung für eine Schlagart im Tennis und gehört zur Serie von Žurajs Musikwerken, die einen Tennis-Titel haben. Die Aufnahme davon wird im Rahmen der Portrait-CD bei der Edition Zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrats in Kooperation mit WERGO im Herbst 2015 veröffentlicht.

Praxisstipendiat

Emmanuel Heringer
Emmanuel Heringer, Flechtwerkgestalter, hat während seiner Zeit in der Villa Massimo die große Arbeit „Flechter_ei“ hergestellt. Das Objekt zeigt exemplarisch wie ein Handwerker aus seinem Arbeitsalltag heraustritt und eine zweckfreie Form ohne Auftrag schafft. Eine solche Freiheit der Gestaltung ist im Grunde nur in einer Auszeit, wie sie die Villa Massimo bietet, zu realisieren. Hier war es nicht die Idee ein möglichst großes Objekt zu flechten, sondern einen Innenraum zu schaffen, in dem man vollständig vom Korbgeflecht umgeben ist.

Kontakt
Allegra Giorgolo: giorgolo@villamassimo.de
Tel +39 06 4425 9340
ab dem 17.2. auch: +49 (0)1573 5631 576
Frida-Marie Grigull: Tel +49 (0)1577 5391 454

Die Veranstaltung wird gefördert durch den Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes und unterstützt von den Berliner Festspielen / Martin-Gropius-Bau, Air Dolomiti und Comue di Olevano Romano.