Öffentlicher Workshop für Familien und Kinder (ab 1. Klasse)
zur Ausstellung „Thomas Struth. Nature & Politics“
Das Wort Fassade leitet sich ab von „facies“, dem lateinischen Wort für Gesicht. In der Architektur gibt es Blendfassaden, Fassaden hinter denen sich etwas ganz anderes verbirgt. Wir untersuchen Außen und Innen, Schein und Sein. Wir nehmen beispielsweise eine Tasche oder einen Rucksack erst von außen, dann von innen auf. Wir schauen auf Schranktüren, Schubladen und was sich dahinter offenbart. Das Ziel sind wenige, gute Fotografien mit Tiefenschärfe.
Thomas Struth (1954*) und seine Arbeit zu beschreiben ist gar nicht so einfach. Er ist Künstler. Seine Werke werden weltweit ausgestellt. Sein Medium ist die Fotografie. Er ist aber auch Wissenschaftler. Wie mit einem Brennglas zeigt er gesellschaftlich-soziale Zustände in scheinbar sachlichen Bildern. Doch sie sind nur vordergründig sachlich. Lässt man sich darauf ein und schaut präzise, öffnet sich das zweidimensionale Werk ins Mehrdimensionale. Ein Prozess des Entdeckens und Nachfragens beginnt: nach der Natur und der Gestaltungskraft des Menschen - im Beeindruckenden wie im Bedrohlichen.
Die ausgestellte Serie thematisiert vor allem von Menschen geschaffene künstliche Welten. Die Fotografien zeigen nicht die Hülle, sondern ihr Herzstück: hochkomplexe Apparaturen mit unübersichtlichen Kabelsträngen aufgenommen an Orten der internationalen Forschungselite – Neil Armstrong Flight Research Center der NASA, USA; Weizmann-Institut, Israel; Helmholtz-Zentrum, Berlin; AGLAE, Paris. Ist das Science-Fiction oder sind es reale Orte?
Dann ein Bild eines unterirdischen Raums, eine Art Grotte einer Tempelanlage. Im Mittelpunkt eine Hängebrücke, darunter orangerot brennende Lavastücke; im Hintergrund das steinerne Gesicht mit den magisch-leuchtenden Augen einer Gottheit. Ist das nun eine echte Ausgrabungsstätte oder eine Filmkulisse? Thomas Struth hat „Ride“ im Disneyland Park in Anaheim, USA, aufgenommen. Es war der erste von Walt Disney 1955 gegründete Freizeitpark, Kulisse des Indiana Jones Films „Temple of the Forbidden Eye“. Eine von Menschenhand gemachte Kulisse, die Abenteuer verspricht und gleichzeitig eine Scheinwelt offenbart.
Ein einziges Bild zeigt Natur, die reine Kraft der Natur: das Meer.