Ausstellung

Malerei für die Ewigkeit

Die Gräber von Paestum

Plakat zur Ausstellung „Malerei für die Ewigkeit. Die Gräber von Paestum“

Plakat zur Ausstellung „Malerei für die Ewigkeit. Die Gräber von Paestum“ Gestaltung: Steenbrink Vormgeving, Berlin

Berühmt wurde Paestum, eine Stadt in Süditalien, durch die Stiche Piranesis 1777 und eine beeindruckende Beschreibung Goethes in seiner Italienischen Reise 1787. Hier befinden sich die größten Schätze antiker Freskomalerei. Bei Ausgrabungen in den 1960er Jahren entdeckte man etwa 200 reich bemalte Gräber aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.

Die Ausstellung zeigte 43 dieser bemalten Grabplatten, italienische Nationalschätze, aus dem Museo Archeologico Nazionale di Paestum in Berlin. Die Steingräber bestehen jeweils aus vier tonnenschweren Einzelplatten und wurden für die Ausstellung zu ihrer ursprünglichen Form zusammengesetzt und frei im Raum aufgestellt. Anders als im Museum von Paestum, wo die Malereien nur als Einzelplatten zu betrachten sind, wurde damit die räumliche Einheit der Darstellungen wieder hergestellt.

Kampfszenen, Wettkämpfe und Bestattungsriten des italischen Volksstammes der Lukaner sind auf den Exponaten zu sehen. Ursprünglich waren die Grabplatten nicht für die Nachwelt gedacht, sondern wurden direkt nach dem Begräbnisritual verschlossen. So sollten die Bilder den Toten ins Jenseits geleiten. Deswegen sind die Fresken bis heute erhalten und mittlerweile über 2400 Jahre alt.

Die Malereien überraschen durch ihre Lebendigkeit und erzählerische Vielfalt. Während Frauengräber die Aufbahrung mit Klagefrauen, Musikanten und Opferszenen darstellen, feierte man in Männergräbern die Verstorbenen als siegreiche Kämpfer. Häufig wiederkehrende Motive sind heimkehrende Männer zu Pferde und Frauen, die sie mit einem Willkommenstrunk begrüßen, aber auch Jagdszenen und Leichenspiele mit Wagenrennen, Lanzenstechen und Faustkämpfen. Fabel-tiere wie Sphinx und Greif sind ebenso dargestellt wie Nereiden, die auf Seepferden reiten – eine Anspielung auf die Inseln der Seligen. Die vielen von den Malern beobachteten Details geben Aufschluss über das aristokratische Leben in der antiken Stadt Paestum. Neben dem Bilderschmuck der Grabkammern wurden den Toten auch zahlreiche Grabbeigaben mit auf den Weg gegeben. Kostbare Vasen, Rüstungen und andere Objekte, die in den Gräbern gefunden wurden, belegen eindrucksvoll, wie die Lukaner ihre Toten ehrten.

Ein zweiter Ausstellungsteil widmete sich der Darstellung der antiken Tempel von Paestum in den bildenden Künsten von 1750 bis 1850. Rund 55 Gemälde, Radierungen, Zeichnungen und Aquarelle stellten facettenreiche Ansichten des seit Mitte des 18. Jahrhunderts zum europäischen Bildungsgut avancierten Paestum vor Augen.

Das Spektrum reichte von den Veduten Antonio Jolis bis hin zu den berühmten Radierungen Giovanni Battista Piranesis, einschließlich seiner Vorzeichnungen, die in einer Auswahl erstmals in Deutschland gezeigt werden. Drei Architekturmodelle der Tempel von Paestum ergänzten die Präsentation und schufen einen eindrucksvollen Hintergrund für die Gräber der Lukaner.

Die Exponate boten damit einen seltenen Einblick in die Bildkunst jener Zeit, denn die griechischen Malereien, die den Künstlern von Paestum als Vorbild dienten, sind heute weitgehend verloren. Paestum wird daher nicht allein als Stätte berühmter griechischer Tempel begriffen, sondern auch als Ort der umfassendsten „Pinakothek“ antiker Malerei.

Das Konzept der Schau erarbeitete der bedeutende Archäologe Prof. Dr. Bernard Andreae, ehemaliger Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, der bereits 2006 die Ausstellung Kleopatra und die Caesaren und 2004 die erfolgreiche Etrusker-Ausstellung im Bucerius Kunst Forum kuratierte. Dr. des. Nina Simone Schepkowski, wissenschaftliche Volontärin am Bucerius Kunst Forum, konzipierte den zweiten Ausstellungsteil zur Rezeptionsgeschichte der antiken Tempel von Paestum in den bildenden Künsten des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Katalog, der die Ausstellung begleitet, erschien im Hirmer Verlag.

Veranstalter: Berliner Festspiele. Eine Ausstellung des Bucerius Kunst Forum, Hamburg. Ermöglicht in Berlin durch den Hauptstadtkulturfonds.
Schirmherrschaft: Giorgio Napolitano, Präsident der Republik Italien, Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages
Kuratoren: Prof. Dr. Bernard Andreae, Rom mit Nina Simone Schepkowkski, Hamburg
Ausstellungsstationen: Hamburg: Bucerius Kunst Forum, Berlin: Martin-Gropius-Bau