Futurismus und Avantgarde

Donnerstag 10. Dezember 2009 | 19:00

Ort: Martin-Gropius-Bau, Kinosaal

Einführung Thomas Tode

Eine Veranstaltung des Italienischen Kulturinstituts in Zusammenarbeit mit dem Martin-Gropius-Bau und Fondazione Cineteca Italiana

„Auf den ersten Blick mag der Film – erst vor kurzem erfunden – als ein geborener Futurist erscheinen, d.h.: ohne Vergangenheit und bar jeder Tradition. (…) Wir (…) sehen im Film die Möglichkeit einer eminent futuristischen Kunst, und wir betrachten ihn als das beste Ausdrucksmittel für die allumfassende Sensibilität eines futuristischen Künstlers.“

Manifest des futuristischen Films

Programm

19 Uhr

1. Fregoli dietro le quinte/ Fregoli al ristorante, 1898,
    R: Leopoldo Fregoli, 2 min.

2. Ballo Excelsior, 1913, R: Luca Comerio, 23 min.

3. Thais, 1917, R: Anton Giulio Bragalia, 35 min.

20.30 Uhr

4. La notte insonne di Topolino, 1931, R: Goffredo Alessandrini, 47 min.

5. Il ventre della città, 1932, R: Fernando Di Ciocco, 16 min.

22 Uhr

6. Velocità, 1930, R: Tina Cordero, Guido Martina, Pippo Oriani, 15 min.

7. Le avventure di Pinocchio, 1911, R: Giulio Antamoro, 41 min.

Jeder Programmteil wird von Thomas Tode eingeführt

Fregoli dietro le quinte & Fregoli al ristorante (Fregoli hinter den Kulissen & Fregoli im Restaurant, 1898) feiert bereits die futuristischen Werte der Geschwindigkeit und der Omni präsenz und spiegelt die Vorliebe der Futuristen für wilde und anti-bürgerliche Abenteuergeschichten.

Ballo Excelsior (Ball Excelsior, 1913) handelt vom Triumph des Fortschritts, in über bordenden Dekors. Thais (1917) – Thais Galitzky gibt den männermordenden Vamp, mit der es in einer langen Agonie ein schlimmes Ende nimmt – ein echtes futuristisches Werk, nicht zu letzt aufgrund des von Enrico Prampolini entworfenen Dekors.

In La notte insonne di Topolino (Die schlaflose Nacht der Mickey Maus, 1931) spielen Schau spieler aus Fleisch und Blut mit Masken die Kurzfilme von Walt Disney nach. Ein Metafilm, in dem die Mickey-Fantasie-Figuren die Albträume und Träumereien der Menschen verwirk lichen, als Doubel und Marionette.

Il ventre della città (Der Bauch der Stadt, 1932) zeigt die dunklen und verdrängten Seiten der Großstadt: das Schlachthaus und die Märkte.

Velocità (Geschwindigkeit, 1930) erzählt nur mit Hilfe von Objekten, seien es auf einer Klavier tastatur tanzende Schachfiguren, schnell drehende Exenter-Maschinen oder avantgardistische Grafik und Schrift.

In dem kolorierten Le avventure di Pinocchio (Abenteuer des Pinocchio, 1911) verschlägt es die klassische Kinderbuchfigur u. a. zu den Indianern nach Amerika, eine Mischung aus Münchhausen und Western.

Thomas Tode

Filmemacher, Kurator und Publizist. Forscht insbesondere zu Avantgardefilm, Sowjetfilm, Essayfilm. Letzte Kuratierungen: „bauhaus & film“ (Weimar, Dessau, Hamburg, Berlin, 2009), letzte Publikation: „Dziga Vertov – Die Vertov-Sammlung im Österreichischen Filmmuseum“ (Wien 2006), Im Druck: „Viva Fotofilm! Bewegt / Unbewegt“ (Marburg 2009); „Der Essayfilm. Ästhetik und Aktualität“ (Konstanz 2010).

Im Rahmen der Ausstellung „Sprachen des Futurismus“