Ausstellung
Plakat zur Ausstellung „Karl Valentin“ Gestaltung: Steenbrink Vormgeving, Berlin
Erstmals war in Berlin, war im Martin-Gropius-Bau eine dem bayrischen Komiker, Kabarettisten, Autor und Filmproduzenten Karl Valentin gewidmete Ausstellung zu sehen. Karl Valentin wurde 1882 als Valentin Ludwig Fey geboren. Trotz seiner Nähe zur Bühne galt vor allem dem Film seine besondere Aufmerksamkeit. Handwerkliches Geschick und das Interesse für die damals neuen Kommunikationsmittel Telefon, Film und Rundfunk führten 1912 zur Gründung seiner eigenen Filmgesellschaft.
Noch im selben Jahr drehte er seinen ersten Film Valentins Hochzeit. Bis 1937 folgten über 30 weitere Produktionen, wie beispielsweise der surrealistische Film Die Mysterien eines Frisiersalons (1922), welcher in Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht entstand. 1929 inszenierte der Medienkünstler den „ersten deutschen Tonfilm“ In der Schreinerwerkstätte als Live-Ton-Performance. Valentin und Karlstadt sägten, lärmten und stritten zur stummen Projektion des Films, unsichtbar für die Kinozuschauer und doch anwesend auf der Leinwand. Außerdem nutzte Karl Valentin aber ab 1928 ein weiteres Medium: die Schallplatte.
1934 eröffnete er schließlich in den Kellerräumen des Hotels Wagner sein Panoptikum. Es war ein zwischen Heiterkeit und Grauen angesiedeltes Museum der Sinne und der Sinnestäuschungen, ein Ort, der die Realität des Alltags irreal und Irreales sinnlich erfahrbar machte. Der Erfolg beim Publikum blieb jedoch aus. Das Unternehmen trieb den Komiker Ende 1935 an den Rand des finanziellen Ruins und Liesl Karlstadt in tiefe Depressionen. Seine Filme thematisierten immer häufiger in tragisch-komischer Manier die alltäglichen Sorgen derjenigen, die nicht in das Bild der Nationalsozialisten vom Deutschen Bürger passten.
Neben dem Sketch In der Apotheke (1941) gehören zu seinen letzten Arbeiten die „Sparfilme“. Unter finanziellem Druck erklärte sich Valentin bereit, an zwei Werbetonfilmen des „Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes“ mitzuwirken. 1940 kam es zum vorläufigen Abschied von der Bühne. Fünf Jahre später träumte Valentin zwar wieder von einem eigenen Filmatelier, doch in der Nachkriegszeit war sein schwarzer Humor nicht mehr gefragt. Auch die 1946 eingespielte Hörfunkserie Es dreht sich um Karl Valentin wurde wegen Hörerprotesten eingestellt. Der Künstler starb am 9. Februar 1948 von seinen Zeitgenossen fast vergessen, verarmt in seinem Haus bei München.
Die Ausstellung entfernte sich bewusst von der biografisch fundierten Annäherung an Valentin. Im Zentrum stand der komplexe Medienbezug seines Werks. Karl Valentins groteske Bühnen-, Film- und Sprachwelt, sein experimentelles, komisches Spiel mit Medieneffekten wurde mit über 300 Exponaten illustriert. Zu sehen waren Fotos, Originalhandschriften, Typoskripte, Briefe, Zeichnungen, Plakate, Lichtbilder, Schallplatten und Filme.
In den Beiträgen der regionalen und überregionalen Presse (117 Beiträge), im Internet (120 Beiträge) und im Rundfunk (15 Beiträge) erhielt die Ausstellung ein positives Echo. Der ausstellungsbegleitende Katalogband enthält u.a. einen Aufsatz des Valentin-Spezialisten Klaus Gronenborn sowie teilweise unveröffentlichte Fotografien und Dokumente aus dem Nachlass. Im Rahmen der Ausstellung referierte Klaus Gronenborn im Martin-Gropius-Bau zum Thema: „Karl Valentin – Schriftsteller für Bühne, Film, Zeitung und Rundfunk“.
Veranstalter: Berliner Festspiele und Deutsches Filminstitut – DIF e.V. / Deutsches Filmmuseum.
Eine Ausstellung des Filmmuseums Düsseldorf und des Deutschen Filmmuseums Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit der Theaterwissenschaftlichen Sammlung Schloss Wahn.
Kuratoren: Klaus Gronenborn, Köln; Matthias Knop, Düsseldorf; Hans-Peter Reichmann, Frankfurt/Main
Ausstellungsstationen: Düsseldorf, Frankfurt/Main, Berlin, München