Ausstellung
Plakat zur Ausstellung „Cindy Sherman“ Gestaltung: Steenbrink Vormgeving, Berlin
Die amerikanische Künstlerin Cindy Sherman zählt zu den wichtigsten Vertreterinnen inszenierter Fotografie. In ihren Fotografien nutzt sie ihren Körper auch als Bildträger und setzt sich in unterschiedlichsten Maskeraden und Rollen in Szene. Indem sie zugleich als Regisseurin, Hauptdarstellerin und Fotografin agiert, löst sie strenge Trennungen zwischen Posieren und Betrachten auf. Sherman wurde 1954 in Glen Ridge, einem Vorort von New York, geboren. Sie studiert zunächst Malerei, dann Fotografie an der State University of New York in Buffalo. Damals lernt sie den Künstler Robert Longo kennen, mit dem sie gemeinsam mit Charles Clough die unabhängige Kunstgalerie Hallwalls gründet.
Nach dem Studienabschluss 1976 beschließt Cindy Sherman, sich in New York niederzulassen, wo sie auch heute noch lebt und arbeitet. In der Kunstgeschichte steht das Werk von Cindy Sherman für einen radikalen Wandel und die Neudefinition der Möglichkeiten der zeitgenössischen Fotografie. Parodistisch, grotesk, manchmal brutal inszenieren ihre Arbeiten in Anlehnung an kulturelle und soziale Stereotype ein Spektrum von Figuren und hinterfragen die unterschiedlichen visuellen Codes ihrer Darstellung in Werbung, Kino und klassischer Malerei. Im Fokus steht besonders das zeitgenössische Frauenbild und seine Ästhetik.
Es wurden über 200 Fotografien sowie der Film „Doll Clothes“ von 1975 gezeigt. Durch diese Vielfalt konnte der Besucher einen Einblick in die unterschiedlichen Schaffensphasen der Künstlerin bekommen. So waren die frühen Serienarbeiten wie „Untitled A-E“, „Bus Riders“ und „Murder Mysteries“ vertreten, die bereits spätere inhaltliche und thematische Elemente ankündigen. Darüber hinaus waren die Serien, die Cindy Sherman zu ihrem Durchbruch verhalfen, alle in der Ausstellung zu sehen: Die erfolgreiche Serie „Untitled Film Stills“, bei denen Sherman auf jedem Foto posiert wie in einer Filmszene, ist eines ihrer bekanntesten Werke.
Susan Sontag bezeichnete diese zwischen Inszenierung, Fantasie und Wiedererkennung changierende Bildern als „Kopien ohne Originale“. Die Serien „Rear Screen Projections“ und „Centerfolds/Horizontals“ markieren den Übergang zur Farbfotografie und zu deutlich größeren Formaten. In der Serie „History Portraits/Old Masters“ posiert Sherman in unterschiedlichen historischen Kostümen in der Rolle von Männern und von Frauen, wobei es ihr auf erstaunlicher Weise gelingt, die wesentlichsten ästhetischen Merkmale der jeweiligen kunsthistorischen Periode auf die Fotografie zu übertragen. Auch ihre neusten Werke, wie u.a. „Hollywood/Hampton Types“, „Horror and Surrealist Pictures“ sowie „Clowns“ waren in der Ausstellung zu sehen.
Sowohl in der nationalen wie auch in der internationalen Presse stieß die Ausstellung auf großes Interesse. In den Printmedien wurden über 85 Beiträge veröffentlicht. Auch im Rundfunk (6 Beiträge) und im Internet (130 Beiträge) wurde die Ausstellung ausführlich besprochen. Über 50.000 Besucher kamen, um die Retrospektive im Martin-Gropius-Bau zu sehen. Im Rahmen der Ausstellung hielt Prof. Dr. Hanne Loreck einen Vortrag zum Thema „Cindy Shermans Maskeraden“.
Veranstalter: Berliner Festspiele. Eine Ausstellung des Jeu de Paume.
Ermöglicht durch den Hauptstadtkulturfonds
Kuratoren: Régis Durand (Paris), Véronique Dabin (Paris)
Ausstellungsstationen: Paris: Jeu de Paume, Berlin: Martin-Gropius-Bau, Humlebaek: Louisiana Museum for Modern Art, Bregenz: Kunsthaus Bregenz