Zeigt her Eure Hände

Öffentlicher Workshop für Familien und Kinder (ab 1. Klasse)
zur Ausstellung „Germaine Krull – Fotografien“

Beratung und Anmeldung:
Museumsinformation Berlin
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Vielleicht begann die Kreativität des Menschen mit den Händen, und schon möglich, dass die Menschen und insbesondere die Künstler*innen von den Händen fasziniert sind, weil sie unentwegt etwas Neues schaffen. Germaine Krull hat viele Hände fotografiert – von Malern, Pianisten, Schriftstellern mit denen sie sich in Paris der 1920er Jahren traf. Habt Ihr mal Eure Hände betrachtet? Die Eurer Lehrer, Eurer Tischnachbarn? Das wollen wir nachholen und dabei soll's nicht bleiben; wir werden sie fotografieren und neu entdecken.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdecken zwei Franzosen (es waren Joseph Nicephore Niepce und Louis Jacque Mande Daguerre) Techniken und chemische Verfahren, um Bilder festzuhalten. Die Weiterentwicklung der Fotografie verläuft rasant. Die erste Kodak-Kamera mit Rollfilmen wird im Jahr 1889 eingeführt und im Wesentlich ist dies der Entwicklungsstand in der Analogfotografie, der noch immer aktuell ist.

Die Geschichte der Fotografie war daher noch relativ jung, als Germaine Krull (1897-1985) das fotografische Handwerk in München erlernt und als Fotografin im Paris der 1920er und 30er-Jahre Furore macht. Sie publiziert Bücher. Ihre Aufnahmen werden zu Titelmotiven von ersten bebilderten Magazinen und ihre Bildreportagen schreiben Fotografiegeschichte.

Der Durchbruch in Paris gelingt ihr mit außergewöhnlichen Fotografien vor allem von technischen Bauwerken, wie dem Eiffelturm, Häfen und Industrieanlagen. Es sind Aufnahmen, die keine Orientierung zulassen, ungewohnte Perspektiven öffnen und ein neues Sehen ermöglichen.

Das „Neue Sehen“ wird zu einer Stilrichtung in der Fotografie, die den Fortschritt mit einer neuen, experimentellen Bildsprache dokumentiert. Doch Germaine Krull nimmt nicht nur Technisches in den Fokus ihrer kleinformatigen lcarette, sondern beschäftigt sich auch mit dem Pariser Leben: Sie begleitet mit ihrer Kamera Clochards, fotografiert in Arbeitervierteln und Markthallen, auf Märkten und Jahrmärkten.

Sie übernimmt zahlreiche Aufträge für Zeitschriften, Mode und Werbung. Sie experimentiert mit Mehrfachbelichtungen und kollagenartigen Ausschnitten. Sie arbeitet an Szenen der Pariser Unterwelt, an Landschaftsbildern, an Automobil und Straßenbildern und portraitiert Künstler, Literaten und Filmer. Immer wieder fotografiert sie Hände, als handle es sich um Gesichter – stets mit einem unkonventionellen Blick und ohne einer bestimmten Strömung anzugehören. Ihr Leben ist ebenso unkonventionell wie ihr Werk. Beides ist Thema von Führungen und Workshops nach dem Motto „Sehen, Verstehen, Selbermachen“.