Reinigungsritual und Oríkì-Performance | Rituals of Care

Baba Murah und Candomblé Berlin: The Magic of Healing

Candomblé-Ritual im Ilê Obá Sileké, 2019, Foto: Nico Beradi, Courtesy: Ilê Obá Sileké & Forum Brasil e. V.

Candomblé-Ritual im Ilê Obá Sileké, 2019 Foto: Nico Beradi, Courtesy: Ilê Obá Sileké & Forum Brasil e.V.

Im Rahmen des Performanceprogramms Rituals of Care wird Baba Murah, das geistige Oberhaupt des Berliner Candomblé-Tempels Ilê Obá Sileké, mit dessen Gemeindemitgliedern Lichthof des Gropius Bau ein Reinigungsritual zu Ehren des Gottes der Krankheit und der Heilung durchführen.

Begrenzte Platzkapazitäten

In der afro-brasilianischen Religion des Candomblé stehen zwischen dem obersten Schöpfer Olorun und den Menschen die Orixás, westafrikanische Gottheiten, die durch verschiedene Naturkräfte repräsentiert werden. Zu den Grundprinzipien der matriarchal strukturierten Religion zählt die Balance zwischen den Kräften: das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur, der geistigen und der materiellen Welt, dem diesseitigen und dem jenseitigen Leben. Disbalancen gelten als Krankheit und können durch Heilungs- und Reinigungsrituale wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

Heilungs- und Reinigungsritual

Im Lichthof des Gropius Bau wird Baba Murah, das geistige Oberhaupt des Berliner Candomblé-Tempels Ilê Obá Sileké, mit dessen Gemeindemitgliedern ein Reinigungsritual zu Ehren des Orixá Obaluaiê, dem Gott der Krankheit und der Heilung, durchführen. Als Obaluaiê von seiner Mutter Nanã – der Orixá des Urschlamms – aufgrund seiner Pocken verlassen wurde, rettete ihn Iemanjá, die Meeresgöttin. Mit ihrem Salzwasser heilte sie Obaluaiê und verwandelte seine Pocken in weiße Blumen. Das im Ritual eingesetzte Heilmittel Popcorn erinnert an diesen Mythos.
Neben dem Altar von Obaluaiê sind der Altar von Oxum, Göttin der Schönheit und der Liebe und Herrin des Süßwassers, sowie der Altar von Xangô, Gott der Gerechtigkeit und des Feuers, Teil des Rituals.

Olubajé – Bankett der Heilung

Die komplexe Mythologie des Candomblé setzt sich aus verschiedenen Erzählungen, den sogenannten Oríkìs, zusammen, die vor allem durch Schauspiel, Tanz, Gesang, Perkussion und Pantomime dargestellt und weitergegeben werden. Das im Gropius Bau gezeigte Tanztheater erzählt die Geschichte Olubajé – Bankett der Heilung:
Traurig und wütend darüber, bei der großen Feier aller Orixás nicht eingeladen zu sein, entzog Obaluaiê dem Himmel und der Erde seine Kräfte. Die Sonne schien nicht mehr, die Pflanzen verkümmerten und die Erde wurde unfruchtbar. Dem Rat des Orakels Ifá folgend brachten die Orixás Obaluaiê ihre Lieblingsspeisen dar und sangen und tanzten zu seinen Ehren. Obaluaiê war ihnen dankbar, die Sonne trat hinter den Wolken hervor und die Erde erlangte ihre Fruchtbarkeit zurück. Die Kräfte waren wieder in Balance und Heilung trat ein.

Baba Murah ist das spirituelle Oberhaupt des Ilê Obá Sileké, des einzigen Candomblé-Tempels in Deutschland. 2003 gegründet, befindet sich der Tempel seit 2007 im Zentrum Forum Brasil e. V. in Berlin-Kreuzberg.

Musik: Valdir Juvenal, Leosinho Percussivo und Juninho Quebradera
Tanz: Gil Guimarães, Meryl Prettyman, Carolina Schneeberg und Murah Soares
Mit den Töchtern und Söhnen des Ilê Obá Sileké