Wie Bilder laufen lernen

Öffentlicher Workshop für Familien und Kinder (ab 1. Klasse)
zur Ausstellung „NO IT IS ! William Kentridge“

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Ein Kinofilm zeigt 24 Bilder pro Sekunde – aber schon ab 16 Bilder pro Sekunde lernen Bilder laufen. Das ermöglicht Entdeckungen, denn manchmal ist es nur das Zucken einer Augenbraue, das den Charakter eines Menschen verrät oder es ist das Wogen eines einzelnen Astes, das die Sinnlichkeit der Natur verdeutlicht. In Kentridges Filmen reichen wenige Bilder pro Sekunde, um Bewegung entstehen zu lassen. Hierfür malt, radiert und übermalt er das gleiche Motiv auf nur einem Blatt und filmt dieses ab. Oder er skizziert dasselbe Motiv 10 bis 15 Mal, und dabei ist wird es immer ein wenig anders. Wir lassen aus unseren Bildern ein Daumenkino entstehen: Sucht euch ein Motiv – es kann ein Baum, ein Auto, eine Wolke, eine Frau oder Mann sein - und skizziert dieses wieder und wieder: Seht, wie euer Motiv in Bewegung gerät!

William Kentridge ist ein Erzähler, aber kein gewöhnlicher. Er nutzt für seine Erzählungen Kohle und Bleistift, manchmal noch einen blauen oder roten Buntstift, damit bringt er sie zu Papier. Er skizziert, radiert, wiederholt und beginnt aufs Neue. Fehler werden zu Chancen. Zeichnungen werden fotografiert, wieder verändert und wieder fotografiert. Es entstehen Geschichten, Zeichentrickgeschichten. Die Geschichte hinter den Geschichten spielt in Südafrika.

Südafrika ist dreimal so groß wie Deutschland; Es gibt dort viele Bodenschätze. Etwa 41 Millionen Schwarze und vier Millionen Weiße leben dort. Die weiße Bevölkerung setzt sich aus den Nachkommen von Niederländern, Briten, Franzosen und Deutschen zusammen, die sich ab dem 18. Jahrhundert dort niederließen. 1950 wurde ein Apartheidsgesetz verabschiedet, das alle Südafrikaner in vier Rassen einteilte: In Schwarze, Weiße, Farbige und Asiaten. Die Weißen hatten das Sagen. Der Kontakt zwischen Schwarzen und Weißen wurde verboten und die Menschen nach Rassen auch in Bussen und Schulen getrennt. Die schwarzen Südafrikaner wurden in sogenannte Homelands umgesiedelt, in landwirtschaftlich weitgehend unfruchtbare Gebiete, Unterdrückung war an der Tagesordnung und Gewalt ebenso. Erst vor zwanzig Jahren, 1991, wurde die Beendigung der Apartheid beschlossen. Reformen greifen nur langsam und Chancengleichheit ist noch längst nicht hergestellt.

William Kentridge wurde im Nordosten Südafrikas, in Johannesburg, 1955 geboren. Seine Eltern waren Rechtsanwälte und jüdische Einwanderer. Sie verteidigten politische Kämpfer, die gegen die Apartheid waren. Auch William Kentridge studierte zuerst Politik und Afrikanistik, später Kunst und Schauspiel. Seine Geschichten erzählen von der dortigen Landschaft, den Minenarbeitern, der Apartheid. Viele seiner Zeichnungen und Geschichten fragen nach der Wahrheit, nach der Macht des Geldes und der dem Prozess des Lebens. Es sind poetisch-künstlerische Statements, die es in sich haben.