Ausstellung

Die Tropen

Ansichten von der Mitte der Weltkugel

Plakat zur Ausstellung „Die Tropen“

Plakat zur Ausstellung „Die Tropen“

Zwanzig Jahre nach der wegweisenden Schau „Les Magiciens de la Terre“ in Paris unternahm die Ausstellung „Die Tropen – Ansichten von der Mitte der Weltkugel“ im Martin-Gropius-Bau erneut den Versuch, zu zeigen, welche kulturellen Kräfte zusammen und welche gegeneinander wirken. Die Ausstellung wollte einen unbestechlichen, krisenresistenten Bildervorrat vorschlagen, der eine nichthierarchische Betrachtung der Welt erlaubt.

Generell ging es um eine Reästhetisierung der Rede über die Tropen, die dazu beitragen sollte, angesichts der übermächtigen politischen und ökonomischen Diskurse das kulturelle Gewicht der tropischen Naturräume in die Waagschale zu werfen. Die Ausstellung war auch eine Etappe auf dem Weg zum Humboldt-Forum, das künftig in der Mitte Berlins die außereuropäischen Kulturen zu einem Zwiegespräch mit den Meisterwerken Europas auf der Museumsinsel einladen will.

Der Begriff der Tropen war von Beginn an ein kulturelles Konstrukt. Zwischen der tropischen Natur und ihrer Wahrnehmung durch die Menschen lagen immer wieder Vorstellungen aus der Literatur und der bildenden Kunst. Deutungen und Lesarten der Tropen gleichen einer imaginären Bibliothek und einem erfundenen Museum, in denen unsere Träume und geheimen Wünsche aufgehoben sind. Bis heute prägen die Künstler unsere Vorstellung der Tropen. Die Ausstellung setzte an der europäischen Projektion der Tropen an, sie versuchte aber zugleich, dieses Konstrukt zu reflektieren. Diese Ambi-valenz zeigte sich in den verschiedenen Ansätzen der drei Kuratoren. Alfons Hug zeigte nicht nur Werke von zeitgenössischen Künstlern aus den Tropen, sondern bezog auch Werke von Künstlern ein, die nicht aus den Tropen stammen, diese aber zum Thema machen. Viola König gruppierte Objekte innerhalb des Themas „Farben und Klänge der Tropen“ und ermöglicht so, Gemeinsamkeiten bestimmter Aspekte der Kunst aus den Tropen nachzugehen. Peter Junge stellte Beispiele der Kunst aus den Tropen zu drei grundsätzlichen Themen menschlicher Gesellschaften vor, deren Gemeinsamkeit zunächst nur darin bestand, dass sie Kulturen zugeordnet sind, die dem geografisch definierten Bereich der Tropen angehören.

Etwa 200 alte Kunstwerke von zumeist anonym gebliebenen Künstlern aus Ghana, Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, Indien, Thailand, Sri Lanka, Myanmar, Indonesien, Papua Neu Guinea, Hawaii, Samoa, Brasilien, Guatemala, Mexiko, Panama, Peru und Bolivien sind zu sehen.

Wie auch Werke von folgenden zeitgenössischen Künstlern:
Franz Ackermann (Deutschland), Pilar Albarracín (Spanien), Alexander Apostol (Venezuela), Fernando Bryce (Peru/Berlin), Edward Burtynsky (Kanada), Roberto Cabot (Frankreich/Brasilien), Marcos Chaves (Brasilien), Walmor Corrêa (Brasilien), Daspu (Brasilien), Maurício Dias/Walter Riedweg (Brasilien/Schweiz), Dinh Q. Lê (Vietnam), Mark Dion (USA), Adriano Domingues (Brasilien), Theo Eshetu (Äthiopien), Sandra Gamarra Heshiki (Peru), Andreas Gursky (Deutschland), Candida Höfer (Deutschland), Pieter Hugo (Südafrika), Jitish Kallat (Indien), Mariana Manhães (Brasilien), Milton Marques (Brasilien), Beatriz Milhazes (Brasilien), Marcone Moreira (Brasilien), Marcel Odenbach (Deutschland), Paulo Nenflídio (Brasilien), Denis Nona (Australien), Sherman Ong (Singapur), Vong Phaophanit (Laos), Navin Rawanchaikul (Thailand), REA (Australien), Caio Reisewitz (Brasilien), Mauro Restiffe (Brasilien), Julian Rosefeldt (Deutschland), Hans-Christian Schink (Deutschland), Gerda Steiner/Jörg Lenzlinger (Schweiz), Thomas Struth (Deutschland), Fiona Tan (Indonesien/England), Guy Tillim (Südafrika), David Zink Yi (Peru/Berlin)

Das Goethe-Institut nahm in Zusammenarbeit mit dem Ibero-Amerikanischen Institut, dem Hebbel am Ufer und den Freunden der Deutschen Kinemathek e.V. / Kino Arsenal die Ausstellung zum Anlass für ein gemeinsames Tropen-Rahmenprogramm mit Musik, Performance, Film, Fotografie, Diskussionen, Symposien und Vorträgen.

Ein Katalog zur Ausstellung erschien auf deutsch und englisch beim Kerber Verlag und enthält auf 344 Seiten Essays und kürzere Beiträge zur Kunst der Tropen und verschiedenen kultur- und gesellschaftspolitischen Fragen.

Veranstalter: Goethe-Institut und Ethnologisches Museum – Staatliche Museen zu Berlin
Kuratoren: Alfons Hug, Rio de Janeiro; Dr. Peter Junge, Berlin; Prof. Dr. Viola König, Berlin
Ausstellungsstationen: Brasilia, Berlin